Grüne fragen nach: Bauvorhaben der Familienheim in der Wiehre

Fraktionsvorsitzende Maria Viethen
Fraktionsvorsitzende Maria Viethen (Bild: Britt Schilling)

Brief an die Familienheim eG vom 19.12.2017

Sehr geehrte Frau Dziolloß,
sehr geehrter Herr Ehrlacher,

die drei großen Freiburger  Baugenossenschaften Bauverein, Familienheim und Heimbau genießen die Wertschätzung und Unterstützung unserer Fraktion. Neben der Freiburger Stadtbau sind sie ein wichtiger Garant für einen nachhaltigen Mietwohnungsbau in unserer Stadt.

Wir befürworten deshalb auch die Überlegungen der Wohnungsbaugenossenschaften, auf der Innenentwicklungsfläche im westlichen Stühlinger neue Mietwohnungsbauprojekte zu realisieren. Dies gilt  genauso für die Schaffung neuen Wohnraums durch eine maßvolle Bebauung von bislang gering genutzten eigenen Flächen der Genossenschaften. In diesem Sinne können wir uns ein zusätzliches Wohngebäude im Innenbereich des Familienheim-Quartiers Quäkerstraße/Roseggerstraße durchaus vorstellen.

Kontrovers diskutiert wird in unserer Fraktion – und, wie wir den Eindruck haben, auch in der Bewohnerschaft der Wiehre – Ihre Absicht, die Quäkerstraße 1-9 abzureißen und durch einen Neubau zu ersetzten. Sie haben uns zwar mündlich kundgetan, dass ein Erhalt der Bausubstanz sich wirtschaftlich nicht darstellen ließe. Ein gutachterlicher Nachweis zu dieser Aussage liegt uns bislang aber nicht vor.

Unserer Fraktion ist bewusst, dass ein Wohnungsneubau in der Quäkerstraße 1-9 mehr und vor allem barrierefreie Wohnungen schaffen würde. Es gibt aber auch, wie vom Gestaltungsbeirat vorgetragen,  gute städtebauliche Argumente, den gesamten Altbaubestand im Quartier zwischen Dreikönigstraße und Quäkerstraße zu erhalten.

Wir bitten Sie deshalb, Ihren Mieterinnen und Mietern der Quäkerstraße sowie der interessierten Öffentlichkeit einen plausiblen Nachweis dafür vorzulegen, dass diese Gebäude  nicht sanierungsfähig sind und weshalb ein Abriss und Neubau – nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen – die bessere Lösung darstellen sollte.

Ein Abriss und Neubau der Gebäudezeile an der Quäkerstraße wirft natürlich auch die Frage auf, was Familienheim mit dem sonstigen Altbaubestand in diesem Quartier plant. Es wäre deshalb konkret darzustellen, ob und mit welchen Begründungen sowie Zielsetzungen in einem Zeitraum bis 2030 weitere Gebäude generalsaniert oder eventuell auch durch Neubauten ersetzt werden sollen.

Laut Mietspiegel 2017 weist die Wiehre allein schon wohnlagenzonenbedingt ein um 9% höheres Mietpreisniveau auf wie der Freiburger Durchschnitt mit 8,25 € pro qm. Vor allem die großen Wohnungsbestände der Familienheim sind bisher ein Garant dafür, dass sich auch durchschnittliche Einkommensbezieher ein Wohnen in der Wiehre noch leisten können. Eine Sanierung des Wohnungsbestands wie auch eine Neubauplanung muss dem auch in der Zukunft Rechnung tragen. Die aktuellen Mieterinnen und Mieter der Familienheim in der Quäkerstraße müssen deshalb bei einer Generalsanierung oder einem Abriss und Neubau eine Ersatzwohnung in der Wiehre zu einer vergleichbaren und weiterhin erschwinglichen Miethöhe erhalten.

Wir begrüßen es, dass Familienheim zumindest bei einem möglichen Neubau auch geförderten Mietwohnungsbau plant. Unser Meinung nach müssen sich Familienheim und andere dem Gemeinwohl verpflichtete Wohnungsbaugesellschaften, aber auch Privateigentümer grundsätzlich die Frage stellen, wie sie mit ihrer Mietpreisgestaltung in der Wiehre dafür Sorge tragen, dass auch in Zukunft die Bewohnerschaft in diesem Quartier sozial gemischt bleibt.

Sehr geehrte Frau Dziolloß, sehr geehrter Herr Ehrlacher, wir wollten Sie mit diesem Schreiben auf den aktuellen Stand der Diskussion in unserer Fraktion zu Ihrem Vorhaben in der Wiehre bringen. Und wir wollten Sie als geschäftsführende Vorstandsmitglieder der Familienheim, jenseits der berechtigten ökonomischen Interessen einer Wohnungsbaugenossenschaft, auch auf die städtebaulichen sowie die sozialen Aspekte hinweisen, die Ihre Planungen aus unserer Sicht implizieren sollten.

Mit freundlichen Grüßen und den besten Wünschen für das Jahr 2018

Maria Viethen
Fraktionsvorsitzende

Nachricht hiervon dem Oberbürgermeister und den Gemeinderatsfraktionen