Rede zu TOP 1 der Gemeinderatssitzung am 03.06.2025: „Förderung des interreligiösen Zusammenlebens in Freiburg“
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
liebe Dezernenten,
liebe Kolleginnen und Kollegen des Gemeinderats,
verehrte Gäste auf der Empore,
ich werde es relativ kurz halten mit der Antragsbegründung. Aber ein paar Punkte sind mir heute doch wichtig zu erwähnen. Wir leben in einer Zeit, in der die Suche nach dem Gemeinsamen, nach den Verbindenden, dringlicher denn je erscheint. Unser Antrag verfolgt das grundsätzliche Interesse, den interreligiösen Austausch in der Stadt zu stärken, wie es schon in so vielen Städten in Baden-Württemberg passiert. Es gibt aber auch das tagesaktuelle Geschehen mit den Geiseln der Hamas und dem Krieg in Gaza und die Auswirkungen auf uns hier, die dem Thema eine gewisse Dringlichkeit geben.

In meiner Wahrnehmung gibt es gerade beim Thema Empathie ein race to the bottom – ein Wettlauf nach unten. Das zeigt sich auch aktuell bei Veranstaltungen im Freiburger Straßenraum, bei denen nationalistische, religiöse und andere politische Themen miteinander vermengt werden.
Nicht alles, aber vieles ist religiös aufgeladen. Religiöse Identität wird zu einem trennenden Element. Religionen haben aber auch sehr viel Verbindendes – viel mehr, als sie trennt. Das Gemeinsame beschränkt sich nicht auf theologische Fragen. Es gibt auch gemeinsame kommunalpolitische Interessen. Es gibt Verbindendes in Kultur und Freizeit.
Es geht vor allem darum, sich als Menschen zu begegnen. Dann klappt es auch besser mit der Empathie. Diese breite Perspektive auf das Thema ist wichtig, damit der Antrag nicht in der integrationspolitischen Nische verschwindet. Es geht hier um eine gesamtgesellschaftliche Realität.
Ich verstehe das Befremden, wenn man mit Religion wenig am Hut hat. Wenn verschiedene Gruppen in der Stadtgesellschaft nicht zusammenfinden, wer, wenn nicht der Gemeinderat, soll den Impuls geben?
Daher auch die herzliche Einladung an alle religionskritischen Geister, diesen Vorstoß konstruktiv-kritisch zu begleiten. Nur zusammen wird es besser.
Und natürlich brauchen wir auch Diskursräume und Begegnungsräume für Menschen ohne religiöse Bekenntnisse. Das eine schließt das andere nicht aus.
Zuletzt möchte ich mich an dieser Stelle bei unserem Altstadtrat Jonathan Ben-Shlomo bedanken. Die Idee, das interreligiöse Zusammenleben in Freiburg zu fördern, ist schon ein wenig älter und geht zurück auf intensive Gespräche und Diskussionen, die Jonathan und ich miteinander geführt haben. Leider haben wir es vor der letzten Kommunalwahl nicht mehr geschafft, die Idee zu Papier zu bringen. Mir war es daher wichtig, dass sein Anteil an der Sache nicht vergessen wird.
Bedanken möchte ich mich für die breite Unterstützung aus dem Gremium. Der Verwaltung wünsche ich gutes Gelingen beim Erstellen der Drucksache.
Vielen Dank!