Rede

Kita- und Schulessen: einfacher, qualitativer, klimafreundlicher

In der Drucksache „Erhöhung der Eigenanteile und neues Verpflegungskonzept in den öffentlichen Freiburger Schulen und städtischen Kindertageseinrichtungen“ schlug die Stadt aufgrund der generellen Preissteigerungen auch den Eigenanteil am Essen in den Schulen zu erhöhen. Ein weiterer Punkt der Drucksache war aber auch die Reduzierung der Auswahl in den Grundschulen und Kindergärten auf eine vegetarische Menülinie. In Ihrer Rede hat Vanessa Carboni betont, wie gut und wichtig dieser Schritt ist und welche Dinge der von uns und JUPI eingebrachte Ergänzungsantrag verbessern will. Im Januar diesen Jahres haben wir bereits eine Strategie zur klimagerechten Ernährung vorgelegt. Viele Punkte aus dieser Strategie werden nun in Freiburg sichtbar. Außerdem sind wir vergangene Woche bereits in einem FAQ auf die häufigsten Fragen zur Drucksache eingegangen. Den Ergänzungsantrag findet ihr ganz unten.

Rede der Stadträtin Vanessa Carboni zu TOP 9 der Gemeinderatssitzung vom 18.10.2022 „Erhöhung der Eigenanteile und neues Verpflegungskonzept in den öffentlichen Freiburger Schulen und städtischen Kindertageseinrichtungen„(G-22/015)

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Horn,

sehr geehrte Frau Bürgermeisterin Buchheit,

liebe Kolleginnen und Kollegen,

liebe Anwesende,

„Von allem nun, was den Menschen gemeinsam ist, ist das Gemeinsamste: dass sie essen und trinken müssen.“ so der deutsche Soziologe Georg Simmel in seiner 1910 veröffentlichten Soziologie der Mahlzeit. Simmel  betont in seinem Aufsatz die „ungeheure sozialisierende Kraft“ des gemeinsamen Essens und Trinkens. Gemeinsam essen und Trinken, gesellig zusammen eine Mahlzeit zu sich zu nehmen, das ist also für uns Menschen wichtig. Erst recht für Kinder – denn es ist leider nicht mehr selbstverständlich gemeinsam zu essen und auch deshalb kommt dem Essen in Kita und Schule eine wichtige Bedeutung zu. 

Stadträtin Vanessa Carboni (Bild: Britt Schilling)

Die vorliegende Drucksache versucht einen Weg aufzuzeigen, in Kitas und Grundschulen möglichst vielen Kindern ein möglichst qualitätsvollen Mittagessen zu einem akzeptablen Preis zu ermöglichen! Wir finden die vorgelegte Drucksache im Grund sehr gut – viele der aufgeregten Diskussionen hätte man durch klarere Aussagen und eine bessere Datengrundlage vermeiden können. Das musste nun durch Anfragen nachgeholt werden – danke an die Verwaltung, dass in der kurzen Zeit hier so rasch geantwortet wurde. 

Positiv hervorgeheben möchte ich, dass es während der Vorberatungen in Ausschüssen oder Gesprächen kaum ideologische Diskussionen um vermeintliche Fleischverbote geführt wurden. Vielen Dank an alle Kolleginnen hier im Haus und den sachkundigen Bürger*innen in den Ausschüssen, dass sachlich und ernsthaft entlang von möglichen Verbesserungen der Drucksache in Details diskutiert wurde.

ES WIRD EINFACHER!

Eltern wird das neue System eine Vereinfachung bieten. Keine wöchentliche Vorbestellung mehr, keine wöchentlichen Formulare, sondern ein Abosystem. Keine Kinder, die ohne Essen dastehen, weil im üblichen Trubel die wöchentliche Vorbestellung mal vergessen wurde. 

Darüber hinaus werden Schulen entlastet mit Verwaltungsaufgaben – die Schulleitungen im Ausschuss haben sich auch deswegen klar dafür ausgesprochen. 

Gleichzeitig wird durch die Vereinfachung und Entbürokratisierung der Anstieg der Eigenbeteiligung der Stadt im Rahmen gehalten – angesichts der schwierigen Haushaltslage ein wichtiger Aspekt! 

