„Richtig, ein Angebot unterhalb des teuren Einzelfahrscheins zu schaffen“ 11. Dezember 201821. September 2020 Im nächsten Sommer wird ein Kurzstreckenticket eingeführt. Das ist vernünftig, weil wir ein Angebot unterhalb des teuren Einzelfahrscheins benötigen. Dass die Maßnahme aber verkehrspolitisch wenig bringen wird und sich die Begeisterung in Grenzen hält, begründet Stadtrat Timothy Simms in seiner Rede im Gemeinderat. Rede von Stadtrat Timothy Simms zu TOP 7 der Gemeinderatssitzung vom 11.12.2018: „Einführung eines Kurzstreckentickets“ Sehr geehrter Oberbürgermeister Horn, sehr geehrte Damen und Herren, Stadtrat Timothy Simms (Bild: Britt Schilling) mittlerweile kostet der Einzelfahrschein Zone 1 in unserem Verbund 2,30 Euro. Und das wird nicht das Ende der Fahnenstange sein. Denn auch die Bus- und Strassenbahnfahrer*innen der VAG haben das gute Recht auf steigende Löhne. Und das Geld für diese Tariferhöhungen und weitere Kostensteigerungen z.B. bei Kraftstoffen muss ja irgendwo herkommen. Wenn man dieses Geld auf die umlegt, die als Kunden von dem tollen ÖPNV-Angebot profitieren, bedeutet das: Steigende Ticketpreise. Wer über steigende Ticketpreise lamentiert und statt Preissteigerung lieber städtische Zuschüsse erhöhen möchte, der muss schon sagen, woher er das Geld nimmt. Gestern wurde der Haushalt eingebracht – der Finanzbürgermeister hat zurecht die geringen Spielräume für weitere laufende Ausgaben angesprochen. Und dass die große Koalition in Berlin mehr als insgesamt dann doch eher symbolische Förderprogrämmchen für einen Elektrobus hier und einen da locker macht, glaube ich nicht. Das Land hat in den letzten Jahren die Mittel für den ÖPNV erhöht und neuverteilt. Aber: Freiburg profitiert davon nicht ganz zu unrecht wenig, denn es hat in der Vergangenheit schon viel bekommen und hat im Landesvergleich ohnehin ein sehr preisgünstiges Tarifsystem. Mit anderen Worten: Tariferhöhungen in unserem Verbund werden auch künftig kommen. Und deshalb ist es jetzt richtig, ein Angebot unterhalb des teuren Einzelfahrscheins zu schaffen. So wie wir vor Jahren ja auch die Regiokarte-Basis als neues Einstiegsangebot im Bereich dem Monatskarte geschaffen haben. Es ist also vernünftig. Aber Begeisterung tritt bei mir nicht ein. Einen verkehrspolitisch wünschenswerten Effekt Richtung Umstieg weg vom Auto zum ÖPNV ist eher unwahrscheinlich, zeigen doch alle Studien, dass man Umstiege durch bessere Verkehrsangebote erzielt, aber selten durch Verbilligung von Fahrscheinen. Begeisterung tritt aber auch nicht ein, weil das Kurzstreckenticket die Stadt über eine halbe Million jährlich kosten wird. Freiburg zahlt damit 90% der Kosten, die das neue Ticket mit sich zieht. Das Umland nur 10%. Ob das eine faire Kostenaufteilung und das bestmöglichste Verhandlungsergebnis ist? Fraglich. Es bleibt zu hoffen, dass die Kostenaufteilung in Zukunft anders sein wird. Begeisterung tritt aber auch nicht ein, weil das Angebot für die Freiburg vielleicht doch zu dünn ist. Drei Haltestellen mit der Strassenbahn decken gerade mal das Gebiet der Innenstadt ab, verständlich dass viele – seien uns nun in den sozialen Medien oder sei es auch hier im Haus, wenn ich mir den Antrag von JPG/UL – sich fragen, ob der aktuelle Vorschlag der richtige ist. Ich komme zum Schluss: Wir brauchen das Kurzstreckenticket als Baustein in unserem Tarifgefüge. Deshalb ist es vernünftig, es einzuführen. Und darüber darf man sich durchaus freuen. Man sollte aber nicht diese kleine Tarifmaßnahme überhöhen. Ein nennenswerter Beitrag zu Umstieg weg vom Auto – nachher diskutieren wir ja noch den Luftreinhalteplan – ist es nicht. Wer wie die Linke Liste behaupt hier ginge es um „Mehr Bewegung für wirksamen Klimaschutz“, hat verkehrspolitisch offenbar wenig Ahnung. Es ist auch nicht ein Einstieg in einen noch billigeren oder gar kostenfreien ÖPNV. Wer das Kurzstreckenticket so verkaufen möchte, der hat sich offenbar nur wenig informiert über die Finanzierung des ÖPNV.
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