Grußwort

Verlegung von Stolpersteinen

Anlässlich der Verlegung von drei Stolpersteinen vor der Günterstalstraße 61 am 22.11.2023 hielt Stadtrat Lars Petersen ein kurzes Grußwort, welches wir hier dokumentieren.

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Angehörige der Familie Wolff,
liebes Ehepaar Meckel,
liebe Anwesende,

wir verlegen heute hier, vor der Günterstalstraße 61, insgesamt 3 Stolpersteine. In Freiburg liegen bereits weit über 500 Stolpersteine und ich bin Ihnen, liebes Ehepaar Meckel, sehr dankbar für Ihre nicht nachlassende Energie, auch weiterhin mit der Verlegung von Stolpersteinen in Freiburg daran zu erinnern, was vor über 80 Jahren in Deutschland, auch hier in Freiburg geschah.

Ihnen, liebe Familienangehörige der Familie Wolff, danke ich sehr herzlich, dass Sie die beschwerliche Reise aus England und Holland nach Freiburg auf sich genommen haben und uns heute die Ehre erweisen, bei der Verlegung von 3 Stolpersteinen zur Erinnerung an Ihren Großvater, Ihre Mutter und Ihren Vater anwesend zu sein.

Vielen lieben Dank!

Ich weiß, dass Stolpersteine nicht überall auf Zustimmung stoßen. Man könnte ja in der Tat auf den Gedanken kommen, dass 80 Jahre später die Erinnerung an jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger, aber auch alle anderen Opfer der NS-Gewaltdiktatur erneut mit Füßen getreten wird.

Ich sehe das nicht so.

Wir stolpern im wahrsten Sinne des Wortes, wenn plötzlich vor uns im Asphalt eine golden schimmernde und blank geputzte kleine Messingtafel aufblitzt. Wir halten inne. Wir sind gezwungen, womöglich einen kleinen Schritt zu Seite zu machen, weil es uns widerstrebt, auf die Platte zu treten. Und das ist der Zweck.

Zur Seite treten, von normalen Weg abkommen. Kurz innehalten. Nachdenken. Was war hier?

Hier lebten Menschen. Menschen, die von einem barbarischen System entmenschlicht und zu Nummern degradiert wurden. Diese „Nummern“ hatten Namen. Und Adressen. Sie lebten hier. Mitten unter uns. Und so wird auch gleich noch mit dem Mythos aufgeräumt, dass man damals gar nichts davon mitbekommen habe, dass Jüdinnen und Juden deportiert wurden. Aber plötzlich waren die Nachbarn weg, man kam leichter an eine neue Wohnung und es gab auf einmal – wie auf einem Flohmarkt – günstige Möbel, Teppiche und Porzellan zu kaufen.

Und nicht zuletzt schaut man nach unten, wenn man stolpert. Und darin darf man gern auch eine Verbeugung sehen vor den Menschen, an die wir heute erinnern.

Vielen Dank, liebe Angehörige der Familie Wolff, dass Sie heute hier sind.
Wir verbeugen uns vor Ihnen.

Vielen Dank!