Auf der Flucht

Artikel im Amtsblatt vom 02.06.2015

Die aktuellen weltweiten Konflikte machen auch vor Freiburg nicht Halt, ihre Folgen sind überall spürbar. Kriege und Krisenherde lassen den Menschen, wie z.B. den JesidInnen aus Syrien oder dem Nordirak, oft keine andere Wahl, als ihre Heimat zu verlassen. Wir nehmen unsere humanitäre Verpflichtung wahr und bieten den Menschen, die zu uns kommen, Schutz vor Krieg und Verfolgung. Dabei müssen wir uns immer wieder vor Augen führen: Niemand gibt sein Zuhause freiwillig oder leichtfertig auf. Die wirklichen Probleme haben nicht wir, sondern die Flüchtlinge.

Sicherheit und Ruhe finden

Umso wichtiger ist es, dass sich die Menschen bei uns sicher fühlen und zur Ruhe kommen können. Ankommende Flüchtlinge brauchen eine menschenwürdige Aufnahme, Unterkunft und Versorgung. Erste Anlaufstelle ist die Landeserstaufnahme (LEA). Bisher gab es nur eine LEA in Karlsruhe, die völlig überlastet war. Deshalb wurden im Herbst 2014 in Meßstetten und im April 2015 in Ellwangen weitere LEAs eingerichtet. Viele Menschen engagieren sich dort ehrenamtlich und bieten Sprachförderung, sportliche Aktivitäten, Kinderprogramme und Ausflüge in die nähere Umgebung an.

Ein ideales Gelände

Auf dem Gelände der Polizeiakademie an der Basler Straße soll 2017 auch eine Landeserstaufnahmestelle entstehen. Die LEA Freiburg kann ein Modell für eine humanere Flüchtlingsaufnahme und -unterbringung werden. Stadt und Land sind in Verhandlungen. Das Gelände der Polizeiakademie bietet beste Voraussetzungen: zentral gelegen, mit Grünflächen und Sportplätzen, Aufenthalts- und Unterrichtsräumen, einer Kantine und gut ausgestatteten Zimmern. 

Freiburger Modell

In der Freiburger LEA soll eine qualifizierte Sozialbetreuung wie in den städtischen Wohnheimen angeboten werden. Sicherzustellen ist auch eine medizinische Erstversorgung durch kompetentes medizinisches und psychologisches Personal, das Traumatisierungen erkennt und behandelt. Das technische Personal, Hausmeister und Sicherheitsdienste, müssen über interkulturelle Kompetenz verfügen und für den Umgang mit Menschen in schwierigen Lebenssituationen ausgebildet sein.

Vor allem brauchen die ankommenden Kinder, Jugendlichen und auch Erwachsenen sinnvolle Angebote zur Alltagsbewältigung wie z.B. die Vermittlung grundlegender Sprachkenntnisse, Alphabetisierungs- oder erste Orientierungskurse. Zur Tagestrukturierung gehören auch Sport- und Bewegungsangebote – das Gelände bietet dazu viele Möglichkeiten. Deshalb halten wir die Diskussion um die Ansiedlung einer Finanzschule für kontraproduktiv. Bei der Abstimmung im Gemeinderat am 09.12.2014 war von einer Doppelnutzung nie die Rede. Die LEA Freiburg braucht den vorhandenen Platz für eine menschenwürdige Unterbringung und Versorgung der Flüchtlinge.