Rede

„Radinfrastruktur weiter ausbauen“

Mit dem RadNETZplus als Nachfolger des Radkonzepts 2020 und dem Beschluss für eine Vorzugstrasse für den Radschnellweg von Waldkirch und Emmendingen nach Freiburg wird die Radinfrastruktur in Freiburg weiter verbessert. Stadtrat Hannes Wagner geht in seiner Rede darauf ein, warum noch viel zu tun ist und wieso wir die Vorzugstrasse Herdern Ost für den RS6 begrüßen.

Rede von Stadtrat Hannes Wagner zu TOP 17 & 18 der Gemeinderatssitzung vom 25.04.23: RadNETZplus & Radschnellweg RS6

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
Sehr geehrte Damen und Herren,

10 Jahre nach Beschluss des Radkonzept 2020 ist der Bau der drei Pilotrouten FR1-3 weitgehend abgeschlossen. Es ist daher richtig, dass wir mit dem RadNetz+ neue Routen priorisieren und damit den nächsten Umsetzungsschritt starten.

Hannes Wagner

Denn vieles ist geschafft: ich habe es schon genannt, drei Vorrangrouten sind fast fertiggestellt, gleich können wir einen Beschluss über die Vorzugstrasse für den RS6 fassen. Des Weiteren wurden Fahrradstraßen ausgewiesen, Kreuzungen übersichtlicher gestaltet und sicher umgebaut – um nur einige Maßnahmen zu nennen. Dafür vielen Dank an alle Mitarbeiterinnen der Stadtverwaltung, die das ermöglicht haben. Aber es gibt eben auch noch mindestens genauso viel zu tun. Das vor 10 Jahren beschlossene Radverkehrskonzept ist noch längst nicht abgearbeitet, der Modal Split – gerade bei den Pendler*innen – ist noch nicht dort, wo wir ihn gerne hätten und weiterhin kommt es immer wieder zu schweren Radunfällen, mitunter mit Todesfolge. Die „Vision Zero“ ist leider auch in Freiburg noch eine Vision.

Es war daher richtig, dass wir uns im letzten DHH auf den Weg gemacht haben, insgesamt deutlich mehr Geld in Rad- und Fußverkehr zu investieren. Und das ausdrücklich auch dort, wo es bisher kein oder nur ein schlechtes Radnetz gibt. Deshalb ist es gut, dass im RadNetz+ nun auch die Radschnellwege aufgenommen wurden, genauso wie Radwege in und zwischen den Ortschaften. Der Ausbau der Radinfrastruktur bringt den Menschen nicht nur mehr Entscheidungsfreiheit bei der Verkehrsmittelwahl. Es ist auch der Ort mit dem größten Potential zur CO2-Einsparung. Da hier vor allem lange Autofahrten mit höherer CO2-Wirkung eingespart werden können.

Wie viel von diesen Plänen allerdings wie schnell umgesetzt wird, liegt vor allem an uns als Gemeinderat. Wir müssen weiterhin engagiert in Radinfrastruktur investieren und das vorhandene Geld sinnvoll einsetzen.

Genau das können wir heute mit dem Beschluss über den RS6 tun. Die von der Verwaltung vorgeschlagene Routenführung hat nicht nur durchweg eine gute Qualität bei geringsten Verlustzeiten – sie ist dabei zusätzlich am schnellsten umsetzbar und deutlich günstiger als die anderen beiden Trassenführungen.

Wenig überraschend sorgt die Planung von neuen Verkehrswegen durch besiedeltes Gebiet für Verunsicherung und kritische Nachfragen – in diesem Fall vor allem aus Zähringen. Wir haben die Kritikpunkte ernst genommen und sowohl bei der Vorberatung in den Ausschüssen als auch bei Gesprächsrunden vor Ort intensiv damit auseinandergesetzt. Ich kann nachvollziehen, dass eventuell betroffene Anlieger Eingriffe kritisch sehen. Mit diesen Einwänden und Befürchtungen wird im weiteren Planungsverlauf vernünftig umzugehen sein. Die Lösung kann es dennoch nicht sein, wegen der Kritik eine andere Trasse zu realisieren, die einen viel größeren Eingriff bedeutet.

Wer sich jedenfalls die Mühe macht, die 464 Seiten lange Vorlage der Stadt durch- oder auch nur quer zu lesen erkennt eindeutig, dass der Vorschlag gut begründet ist und eine Vielzahl von Gründen für die Route Herdern Ost sprechen. Nur einige, aber für uns Wesentliche sind: die schon genannten geringen Verlustzeiten, sowie der im Vergleich geringste Eingriff in bestehende Grünanlagen und Parkplätze.
Hinzu kommt, dass 60% der Route vorgezogen umgesetzt werden können, es also schnell zu einer realen Verbesserung für Radfahrer*innen kommen kann. Und auch die restlichen Abschnitte werden sich leichter umsetzen lassen, da im Gegensatz zu den anderen Trassen keine komplizierten und teuren Brückenbauwerke notwendig sind.

Bei einigen Bedenken, die angeführt werden, gehen wir von einer Verbesserung aus. Das gilt für befürchteten Schleichverkehr durch Zähringen, den es heute schon gibt und der gerade durch den Radschnellweg mit geplanten Einbahnstraßenregelungen effektiv unterbunden werden kann. Auch eine Führung durch zwei Stadtviertel ist für uns kein Nachteil. Das bringt zwar natürlich einige Veränderungen für Anwohner*innen mit, aber wertet die Radinfrastruktur auch dort auf, wo viele Menschen wohnen. Das sehen übrigens nicht nur wir so: bei einer Befragung haben sich alle am RS liegenden Schulen klar positiv geäußert und insbesondere den Zugewinn an Verkehrssicherheit für ihre Schüler*innen betont.

Übrig bleiben für uns zwei Punkte: Zum einen die in der Tat herausfordernde Situation bei der Querung der Reutebachgasse, dort vertrauen wir allerdings der Verwaltung, eine gute und sichere Lösung zu finden. Und zum anderen die im Vergleich zu den alternativen Trassen geringere Anbindungszahl an Radfahrenden. Das ist zweifelsohne nicht wegzureden, für uns aber vertretbar, da es in der Natur der Sache liegt, dass mit einer Verbindung nie alle perfekt angebunden werden können. Genau dem zollt das RadNetz+ Rechnung: alle drei Trassen sind dort aufgeführt und alle drei Trassen sollen gebaut werden.

Die Frage ist nur, welche Trasse als RS und welche zwei Trassen als Vorrangrouten. Die Führung der Strecken über Güterbahnhof und Institutsviertel als eben solche Vorrangrouten, machen für uns dabei zusätzlich Sinn, da so die Brückenbauwerke entfallen und viele viele Millionen gespart werden können, die wir an anderer Stelle dringend für eine Verkehrswende in der Fläche brauchen. In der Gesamtschau – ich denke das wurde deutlich – überwiegen für uns die Vorteile der vorgeschlagenen Vorzugstrasse klar. Daher ein besonderer Dank an alle in der Verwaltung Beteiligten – Herrn Schneider habe ich auf der Tribüne sitzen gesehen.

Ein Dank aber auch an die vielen Beteiligten im Gemeinderat. Ich finde wir hatten bisher über Parteigrenzen hinweg eine sehr konstruktive Debatte und ich freue mich, wenn wir uns das für den weiteren Verlauf des Projekts beibehalten und die Trasse gleich mit einer breiten Zustimmung beschließen können.