Rede

„Ein ehrlicher Blick darauf, was geleistet wurde, und was die nächsten Schritte sind“

Alle zwei Jahre bietet der Schulentwicklungsplan einen Überblick über die städtische Schulpolitik. In ihrer Rede geht Stadträtin Vanessa Carboni auf die Inhalte des Plans ein und betont, dass vieles erreicht wurde, aber auch große Ausgaben in der Zukunft liegen und dafür die nötigen Mittel durch den Haushalt erwirtschaftet werden müssen.

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Horn,
sehr geehrte Frau Bürgermeisterin Buchheit,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Anwesende,

Zum Schulentwicklungsplan könnte man eine lange Rede halten – ich versuche mich kurz zu fassen – denn die Verwaltung legt hier eine Fundgrube von Wissen über die Freiburger Schullandschaft vor und einen Überblick über die gesamte kommunale Schulpolitik. Dafür ein großer Dank! Ein Dank an alle Mitarbeiter*innen im Dezernat der Schulbürgermeisterin und im Amt für Schule und Weiterbildung. Ein Dank an das Gebäudemangement, das Schule baut und in Schuss hält. Ein Dank natürlich auch an alle die, die in den Schulen als Lehrerin, Sekretär, Hausmeisterin oder Schulsozialarbeiter täglich für den Bildungserfolg unserer Kinder arbeiten. Dank nicht nur für den Bericht, in den viel Arbeit geflossen ist, sondern vor allem auch das, was hier in Freiburg alles schulpolitisch umgesetzt wird.

Stadträtin Vanessa Carboni (Bild: Britt Schilling)

Der Schulentwicklungsplan ist alle zwei Jahre ein ehrlicher Blick darauf, was geleistet wurde, und was die nächsten Schritte sind. Als ausgebildete Lehrerin blutet mir das Herz, dass die Ressourcen beschränkt sind und wir nicht mehr machen können, wer würde sich nicht wünschen, dass alle Schulen saniert sind, alle Schulen digitalisiert sind und überall optimale Arbeitsbedingungen und beste Ausstattung vorhanden sind.  

Der Bericht zeigt: Neben der Kernaufgabe als Schulträger – der Bereitstellung von Gebäuden, digitaler Infrastruktur, Sekretariaten und Hausmeistern und so fort – zeigt der Bericht deutlich, dass für uns in Freiburg Bildungspolitik damit nicht aufhört. Sondern eben auch viele andere, oft freiwillige Leistungen erbracht werden, um eine möglichst hohe Bildungsqualität zu erreichen. Dass wir hier teilweise richtig gut sind, zeigt z.B. die Ausstattung mit Schulsozialarbeit, wo Freiburg landesweit den Spitzenwert erreicht.

Der Bericht zeigt auch, dass wir große Aufgaben in Zukunft haben. Ich nenne hier den Sanierungsstau bei den beruflichen Schulen, die Digitalisierung, den Ausbau der Ganztagsschule und die Schaffung weiterer Schulplätze in einer wachsenden Stadt. Besonders freut mich, dass in Dietenbach erstmals eine Gemeinschaftsschule mit gymnasialer Oberschule entstehen wird – also die Schulform, die Bildungsgerechtigkeit gleich mitdenkt! Auch am Tuniberg wünschen wir uns  die Möglichkeit für längeres gemeinsames Lernen.

Der Bedarf ist also groß. Gestern wurde der Haushalt eingebracht und es freut mich, dass wir mit diesem einige der wichtigen Projekte angehen – unter anderem endlich die Erweiterung der Max-Weber-Schule. Der Bedarf wird auch in Zukunft riesig sein. Schulsanierung, Aus- und Umbau unserer Schulen für zeitgemässe Pädagogik – Stichwort Schulraum als Pädagoge – werden nie abgearbeitet sein. Deshalb ist es so wichtig, dafür zu sorgen, dass dafür auch in Zukunft verlässlich Mittel bereitstehen. Das heisst: Sorge zu tragen, dass der Haushalt aus eigener Kraft die nötigen Investitionsspielräume bietet. Für uns ist daher eine nachhaltige Finanz- und Haushaltspolitik ein wichtiger Baustein einer kontinuierlichen Verbesserung von Schulen und Bildungschancen.

Leider sind die Bildungschancen in unserem Land immer noch nicht gerecht verteilt. Dass die Chancen auch in der Freiburg nicht gleich verteilt sind, zeigen nicht nur Bildungsbericht und der vorliegende Schulentwicklungsplan. Das zeigt auch der Sozialbericht – auch anlässlich dieser Berichte haben wir mehrfach über Weingarten als einen Stadtteil gesprochen für den diese Chancenungleichheit besonders ins Auge springt.

Es ist aber zu kurz gesprungen, nur die Frage der Übergänge ins Gymnasium in den Blick zu nehmen. Es stimmt auch nicht – wie im Antrag von ESFA behauptet – dass die für eine erfolgreiche Schullaufbahn elementaren Sozialisationsakteurinnen, Familien und Kitas, weitgehend ausser Acht blieben. Im Gegenteil: Der Gemeinderat hat in den letzten Jahren konsequent diese Strukturen in Weingarten in den Blick genommen und beträchtliche Mittel für das Adolf-Reichwein-Bildungshaus und die Kita Violett bereitgestellt. 

Wir finden die Intention des vorliegenden Änderungsantrags gut, Weingarten in den Blick zu nehmen – aber auch andere Stadtteile mit Problemlagen – und neue Wege zu suchen für mehr soziale Gerechtigkeit und Bildungschancen. Der vorgeschlagene Weg ist aber ein Schnellschuss, die vorgeschlagene Fachkommission ist in ihrer Zusammensetzung aus unserer Sicht so nicht der richtige Weg – deshalb können wir dem Antrag so nicht zustimmen. Gerne können wir uns interfraktionell zusammensetzen, um zu überlegen, wie hier ein guter Prozess aussehen könnte.

Abschießend kann man also sagen: Wir machen bereits viel für eine vielfältige und bunte Bildungslandschaft in Freiburg – aber es ist uns klar, dass wir noch weiter viel vorhaben und angehen müssen, damit der Bildungserfolg  vom Elternhaus weiter entkoppelt werden kann und so viele Kinder wie möglich die bestmöglichsten Chancen für ihre Bildungsbiografie haben.

Rede von Stadträtin Vanessa Carboni Gemeinderatssitzung vom 6.12.2022