Rede

Neuordnung der Kulturförderung

Alle Einrichtungen, für deren tagtägliche Arbeit keiner der verschiedenen Projekttöpfe passte oder verlässlich war, mussten daher versuchen, nach einer längeren Prozedur des Vorsprechens vor allen Fraktionen – mit ungewissem Ausgang – in die institutionelle Förderung zu kommen. Diese Prozedur musste sich alle zwei Jahre wiederholen. Das Ergebnis war ein Haushalt mit völlig kleinteiligen einzelnen Haushaltstiteln von zum Teil weniger als 3000 €.

Für all diejenigen unter uns, die den Anspruch haben, der freien Kulturszene und ihrer Arbeit fachlich gerecht zu werden und tatsächlich unsere kulturpolitischen Leitlinien auch zu leben, war die schiere Menge dieser Gespräche nicht mehr verantwortungsvoll zu bewältigen, ganz zu schweigen davon, dass wir den Einzelnen weder inhaltlich noch fachlich gerecht werden konnten.

Wir haben auch gesehen, dass wir den Ansprüchen der Kulturszene mit dieser groben Zweiteilung  -institutionelle Förderung oder Projektförderung – nicht annähernd gerecht werden. Bei den Chören, bei denen es ja bereits eine breite Basisförderung gab, ist deutlich geworden, dass die Ausgestaltung der Förderung einerseits nicht passgenau auf die Bedürfnisse der Chöre abgestimmt ist und andererseits die Unterscheidung dort zwischen institutioneller Förderung und Basisförderung nicht anhand fachlicher Kriterien nachvollziehbar ist. Deshalb haben wir die beiden interfraktionellen Anträge  gestellt.

Weil wir mehr gemeinsame Verantwortung von Gemeinderat und Kulturverwaltung und Kulturschaffenden erreichen wollen. Dieses Pingpongspiel, wie wir es in den letzten Haushalten erlebt haben, ging ja so: die Kulturverwaltung würde ja für die eine oder andere Einrichtung fachlich eine höhere Förderung befürworten, der Haushaltsentwurf sah aber dennoch diese Mittel nicht vor, sondern überließ es in jedem Einzelfall, bei jeder kleinen Erhöhung, den Fraktionen, hier eine Entscheidung zu treffen. Das wollen wir mit der Einrichtung einer Fachjury ändern. Natürlich geben wir hierbei ein Stück an persönlicher Wichtigkeit ab, indem wir als Teil einer Jury agieren und die Kulturschaffenden nicht bei uns einzeln vorsprechen lassen.

Wenn wir nun für die kleineren Einrichtungen unter 30.000 € Förderung mit einer gemeinsamen Fachjury Entscheidungen treffen, so tragen wir hierfür alle in gleicher Weise Verantwortung. Und selbstverständlich  bleibt immer das letzte Recht des Haushaltsbeschlusses und der Haushaltsmittel für die unterschiedlichen Töpfe beim Gemeinderat.

Wenn wir anhand von  klaren fachlichen Kriterien fördern, schaffen wir Berechenbarkeit für die Kulturszene: nicht wer den besten Pitch vor den Fraktionen macht im Rahmen der Haushaltsberatungen oder wer die richtigen Leute kennt, wird gefördert, sondern diejenigen, die einen wichtigen Beitrag leisten für eine vielfältige Kulturszene in Freiburg und somit für die Menschen.

Und damit erreichen wir ein weiteres wichtiges Ziel: wenn wir anhand fachlicher Kriterien und auch mit Zielvereinbarungen deutlich machen, was Kulturschaffende zu erfüllen haben, um gefördert zu werden, zeigen wir innerhalb des Gemeinderats, der Verwaltung aber auch in der Bevölkerung, was Kultur, was die freie Kulturszene leistet. Und das ist enorm und es wird immer bedeutender in einer Gesellschaft, die mehr und und mir an Zusammenhalt und Solidarität verliert, in der die  soziale Herkunft immer noch entscheidend ist für Wohlstand und Wohlbefinden und für Zugehörigkeit.

Das Gegenteil ist der Fall: wir wollen Kultur stärken, in dem wir deutlich sichtbar machen, was sie leistet und warum sie unsere Förderung mehr als verdient hat und warum unsere Gesellschaft beides braucht, städtische Einrichtungen, wie das Theater, aber eben auch die freie Kulturszene. Dazu gehören die Großen, die etablierte Institutionen Freiburg sind und die in Freiburg mehr als bekannt sind, genauso wie die kleineren, auf deren Bedürfnisse wir verlässlich, aber auch flexibel eingehen wollen, indem nämlich in Zukunft die Basisförderung, mit der Grundkosten wie Mietkosten und Equipment gefördert werden aber eben auch verbunden werden kann mit der Förderung für Aufwendungen, die eben für konkrete Projekte anfallen.

wir entscheiden nicht über die neuen Kulturförderrichtlinien. Diese werden in den nächsten Wochen und Monaten in zahlreichen Gesprächen mit den Kulturschaffenden erörtert und erst dann verabschiedet werden. Um solche Gespräche aber sinnvoll führen zu können, müssen wir als Gemeinderätinnen und Gemeinderäte sagen, in welche Richtung wir hierbei wollen. Nicht mehr und nicht weniger tun wir heute und am Dienstag mit unserer Entscheidung.

Und natürlich müssen die Jurys passgenau besetzt sein. Passgenau was die fachliche Einschätzung angeht, aber auch die politische Verantwortung.

Das alles und vieles mehr werden wir in den nächsten Wochen und Monaten auf unterschiedlichen Ebenen diskutieren, stets aber im Gespräch mit den Kulturschaffenden: Unser letztes Gespräch war vor wenigen Wochen, das nächste Gespräch das wir als Fraktion führen, wird übermorgen sein.

In diesem Sinne hoffen wir sehr, dass wir für diese Zielsetzung im Interesse der Kulturschaffenden nächste Woche eine klare Mehrheit finden. Eine Mehrheit, die das Interesse der Kulturschaffenden über das persönliches Geltungsbedürfnis  einzelner stellen wird.