Rede

Schulkindbetreuung an Grundschulen

Stadträtin Annabelle von Kalckreuth (Bild: Britt Schilling)

Rede von Annabelle Kalckreuth zu TOP 1 des Gemeinderats am 4. Oktober 2022:

Sehr geehrte Damen und Herren,

uns bleibt nichts anderes übrig als heute nolens volens einer Notlösung für die Schulkindbetreeung an wenigen Freiburger Schulen zuzustimmen. Wir nehmen in Kauf, dass mehr Kinder nachmittags  Kinder von weniger Personal betreut werden. 

Damit wird wohlgemerkt temporär an einigen Schulen Abhilfe geschaffen. 

Eltern können arbeiten gehen (das müssen viele, um sich das Leben hier leisten zu können, die Kinder verbringen den Nachmittag spielend mit ihren Freund*innen in einem wohlwollenden Umfeld etc)

An anderen Schulen, wie wir es leider erst nach dem Schulausschuss erfahren haben, werden viele Kinder auch mit unserem heutigen Beschluss weiterhin nachmittags nicht betreut.

Einige Träger möchten den Betreungsschlüssel nicht anpassen, und das ist sehr verständlich:

Personal für die Nachmittagsbetreuung zu finden ist nicht einfach – man braucht eine pädagogische Ausbildung und bekommt selten einen Vertrag über 50% und davon kann man alleine in der Regel nicht ohne zweites Einkommen leben. Dass die Träger ihrem Personal zumindest gute Qualität bieten wollen ist nur nachvollziehbar. 

Es wäre zu kurz gegriffen, nun allein den Ausbaustopp (der in Coronazeiten nachvollziehbar, rückblickend jedoch ein Fehler war!) wieder aufzuheben. 

Dass wir das tun ist in diesem Haus hoffentlich konsens. 

Wir wollen, dass Beschäftigte an Schulen unter akzeptablen Bedingungen arbeiten, dass der Unterricht vormittags und nachmittags einem gemeinsamen Konzept unterliegt (und nicht wie jetzt nur, wenn der oder die Direktorin es möchte). 

Wir wollen, dass Eltern (und vor allem Frauen) arbeiten können! Wir leben nicht mehr in Zeiten, in denen Kinderbetreuung optional ist, sondern die absolut notwendige Voraussetzung zur Erwerbstätigkeit. Wir entscheiden damit heute auch: Wer kann weiter arbeiten und wer nicht– auch in Zeiten von Fachkräftemangel eine Frage, die wir uns nicht mehr leisten können. 

All diese Ziele erreichen wir mit Ganztagsschulen.

Wir haben die Verwaltung schon damit beauftragt darzulegen, wie sie das Ausbauziel erreichen möchte (auch unter Berücksichtigung der finanziellen Auswirkungen). Während Freiburg mit der Schulkindbetreuung momentan ein freiwilliges Zusatzangebot an berufstätige Eltern bietet wird eine Betreuung von 8 Stunden pro Werktag ab dem Schuljahr 2026/2027 für Erstklässler*innen einklagbar. 

Es kann eigentlich nicht sein, dass unter der Voraussetzung allein die Schulgemeinschaft entscheidet, ob sie Ganztag werden möchte oder nicht. Die Frage sollte allein sein: wann genau sie es wird.

Wir wünschen uns in dieser Frage mehr Klarheit vom Land, aber auch Rückhalt von Lehrer*innen- und Elternschaft!

Der Freiburger Weg mit der Nachmittagsbetreeung kann nur noch eine Zwischenlösung sein (für die wir nun kreativ Lösungen suchen müssen, keine Frage).