Windenergie für Dietenbach?

Windräder auf dem Rosskopf (Bild: Timothy Simms)

Gestern hat der Freiburger Gemeinderat Grünes Licht für den Stadtteil Dietenbach gegeben. Mit dem Ziel, dass Dietenbach ein Energie-Plus-Stadtteil wird. Eine Möglichkeit, das hinzubekommen, könnte auch eine aus dem Stadtteil finanzierte Windkraftanlage sein – wir fragen dazu nach.

Dietenbach als Plus-Energie-Stadtteil/Bau externer Windräder über einen Windkraftfonds Dietenbach- Fraktionsanfrage nach § 24 Abs. 4 GemO außerhalb von Sitzungen

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

am gestrigen Abend hat der Freiburger Gemeinderat grünes Licht für den Bau des neuen Stadtteils Dietenbach mit 6.000 Wohnungen für 15.000 EinwohnerInnen gegeben.

Stadtrat Eckart Friebis
Stadtrat Eckart Friebis (Bild: Britt Schilling)

Ein von den GRÜNEN initiierter interfraktioneller Antrag mit konkreten Zielvorstellungen zum Bereich Ökologie und Soziales wurde seitens der Stadtverwaltung übernommen und vom Gemeinderat mit überwältigender Mehrheit beschlossen.

Eine dieser Zielvorstellungen ist, den neuen Stadtteil nicht nur klimaneutral sondern als Energie-Plus-Stadtteil zu konzipieren, der mehr CO2-neutrale Energie produziert als verbraucht.

Dieses Ziel ist ehrgeizig, aber aus Sicht der GRÜNEN erreichbar und auch unabdingbar!

Als eine Option – neben bspw. der Prüfung (auch tiefen-) geothermischer Potenziale – bietet sich die Errichtung einer oder mehrerer aus dem Stadtteil heraus finanzierter Windkraftanlagen auf geeigneten – vorzugsweise Freiburger – Schwarzwaldbergen an.

Als eine mögliche Variante zur Realisierung eines solchen Projektes schlagen wir nachstehend erläutertes Modell vor und bitten die Verwaltung um Prüfung – falls erforderlich auch um konstruktive Modifizierung mit dem Ziel der Entwicklung einer möglichst unkomplizierten praxistauglichen Vorgehensweise.

Grünes Modell Windkraftfonds Dietenbach

Im Rahmen einer Konzeptausschreibung für Wohnungsbau- und andere Grundstücke werden – so wie beim Stadtteil Gutleutmatten bzgl. anderer inhaltlicher Schwerpunkte bereits erfolgreich umgesetzt – Bonuspunkte für das freiwillige Angebot zusätzlicher Leistungen durch die GrundstücksbewerberInnen vergeben:

So könnte für die finanzielle Einlage – bspw. eines Betrages von jeweils 10.-€ pro Quadratmeter Wohn-, Nutz- oder Geschossfläche – in einen Windkraftfonds Dietenbach ein festgelegter Bonus erteilt werden, der in die Gesamtbewertung des Angebotes bei Mehrfachbewerbungen einfließt.

Bei einer für den Stadtteil insgesamt geschätzten Geschossfläche von über 840.000m² kämen bei 10.-€/m² im besten Falle 8,4 Millionen Euro Einlage im Windkraftfonds zusammen. Bei Angeboten von mehr als 10.-€/m² entsprechend mehr, sollte die Option nicht von allen BewerberInnen gezogen werden, entsprechend weniger. Interessant ist derzeit aber lediglich die Größenordnung, d.h. das ungefähre Finanzvolumen eines solchen Fonds.

Angesichts der Anlagenkosten von ca. 4 Millionen Euro für eine den hiesigen Verhältnissen angepasste Binnenland-Windkraftanlage mit einer Leistung von 4 MW und einer Jahresstrom-erzeugung von rund 8 Millionen Kilowattstunden bei angenommenen 2.000 Volllaststunden, wären ein bis zwei Anlagen finanzierbar. Entweder für den Neubau von Anlagen, bspw. auf geeigneten Flächen in Freiburg oder Umgebung oder für (finanziell günstigere) Repowering-Anlagen auf Standorten in Freiburg (Rosskopf, Holzschlägermatte/Schauinsland) oder Umgebung.

Schon eine einzige derartige Anlage könnte bilanziell mehr als die Hälfte des Jahresstrombedarfs der perspektivisch 15.000 Dietenbacher EinwohnerInnen abdecken, zwei Anlagen somit den Gesamtverbrauch aller künftigen BewohnerInnen.

Und dies bei bescheidenen Kosten für die BauherrInnen:  Bei einer Geschossfläche von 100m² für ein Wohn- oder Gewerbeprojekt würden lediglich Kosten von 1.000.- € (100m² x 10.-€/m²) entstehen, was einem Bruchteil von 1% der Baukosten entspricht.

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Horn, dieser Modellentwurf ist sicherlich nur eine von vielen Möglichkeiten, wie aus Dietenbach ein zukunftsfähiger ökologischer Stadtteil werden kann, der über eine Klimaneutralität deutlich hinaus geht und weit mehr an CO2-neutraler sauberer Energie erzeugt als verbraucht.

Wir wären Ihnen dankbar, wenn Sie dieses Modell konstruktiv prüfen und ggfs. ergebnisorientierte Optimierungsvorschläge unterbreiten könnten. Genauso erwarten wir auch, dass weitere innovative Vorschläge seitens der Stadtverwaltung zur genannten Zielerreichung erarbeitet und dem Gemeinderat zur Festlegung der weiteren Vorgehensweise unterbreitet werden.

Mit freundlichen Grüßen

Für die Fraktion B‘90/DIE GRÜNEN

Eckart Friebis
Fraktionsgeschäftsführer, Stadtrat

Nachricht hiervon der Umweltbürgermeisterin, dem Baubürgermeister, dem für Liegenschaften zuständigen Finanzbürgermeister, der Projektgruppe Dietenbach, dem Umweltschutzamt, der Ökostromgruppe, der badenova  WärmePlus  sowie den Medien