Interview

Unsere Pläne für den Kulturbereich im Doppelhaushalt 2025/26:

Wir haben die beiden Stadträt*innen Bärbel Schäfer und Timothy Simms gefragt:

In vielen Städten werden die Kulturetats gekürzt. Warum stellt ihr wieder so zahlreihe Anträge im Kulturbereich?

Stadträtin Bärbel Schäfer (Photo: Peter Hermann)

Bärbel: Wir haben in Freiburg eine vielfältige und hochklassige Kulturszene, die für unsere Stadtgesellschaft mit ihren vielseitigen Veranstaltungen einen wichtigen Beitrag für kulturelle Teilhabe, Engagement und Bildung leistet. Gerade in Zeiten, in denen politisch veraltete Rollen- und Gesellschaftsbilder an Auftrieb gewinnen, ist die Förderung der freien Kulturszene besonders wichtig. Sie kann durch kreatives Schaffen, gesellschaftlich relevante Themen aus verschiedenen Perspektiven denken und verhandeln und so Raum für Diskussion und Teilhabe herstellen. 

Welche Schwerpunkte setzt ihr? Und nach welchen Kriterien entscheidet ihr?

Stadtrat Timothy Simms
(Photo: Britt Schilling)

Tim: Grundsätzlich sind für uns Einrichtungen und Akteur*innen förderfähig, wenn die Qualität der geleisteten Arbeit überzeugt, in dem sie z.B. auch andere Projektmittel einwerben konnten, die ja oft durch Fachjurys vergeben werden. Der Aspekt der Fremdfinanzierung spielt für uns eine wichtige Rolle, denn die städtischen Mittel sind knapp. Wichtig ist uns auch eine klare Perspektive: Welche Ziele verfolgt die Einrichtung? Welches Publikum möchte sie erreichen? Welche Rolle spielen Teilhabe, Bildung und Integration für die Antragsteller*innen? 

Bärbel: Genau – wir haben in Freiburg Kultureinrichtungen, die in ihren Bereichen herausragendes leisten, angefangen bei Ensembles wie dem Freiburger Barockorchester oder dem Ensemble Recherche, die in ihren Bereichen zur Weltklasse gehören und weltweit auftreten. Mit dem KoKi haben wir eines der besten Kommunalen Kinos in der Bundesrepublik, das regelmäßig ausgezeichnet wird. Aber auch das Aktionstheater Panoptikum hat sich zu einem partizipativen Projektträger entwickelt, der große europäische Jugendprojekte erfolgreich beantragt und durchführt. Im Bereich Street/urban Art, Konzerte und Filme bietet Kulturaggregat tolle Angebote und ist dabei sich zu einem sozio-kulturelles Zentrum zu entwickeln.

Was hat es mit dem „Kultur-Soli“ auf sich? 

Tim: Der Kultur-Soli ist eine Idee, die z.B. in Köln bereits von Grünen, CDU und Volt beantragt wurde, und die freie Kultur-und Theaterszene unterstützen soll. Denn es gibt eine strukturelle Ungleichheit zwischen der Förderung städtischer Bühnen und Orchester und der freien Kulturszene. Das Stadttheater bekommt seine Lohnsteigerungen von Stadt und Land in Gänze finanziert. Für die freie Szene hingegen konnten wir zwar eine Dynamisierung der Zuschüsse durchsetzen, diese liegt aber deutlich unter dem, was notwendig wäre, damit die ohnehin niedrigen Löhne und Gagen mit der Steigerung der Lebenshaltungskosten Schritt halten könnten.  

Die Idee des Kultur-Soli ist also: 1€ zusätzlich auf die Eintrittskarten im Stadttheater, der dann direkt in die Förderung der freien Kulturszene fließt. Ausgenommen davon, sind ermäßigte Eintritte. 

(Wer es genauer wissen möchte, kommt hier zum FAQ Kultur-Soli)

Ihr wollt die Förderungsstruktur für zwei Bereiche reformieren. Welche Bereiche sind das und weshalb eine Veränderung?

Bärbel: Richtig. Wir sehen, dass einfach immer mehr Anträge auf eine institutionelle Förderung gestellt werden, denn bisher bedeutet das für die Institutionen: einmal drin – immer drin. Das verkleinert aber den Gestaltungspielraum für uns Kommunalpolitiker*innen, die auch neuen Akteur*innen und Institutionen Chancen auf Förderung geben wollen. Uns ist es wichtig, dass zukünftig mehr Entscheidungen mit entsprechender Fachkompetenz des Kulturamtes getroffen werden. Daher haben wir mit dem Haushalt beantragt, dass die Verwaltung einen Vorschlag erarbeitet, wie die Förderung zunächst der Chöre auf ein fachliches und faireres Fundament gesetzt werden kann. Wir wollen davon wegkommen, dass Zuschussentscheidungen von einem guten Pitch vor uns Stadträt*innen abhängen. Auch den Bereich der Projektfördertöpfe soll ähnlich reformiert werden. Denn der Gemeinderat hat in der Vergangenheit verschiedene neue Projekttöpfe 
eingeführt und andere finanziell angehoben. Diese gewachsene 
Projektmittelstruktur sollte überprüft werden. Es geht auch hier darum, grundsätzliche Kriterien zu erarbeiten, wie die Projektförderung in den einzelnen Bereichen fair gestaltet werden kann. Am Ende entscheidet dann der Gemeinderat, ob er den Vorschlägen des Kulturamtes zustimmt