Rede

„Bildungsgerechtigkeit flächendeckend voranbringen“

Rede von Stadträtin Katharina Mohrmann zu TOP 2 der Gemeinderatssitzung vom 22.10.2024: „Schulentwicklungsbericht 2024“ (G-24/139)

Sehr geehrter Oberbürgermeister Horn,
Sehr geehrte Bürgermeisterin Buchheit,
Sehr geehrte Bürgermeister,
Liebe Kolleg*innen, Liebe Gäst*innen,

Vielen Dank für die Vorstellung des Schulentwicklungsberichts 2024 (in den Ausschüssen).
Die zwei allgemeinen Learnings, die die Berichte regelmäßig zeigen und die der diesjährige Bericht auch nochmal verdeutlicht: Bis wir Bildungsgerechtigkeit flächendeckend in Freiburg umgesetzt haben ist noch ein langer Weg. Gleichzeit wird klar, dass die Stadt und einige Verantwortungtragende Bildungsgerechtigkeit voranbringen und an vielen Dinge, die uns diesem Ziel näher bringen arbeiten. Das zeigt zum Beispiel die Postion Freiburgs als Spitzenreiterin im landesweiten Vergleich in der Schulsozialarbeit. Die persönliche Entwicklungen der Schüler*innen und ihr Wohlbefinden wird in Freiburg ernstgenommen. In den letzten Jahren wurde hier eine Infrastruktur geschaffen, die flächendeckend für Schüler*innen zugänglich ist und das schulische Leben aufwertet. Darauf sollten wir uns aber nicht ausruhen, sondern müssen stetig daran arbeiten, diese Zahl weiter zu steigern, langfristig sind auf 1000 Schüler*innen 2,21 Vollkraftstellen nicht ausreichend und auch die Qualität der Schulsozialarbeit sollten wir stetig verbessern.

Stadträtin Katharina Mohrmann (Photo: Britt Schilling)

Eine Zahl, die Einigen ins Auge gestochen ist, ist die Anzahl der Schüler*innen mit Migrationshintergrund an Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren. Diese ist vergleichsweise hoch. Aus unserer Sicht besteht hier Handlungsbedarf: Wir müssen der Frage nachgehen, warum diese Zahl so hoch ist und wie wir gemeinsam zu einem repräsentativen Verhältnis der Schüler*innen auch in den SBBZs gelangen. Diese Aufgabe kann jedoch nicht die Stadt alleine stemmen – hier sind wir auch auf die Arbeit auf Landesebene, insbesondere die des Kultusministeriums und der staatlichen Schulämter, angewiesen.

Ein positiver und wichtiger Schritt, den wir in den letzten Jahren gegangen sind, ist der Ausbau von Gemeinschaftsschulen. Zum einen sind Gemeinschaftsschulen eine Schulform, die Inklusion und weniger Leistungsdruck fördern und damit einen essenziellen Teil zur Bildungsgerechtigkeit beitragen. Zum anderen werden mehr öffentliche Gemeinschaftsschulen, wie die in Dietenbach, gebaut und die Emil-Thoma- und Wentzinger-Realschule werden zu Gemeinschaftsschulen. Damit wird auch dem Unverhältnis zwischen privaten und öffentlichen Schulen etwas entgegengesetzt. Denn der Anteil an Privatschulen insgesamt ist mit 24,6 % noch relativ hoch. Bei Gemeinschaftsschulen liegt dieser aber bei über 60 %. Durch mehr öffentliche Gemeinschaftsschulen, wird diese Zahl voraussichtlich zurückgehen.
Auch können die Gemeinschaftsschulen dazu beitragen, dass die soziale Durchmischung gefördert wird. In Freiburg gibt es immernoch einen deutlich erkennbaren Unterschied zwischen sozial- und zuwanderungsspezifischen Merkmalen und der Schulform, die nach der Grundschule besucht wird.

Durch den Schulentwicklungsbericht erhalten wir immer wieder Zahlen, die die bildungspolitischen Herausforderungen aufzeigen. So sehen wir, dass wir weiter Berufsausbildungen und berufliche Schulen stärken müssen, denn die Anzahl der Schüler*innen an beruflichen Schulen geht stetig zurück. Ein Grund dafür war auch die Corona-Pandemie, jetzt gilt es aber, diese Schulen wieder attraktiv zu machen und unsere kommunalpolitischen Hebel dafür zu nutzen – auch wenn hier die meiste Verantwortung beim Land liegt.
Und wenn wir in die nahe Zukunft blicken, begegnen wir dem Thema Ganztag: Den Rechtsanspruch an Grundschulen ab 2026 dürfen wir nicht nur als neue Pflichtaufgabe verstehen, sondern müssen auch daran arbeiten, qualitativ hochwertige Angeboten zu schaffen, die den individuellen Bedürfnissen der Kinder gerecht werden.

Die Schritte, die in den letzten Jahren in Freiburg gegangen wurden sind richtig und wichtig. An diesen müssen wir jetzt anknüpfen und noch viel mehr für Bildungsgerechtigkeit investieren und auch neue Herausforderungen angehen.

Vielen Dank!