Antrag

Konsumfreie Räume für Jugendliche

Aktuelle Diskussionen um den Platz der alten Synagoge machen deutlich, was bereits vor Corona ein Problem war: (Konsumfreie) Räume für Jugendliche sind begrenzt. Gleichzeitig drängen Nutzungskonflikte nicht selten junge Menschen weiter aus der Stadt. Zusammen mit anderen Fraktionen fordern wir Maßnahmen, die den unterschiedlichen Bedürfnissen an den öffentlichen Raum gerecht werden und Jugendliche einbeziehen.

Öffentlicher Raum: Nutzungsbedarf für Jugendliche: Interfraktioneller Antrag nach § 34 Abs. 1 Satz 4 GemO

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Horn,

der öffentliche Raum ist für Jugendliche und ihre Entwicklung von großer Bedeutung, denn er ist Lebens-, Lern- und Erfahrungsraum zugleich. Die Aneignung des öffentlichen Raums und die Inszenierung von Jugendkulturen ist dabei zentraler Bestandteil, bleibt jedoch selten konfliktfrei. Jugendtypische Aktivitäten führen häufig zu Ablehnung, Nutzungskonflikten und Beschwerden.

Die Beschränkungen der Corona-Pandemie haben den Druck auf den öffentlichen Raum erhöht – auch in Freiburg. Mit der Schließung spezifischer Orte der Jugendkultur, erleben wir, dass sich das soziale Leben Jugendlicher stärker auf öffentliche Plätze konzentriert. Das führt aktuell zu Konfliktherden, beispielsweise auf dem Platz der alten Synagoge oder am Seepark. Da junge Menschen bereits über wenig Treffpunkte ohne Konsumzwang in der Öffentlichkeit verfügen, ist es aus unserer Sicht nicht zielführend, sie weiter aus dem öffentlichen Raum zu vertreiben.

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Hannes Wagner

Die aktuelle Situation wirft nicht nur die genannten Probleme auf, sondern bietet auch die Chance, über die Zukunft des öffentlichen Raums, die unterschiedlichen Bedarfe und Umgestaltungsformen zu diskutieren. Dafür beantragen wir, das Thema gemeinsam mit dem Jugendbüro zu bearbeiten, die folgenden Punkte in den laufenden Prozess einfließen zu lassen sowie im Kinder- und Jugendhilfeausschuss sowie im Haupt- und Finanzausschuss fortlaufend über die Umsetzung und Ergebnisse zu berichten:

  1. Wie wird ein gleichberechtigter Zugang des öffentlichen Raums für junge Menschen aktuell sichergestellt? Wie werden Jugendliche an Planungsprozessen beteiligt? Wie kann die Jugend künftig aktiver an der Planung und Gestaltung des öffentlichen Raums beteiligt werden?
  2. Wie kann der öffentliche Raum attraktiver für Jugendliche gestaltet werden, auch in Hinblick auf die Faktoren Sicherheit, Lage, geschlechtsspezifische Nutzung, Sauberkeit, vielfältige Nutzungsmöglichkeiten und Kommunikation (z.B. räumliche Aufteilung, Sitzgruppen etc.)? Welche öffentlichen Räume kommen dafür in Frage, z.B. Eschholzpark oder Dreisamufer?
  3. Wie können auf öffentlichen Plätzen, die in den Abendstunden wenig genutzt werden (z.B. Spielplätze) für junge Menschen weitere „Jugend-Areas“ entstehen? Welche baulichen Maßnahmen, z.B. Bänke oder Unterstände, können dabei Nutzungskonflikte minimieren?
  4. Wie können mehr Kulturveranstaltungen im öffentlichen Raum jetzt und in Zukunft realisiert werden?
  5. Welche Antworten kann es auf den Freizeitdruck von Jugendlichen in den Randlagen und Ortschaften geben, in denen es oftmals an öffentlichen Räumen mit Aufenthaltsqualität mangelt und verstärkt Naturräume genutzt werden?
  6. Welche weiteren Maßnahmen können eingeleitet werden, um Nutzungskonflikte künftig zu vermeiden?

Ziel ist es, hierfür einen Maßnahmenkatalog zu erarbeiten, der zeitnah vom Gemeinderat beschlossen und umgesetzt werden kann, um den unterschiedlichen Bedürfnissen der Freiburger*innen an den öffentlichen Raum Rechnung zu tragen. Die verschiedenen Nutzer*innengruppen sollen bei der Ausarbeitung der Maßnahmen eingebunden werden.

Mit freundlichen Grüßen gezeichnet

Anke Wiedemann; Vanessa Carboni & Hannes Wagner B90/ Die Grünen
Dr. Carolin Jenkner CDU-Fraktion
Angelina Flaig Emriye Gül Eine Stadt für Alle
Simon Sumbert Sergio Pax JUPI-Fraktion
Julia Söhne & Karin Seebacher SPD/Kulturliste
Dr. Wolf-Dieter Winkler FL-Stadträte

Antrag vom

7. Juli 2021