Rede

Kita-Bedarfsplanung: „Gleichwertige Lebensverhältnisse auch in den Ortsteilen“

Rede von Stadträtin Bärbel Schäfer zu TOP 5 der Gemeinderatssitzung vom 21.10.2025 „Kindertagesstättenbedarfsplanung für das Kindergartenjahr 2025/2026“ (G-25/079)

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

schaut man sich die aktuelle Versorgungssituation nach der Aufstellung in der Drucksache an, so kann man eigentlich zunächst mehr als zufrieden sein: für Kinder von einem bis drei Jahren wurde die Zielquote von 79 % sogar um fast 3 % übertroffen. Für die Kindergartenkinder haben wir fast eine Punktlandung erreicht.

Soweit so gut und das ist auch das Ergebnis großer Kraftanstrengungen. Doch genauso wie unsere Kinder unterschiedlich sind, sind die Stadtteile unterschiedlich, in ihrem räumlichen Umriss, in ihrer Infrastruktur und letztendlich auch in ihrer Versorgung mit Plätzen für unsere Kinder.
Deshalb ist es mehr als folgerichtig, wenn wir heute genau das beschließen, nämlich genauer zu schauen, nicht nur auf planerische Größen auf dem Papier, sondern in die Wirklichkeit der Menschen, da wo und wie sie leben. Eine sozial-räumliche Betrachtung ist daher dringend geboten.

Stadträtin Bärbel Schäfer (Photo: Peter Hermann)

Lassen Sie mich das am Beispiel des Stadtteils verdeutlichen, in dem ich seit mehr als 30 Jahren wohne und- offen gestanden – froh bin, dass meine Kinder mittlerweile erwachsen sind. Kappel ist ein Stadtteil, in dem die Menschen gerne wohnen, aber junge Familien und allein erziehende Elternteile können nur neidvoll auf Versorgungquoten von 70 oder 80 % blicken. In Kappel hat nicht mal ein Viertel aller Kinder unter 3 die Chance auf einen Betreuungsplatz. Bei den Kindergartenkindern ist es etwas mehr als die Hälfte. Und das ist leider kein neues Phänomen. Seit Jahren spitzt sich die Situation eigentlich immer mehr zu.

Es ist einfach an der Realität vorbei geplant oder auch betrachtet, wenn Ortsteile wie Kappel als Einheit betrachtet werden mit Ebnet oder dem Stadtteil Waldsee. Ich glaube sie wissen alle, wie die ÖPNV -Verbindung von Kappel nach Ebnet ist. Einen Großteil der Betreuungszeit verbringen Eltern entweder im Bus oder auf dem Fahrrad.

Die Stellungnahme des Ortschaftsrates in Kappel spricht eine deutliche Sprache. Wir möchten das Anliegen hier nochmals mit aller Deutlichkeit unterstützen. Im ersten Schritt gilt es das Angebot eines Trägers, dass seit Juni auf dem Tisch liegt umzusetzen, um so wenigstens für die über dreijährigen Kinder mit 20 zusätzlichen Plätzen eine kleine Erleichterung zu schaffen. Diese Möglichkeit kann ja auch in der Fortschreibung der Ausbauplanung und der Bedarfsplanung unterjährig geschehen. Wir gehen davon aus, dass dies auch sehr schnell geschehen kann.

Letztendlich können wir aber nicht nur auf die freien Träger warten. Die Versorgung der unter dreijährigen ist so einfach nicht hinzunehmen. Die Hoffnung auf das Baugebiet Weihermatten zu setzen, war zumindest in den letzten zehn Jahren nicht von Erfolg gekrönt. Möglicherweise müssen wir auch die Förderkriterien anschauen, um es für die freien Träger attraktiver zu maxhen. Auf jeden Fall müssen wir alles daran setzen, um auch in den Ortsteilen gleichwertige Lebensverhältnisse zu schaffen.

Vielen Dank!