Rede

„Die neue Schule am Tuniberg ist eine Chance für ein modernes, neues, innovatives Schulkonzept“

Rede zu TOP 6 im Haupt- und Finanzausschuss am 26.05.2025:

Schularten Tuniberg – Grundsatzbeschluss zur Einrichtung eines dreizügigen Gymnasiums zusätzlich zur geplanten Gemeinschaftsschule in Freiburg-Opfingen, Beantragung Schulverbund

Lieber Oberbürgermeister Horn, liebe Bürgermeisterin Buchheit, liebe Alle im Saal,

Die Tunibergschule ist ein Thema, das die Stadt, die Bürger*innen aber auch uns Fraktionen sehr beschäftigt. Uns als Grüne Fraktion wird in diesem Zusammenhang einiges vorgeworfen, zum Teil sehr emotional, darum möchte ich erklären, warum wir hier einen neuen Weg gehen wollen und warum dieser Weg der bessere ist.

Stadträtin Petra Himmelspach-Haas (Photo: Britt Schilling)

Wir stehen hier und jetzt an diesem Punkt aus verschiedenen Gründen. Wir würden hier nicht über einen neuen Antrag diskutieren müssen, wenn nicht die Landesregierung G9 eingeführt hätte. Wir würden hier nicht stehen, wenn wir endlich längeres gemeinsames Lernen, so wie die Mehrheit aller Schulsysteme auf der Welt, hätten und die Kinder nicht nach Klasse 4 getrennt werden müssten. Mein Wunsch 6jährige Grundschule statt 9jähriges Gymnasium kann kommunal leider nicht gelöst werden.

Wir sind in der Situation, dass G9 aufgrund des zusätzlichen Schuljahres zusätzliche Klassen und damit auch zusätzlichen Raum braucht, und zwar spätestens dann, wenn die jetzigen Fünftklässler*innen ein Jahr länger in der Schule bleiben.

Wir werden einen neuen Stadtteil bauen und werden auch hier davon ausgehen müssen, dass einige Kinder aus Dietenbach aufs Gymnasium gehen werden. Dies wurde in der Planung für die Dietenbachschule auch so eingeplant. Wir wissen nicht, wie sich die Eltern in Zukunft für welche Sekundarschule entscheiden werden. Und dass die Freiburger Eltern sich das Gymnasium wünschen, ist uns allen aufgrund der Zahlen klar, alleine die Übergangsquote der Kinder aus dem Tuniberg liegt im Durchschnitt bei 52 Prozent.

Dies alles braucht eine gute Lösung für die Stadt und damit auch für den Tuniberg. Nicht nur für uns als Stadt, sondern auch vor allem für die Kinder und Jugendlichen.

Wenn wir bei der alten Entscheidung blieben, dann würde der Tuniberg irgendwann eine Gemeinschaftsschule bekommen, sehr viel später als gewünscht, denn der Druck Gymnasialplätze zu schaffen ist sehr hoch. Es bräuchte damit ein neues Gymnasium und somit käme der Tuniberg erst sehr viel später in den Genuss einer Sekundarschule. Und wenn sie dann kommen würde, dann voraussichtlich ohne gymnasiale Oberstufe, denn die Voraussetzungen dafür sind starr und hoch. Eine Gemeinschaftsschule ohne Oberstufe ist für Eltern und Kinder wiederum nicht eine Schule für alle Kinder, mit der Möglichkeit alle Abschlüsse zu bieten. Weiterhin müssten Tuniberger Kinder und Jugendliche viel Zeit im Bus verbringen.

Der Brief der Ortschaftsräte Tuniberg bestätigt unseren Wunsch nach dieser Modell-Verbundschule. Vor Jahren war dies schon mal gewünscht, aber damals war dies mit G8 keine gute Möglichkeit, weil hier zum Beispiel die Bildungspläne und damit der Anschluss nicht passend war.

