Am 21. Juni 2025 hat Bärbel Schäfer die Radfahrer*innen der Nuklearban Tour in Freiburg begrüßt.

Liebe Radfahrerinnen und Radfahrer der Nuklearban Tour, liebe Organisatorinnen und Unterstützerinnen,
im Namen der Stadt Freiburg heiße ich Sie heute von Herzen willkommen!
Oberbürgermeister Horn lässt herzliche Grüße ausrichten und bedauert es, heute nicht selbst hier sein können. Es ist mir eine Ehre, Sie hier erstmals in Freiburg willkommen zu heißen, wo Sie mit Ihrer beeindruckenden Rad-Demonstration ein klares Zeichen für eine atomwaffenfreie Welt setzen. Dies ist bereits die dritte Nuklearban Tour, und Ihr Engagement, organisiert von der Pressehütte Mutlangen, ist inspirierend und wichtiger denn je.
Atomwaffenverbot 2021: Ein Lichtblick mit Schatten
Vor etwas mehr als drei Jahren, im Januar 2021, trat der UN-Vertrag zum Verbot von Atomwaffen (TPNW) in Kraft. Dieser historische Schritt war ein Meilenstein für die internationale Friedensbewegung. Erstmals wurde die völkerrechtliche Ächtung dieser Massenvernichtungswaffen festgeschrieben – ein Erfolg jahrzehntelanger Bemühungen von Regierungen, aber auch das Ergebnis zivilgesellschaftlichen Engagements. Doch angesichts der aktuellen weltpolitischen Lage ist wohl heute keinem von uns nach Feiern zumute.
Die aktuelle Weltlage ist alarmierend. Der sich zuspitzende Konflikt zwischen Iran und Israel birgt das Potenzial einer katastrophalen Eskalation. In einer Region, die ohnehin von Spannungen gezeichnet ist, wäre der Einsatz oder auch nur die Androhung von Atomwaffen eine unvorstellbare Katastrophe mit globalen Auswirkungen. Diese Situation führt uns schmerzlich vor Augen, wie fragil der Frieden ist und wie dringend wir eine Welt ohne diese Vernichtungswaffen brauchen.
Erkenntnisse des Stockholmer Friedensforschungsinstituts (SIPRI)
Der jüngste Jahresbericht des Stockholmer Friedensforschungsinstituts (SIPRI) bestätigt unsere tiefsten Befürchtungen. Die Ergebnisse sind ernüchternd:
- Zunehmende atomare Aufrüstung: Die Atomwaffenstaaten investieren weiterhin massiv in die Modernisierung und den Ausbau ihrer Nukleararsenale. Anstatt abzurüsten, rüsten sie auf.
- Wachsende Bedeutung von Atomwaffen: In der Rhetorik und den Militärdoktrinen einiger Staaten scheint die Rolle von Atomwaffen wieder an Bedeutung zu gewinnen. Dies ist eine gefährliche Entwicklung, die die Hemmschwelle für ihren Einsatz senken könnte.
- Mangelnde Transparenz: Bedauerlicherweise gibt es immer weniger Transparenz über die Atomwaffenarsenale. Dies erschwert die Rüstungskontrolle und erhöht das Risiko von Fehlkalkulationen.
Diese Erkenntnisse zeigen klar: Wir sind weit entfernt von einer atomwaffenfreien Welt. Die Gefahr eines Nuklearkrieges ist real und erfordert unser entschlossenes Handeln.
Freiburgs tiefes Engagement für den Frieden: Atomwaffenfreie Zone und Mayors for Peace
Auch Freiburg ist sich dieser Verantwortung bewusst und setzt sich aktiv für den Frieden und eine atomwaffenfreie Welt ein – und das seit vielen Jahrzehnten. Schon 1984 hat sich Freiburg als eine der ersten Städte in Deutschland zur atomwaffenfreien Zone erklärt. Dies war ein klares Bekenntnis unserer Stadt, keine Atomwaffen auf ihrem Territorium zu dulden und sich aktiv für die weltweite nukleare Abrüstung einzusetzen. Diese Erklärung ist bis heute ein fester Bestandteil unseres Selbstverständnisses.
Wir sind stolz darauf, Teil der internationalen Kampagne “ICAN Cities Appeal” zu sein, die Städte dazu aufruft, ihre nationalen Regierungen zur Unterzeichnung und Ratifizierung des Atomwaffenverbotsvertrags aufzufordern. Unser Gemeinderat hat sich klar für den Beitritt Deutschlands zu diesem Vertrag ausgesprochen.
Darüber hinaus sind wir als Stadt Freiburg seit 2004 engagiertes Mitglied von “Mayors for Peace” (Bürgermeister für den Frieden), einem weltweiten Netzwerk von Städten, die sich für die Abschaffung von Atomwaffen und die Schaffung einer friedlichen Welt einsetzen. Durch unsere Mitgliedschaft in diesem Netzwerk vernetzen wir uns mit Tausenden von Städten weltweit und verstärken gemeinsam die Forderung nach globaler Abrüstung. Wir nutzen diese Plattform, um unsere Stimme zu erheben und das Bewusstsein für die nukleare Bedrohung zu schärfen.
Wir sind eine Stadt, die den Dialog und die Verständigung fördert, auch durch unsere vielfältigen Städtepartnerschaften, die Brücken zwischen Kulturen bauen. Wir unterstützen Initiativen wie Ihre, die durch zivilgesellschaftliches Engagement Druck auf politische Entscheidungsträger ausüben. Wir wissen, dass eine atomwaffenfreie Welt nur durch gemeinsame Anstrengungen von Regierungen und Zivilgesellschaft erreicht werden kann.
Dies zeigt einmal mehr, dass Freiburg nicht nur eine grüne Stadt mit hoher Lebensqualität ist, sondern auch eine Stadt, die sich aktiv und tiefgreifend für den Frieden einsetzt.
Ihre Rolle in diesem Kampf
Gerade deshalb ist Ihre Demonstration so unglaublich wichtig. Jeder einzelne Kilometer, den Sie auf dieser Tour zurücklegen, ist ein Schritt gegen das Vergessen – 80 Jahre nach Hiroshima und Nagasaki – einen Schritt gegen die Resignation. Sie erinnern uns daran, dass wir nicht machtlos sind. Sie zeigen, dass zivilgesellschaftliches Engagement einen Unterschied machen kann.
Ihre Präsenz hier in Freiburg sendet eine klare Botschaft an die Politik und die Weltgemeinschaft: Wir fordern die vollständige Abschaffung aller Atomwaffen. Wir fordern die Einhaltung des UN Vertrages durch alle Staaten. Wir fordern eine Welt, in der die Menschheit nicht unter der ständigen Bedrohung ihrer eigenen Auslöschung leben muss.
Vielen Dank für Ihren Mut, Ihre Ausdauer und Ihr unermüdliches Engagement. Genießen Sie Ihren Aufenthalt in Freiburg, und möge Ihre Botschaft von hier aus in die ganze Welt getragen werden!
Herzlich willkommen!