Natürlich bleiben auch jetzt noch einige Fragen offen. Dazu haben wir einen Antrag gestellt, der drei Kernpunkte schärft: Soziale Aspekte, Feedbackoptionen, Krankheitsregelungen. Damit greifen wir zum einen Diskussion in den Ausschüssen und zwischen den Fraktionen auf, zum anderen ist das auch ein Ergebnis eines langen Diskussionsprozesses in unserer Fraktion. Vielen dank an dieser Stelle an Schuleitungen und andere Akteure, die in Gesprächen wichtige Impulse zu unserer Meinungsfindung gegeben haben. 

Dem Gesamtelternbeirat möchten wir auch an dieser Stelle für das Engagement danken. Auch wenn die Umfrage methodische Schwächen hat, sie zeigt dass Qualität sehr wichtig ist. Uns eint der Wunsch, dass die Kinder gesund und gut essen können. Die Akzeptanz seitens Eltern und Kinder ist uns wichtig, Deswegen haben wir in unserem Antrag auch um Prüfung eines Feedbacksystems gebeten, um so die Kinder stärker in die Gestaltung ihres Essens einzubinden.

ES WIRD QUALITATIVER!

Natürlich kann kritisiert werden, dass es nun weniger Auswahl gibt. Das ist legitim, auch wenn eine Schule kein Restaurant ist und es lediglich um 5 Mahlzeiten in der Woche von 21 Mahlzeiten geht. Aber durch die Vereinfachung auf eine Menü-Linie kann nicht nur in Zeiten von Inflation der Preis für Lebensmittel im Rahmen gehalten werden, sondern langfristig auch in eine bessere Qualität in der Gemeinschaftsverpflegung investiert werden.

Und wo sollte uns Qualität wichtiger sein, als wenn es um die Gesundheit unserer Kinder geht?

Studien, z.B. des RKI, zeigen, dass Kinder viel zu wenig pflanzliche Lebensmittel und viel zu viel Zucker und Fleischprodukte essen – nicht gut für die Gesundheit. Und das trifft leider insbesondere auch auf die Kinder zu, die aus armen Familien kommen. Deshalb sollte der Schwerpunkt der Gemeinschaftsverpflegung sein, genau diese Defizite auszugleichen: Also mehr frisches Gemüse und Obst, mehr Kartoffeln und Getreideprodukte!

Ich bin sehr froh, dass wir nun den Bio Anteil auf 30% festschreiben. Das bedeutet nicht nur gesundes Essen, sondern ist auch für die regionale Landwirtschaft gut. Freiburg ist schließlich auch Mitglied der Bio-Musterregion, die die Wertschöpfung bio-regionaler Produkte fördern möchte. 

ES WIRD KLIMAFREUNDLICHER!

Studien zeigen, dass der Ernährungssektor enorme Mengen an Treibhausgasen produziert. Wenn wir unsere Klimaziele erreichen wollen, muss sich auch im Ernährungssektor etwas ändern. Und auch wir hier als Gremium haben in unserem Klimaschutzkonzept einen Maßnahmenkatalog für dem Ernährungsbereich beschlossen. In gewisser Weise ist die vorliegende Drucksache einer der nötigen Umsetzungsschritte auf dem Weg zur Klimaneutralität.

Denn durch ein rein vegetarisches Angebot sparen wir eine Menge von Klimagasen ein. Die Notwendigkeit von Klimaschutz dürfte nach dem Hitzesommer, der die Landwirtschaft hart getroffen hat auf der Hand liegen – die Klimakrise ist spürbar, besonders in der Landwirtschaft! 

Das ist wirklich win-win: Den Lebensmitteln mehr Wert zuschreiben, dabei viel CO2 einsparen und positive Effekte für die Gesundheit für unsere Kinder erreichen.

Zusammengefasst kann man also festhalten:

Das Kita- und Grundschulessen wird: Einfacher, qualitativer und klimafreundlicher!

Wir freuen uns, wenn Freiburg mit diesem guten Vorschlag bundesweit Vorreiter sein kann.

Vielen Dank!

Von uns unterstützte, interfraktionelle Änderungsanträge:

Gemeinderatssitzung vom 18.10.22 Rede von Vanessa Carboni