Mit dem neuen Antrag wäre es eine Schule, die deutlich attraktiver wäre und sozusagen den Wünschen der Eltern und Kinder entsprechen könnte, da sie systemagil wäre. Oder wie es in der Drucksache auf Seite 8 zum Raumprogramm heißt: „Damit soll eine hohe Flexibilität zwischen den beiden Schularten orientiert an der jeweiligen Nachfrage erreicht werden.“ Das heißt: Die Nachfrage der Kinder und Eltern bestimmt die Zügigkeit der jeweiligen Schulart. Wenn somit mehr Gemeinschaftsschule gewünscht ist, gibt es auch mehr Plätze für die Gemeinschaftsschule.

Außerdem gibt es durch den Verbund auf jeden Fall eine gemeinsame gymnasiale Oberstufe für die Tunibergschule.

Es wäre eine Schule mit gemeinsamer Schulleitung, Kollegium und gemeinsamen Spirit.

Immer wieder kommt auf, dass wir die Verbundschule nicht bauen sollen, weil im System Gymnasium Inklusion nicht möglich wäre. Dem möchte ich widersprechen: Es gibt Gymnasien, die erfolgreich inklusiv arbeiten. In vielen Ländern ist dies in allen Schulen der Normalfall, aber auch in Deutschland wird dies durchgeführt, übrigens auch an Beispielen in Freiburger Gymnasien. Schwierig ist gelingende Inklusion allerdings zum Beispiel, wenn das herkömmliche Schulgebäude nicht passend ist.

Wir bauen am Tuniberg eine komplett neue Schule und haben damit die große Chance auch ein modernes, neues, innovatives Schulkonzept mit allen Niveaustufen und auch einem gymnasialen Zug zu errichten. Um eine gelingende Inklusion, ob im Gymnasium oder Gemeinschaftsschule, durchführen zu können, braucht es das passende Raumkonzept, was im Tuniberg mit den Jahrgangshäusern angedacht ist. Es wird keine sogenannte „Flurschule“ sondern eine Schule mit Differenzierungsräumen.

Gelingende Inklusion braucht individuelles Lernen. Damit können Kindern nicht nur in Gemeinschaftsschulen gut lernen, dies gilt auch für das Gymnasium. Hier sei als Beispiel die Dalton Pädagogik genannt, die auch in Freiburg an einem privaten Gymnasium den Jugendlichen individuelles Lernen ermöglicht und es wird Zeit, dass auch ein städtisches Gymnasium dies anbietet.Das Wichtigste für gelingende Inklusion ist aber die Haltung der Schule und seiner Mitarbeiter*innen. Wenn eine neue Schule gebaut wird, dann hat diese Schule die große Chance von Anfang an ihren Schwerpunkt und damit ihr Konzept festzulegen. Hier kann also von Anfang an die passende Haltung vorhanden sein.

Im letzten Ausschuss für Schulen und Weiterbildung wurde gesagt, dass jemand sich nicht vorstellen kann, dass Schüler*innen aus der Stadt raus auf die Tunibergschule fahren würde. Dem entgegengesetzt ist die Tatsache, dass das Kolleg St. Blasien in Stegen auch von Freiburgern Kindern und Jugendlichen besucht wird.

Ich möchte gerne dazu passend noch eine Idee in die Entwicklung der Tunibergschule mitgeben: Heterogenität ist auch eine Voraussetzung für gutes individuelles Lernen.  Je heterogener, desto besser. Wir haben einen Stadtteil, der laut Google-Maps 11 Minuten mit einem möglichen Busshuttle von der Tunibergschule entfernt ist. Dieser Stadtteil hat ein großes Problem im Bereich Segregation. Ich glaube es ist allen klar, dass ich von Weingarten spreche.  Eine Möglichkeit Segregation aufzulösen, ist die Schaffung von Schulpartnerschaften zwischen Schulen in unterschiedlichen Bezirken, um Schüler*innen mit verschiedenen Hintergründen miteinander in Kontakt zu bringen.

Wie wäre es mit einer Kooperation von der Adolf-Reichwein-Schule mit der Tunibergschule? Wir hätten hier eine große Chance auf Auflösung von Segregation, hin zu mehr Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit.

Ich hoffe, es können alle verstehen, warum wir dabeibleiben, dass die Verbundschule im Tuniberg der bessere Weg wäre.