Rede

„Interreligiöse Zusammenarbeit fördern“

Rede von Stadtrat Karim Saleh zu TOP 2 der Gemeinderatssitzung vom 21.10.2025 „Förderung des interreligiösen Zusammenlebens in Freiburg“ (G-25/172)

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
liebe Dezernent*innen, liebe Kolleg*innen,
sehr geehrte Gäste auf der Empore,

vielen Dank für diese Vorlage!
Vielen Dank für dieses Bekenntnis der Stadt Freiburg zur religiösen Vielfalt unserer Stadt!
Vielen Dank für das Bekenntnis zum christlichen Leben, zum jüdischen Leben, zum muslimischen Leben.
Vielen Dank für die Anerkennung der Vielfalt innerhalb der jeweiligen Religionsgemeinschaften.

Nichts davon ist mehr selbstverständlich.

Stadtrat Karim Saleh

Ich bin seit sieben Jahren nebenberuflich für die Islamberatung Baden-Württemberg unterwegs. Das ist ein Projekt der Katholischen Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart und der Verwaltungshochschule Kehl. Ich habe in dieser Rolle Dutzende Kommunen im Umgang mit ihren muslimischen Gemeinden beraten – vom muslimischen Grabfeld bis zum Moscheebau,
zu muslimischen Geflüchteten, zu extremistischen Gruppen und jungen Menschen, die im Stadtbild auffällig geworden waren.

Ich war und bin immer noch landauf, landab unterwegs. Nirgendwo gab es ein Tabu, nirgendwo wurden Themen nicht angesprochen. Es kamen alle Themen auf den Tisch – schonungslos.
Ja, es gab viel Unwissen. Hier und da gab es Vorurteile. Aber nicht in einer Kommune, nicht in den Tiefen des Schwarzwalds, nicht auf der Ostalb, nicht in unserer Landeshauptstadt. Nirgends wurden die Probleme auf so eine unsägliche und schäbige und inkompetente Art und Weise angesprochen, wie von unserem Bundeskanzler in den vergangenen Tagen Nicht nur einmal -sondern sogar zweimal.

Ich habe bei den Beratungen gesehen, wie wichtig die Arbeit von interreligiösen Arbeitskreisen, runden Tischen und interreligiösen Räten ist. Sie sind eine Möglichkeit Vertrauen aufzubauen,
konkrete Anliegen der Gemeinden zu diskutieren, Themen der Stadtgesellschaft aufzugreifen.
Einige der Themen sind auch schon der Vorlage genannt. Herausgreifen möchte ich nur die Aspekte Antisemitismus und antimuslimischer Rassismus.

Aufhänger unseres Antrags war der Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und die Verwerfungen, die das auch in der deutschen Gesellschaft ausgelöst hat. Leider hat das auch in manchen interreligiösen Räten für Verwerfungen und Brüchen gesorgt. Die Vertrauensbasis war vielleicht nicht tief genug. Gegenseitige Ressentiments und politisch diametrale Positionen haben nicht selten eine Rolle gespielt. Es gehört an dieser Stelle auch dazu den Antisemitismus in muslimischen Milieus anzusprechen. Wie gesagt: es gibt keine Tabus! Man kann in Deutschland jedes Problem ansprechen – ohne ressentimentgeladenes Geraune.

Unpräzise Sprache, das Spielen mit rechtspopulistischen Narrativen, öffnen Tür und Tor für rechtsextremes Denken und Handeln. Von dem – in diesem Kontext – dann vor allem Jüdinnen und Juden und Muslime und Musliminnen und alle die dafür gehalten werden, betroffen sind. Wir haben in Freiburg, den Vorteil, dass wir mit diesem Format neu starten. Wir profitieren dabei von den sehr gut gepflegten Beziehungen der Stadt zu den religiösen Gemeinden. Wichtig für den Erfolg, das zeigt die Erfahrung aus anderen Städten und so ist das hier auch angelegt: Ist das klare Zeichen, dass die Angelegenheit Chef*innensache ist.

Wichtig ist aber auch: Wir können hier nur einen Rahmen anbieten, eine Tür aufzeigen.
Durchgehen müssen die eingeladenen Gemeinschaften selbst. Mehr wäre mit der Neutralität der Stadt und den Aufgabenstellungen der Stadt schwer vereinbar. Das war wir hier aber anbieten könnten, ist unsere Soft Power. Und es richtig und wichtig, dass wir sie einsetzten, um das interreligiöse Zusammenleben in der zu fördern.

An dieser Stelle noch ein Gedanke, dem ich zuvor noch nicht so viel Beachtung geschenkt hatte.
Verstehen Sie das nicht als Kritik, sondern als Anregung. Viele der Aktivitäten und Kontakte laufen über das Amt für Migration und Integration. Dort wird sehr gut gearbeitet. Aber mit Blick auf die sprachliche Präzision, die ich vorhin angemahnt habe: Wie passend ist es noch bestimmte Aspekte jüdischen und muslimischen Lebens über das AMI laufen zu lassen? Jüdisches und muslimisches Leben gehören zu 100% zu Freiburg und müssen nicht mehr integriert werden.

Schließen möchte ich mit einem der schöneren Themen, die bei einem interreligiösen Austausch debattiert werden könnten: Die Beleuchtung religiöser Feste in der Stadt. Ich hatte meiner Fraktion diesbezüglich. empfohlen auf die Wünsche aus den jeweiligen Gemeinschaften zu warten und nicht als Fraktion bzw. Gemeinderat von selbst aktiv zu werden. Jetzt gab es diesen Impuls aus dem 8er-Rat: der Wunsch nach einer Ramadan-Beleuchtung. Ich würde sagen, das reicht als Impuls aus.

Jetzt erst recht! Für das Stadtbild! Schön. Bunt. Für alle!

Vielen Dank!