Rede zur Kontaktstelle Frau und Beruf 30. Juni 201522. September 2020 Stadträtin Nadyne Saint-Cast (Bild: Britt Schilling) Nadyne Saint-Cast: Rede zu TOP 2 der Gemeinderatssitzung am 30.06.2015 zum Thema: Kontaktstelle Frau und Beruf, hier: Neue Förderkonditionen des Ministeriums für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, sehr geehrte Frau Gensler, sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, herzlichen Dank für diese Informationsvorlage, die uns nicht nur über die neuen Förderkonditionen des Landes, sondern auch eindrücklich über den Erfolg der Kontaktstelle Frau und Beruf informiert. Grundsätzlich finde ich nochmals wichtig zu betonen, dass ein solches frauenspezifisches Beratungsangebot trotz aller Gleichstellungsbemühungen weiterhin enorm wichtig ist. Mädchen und junge Frauen haben zwar in Schule, Ausbildung und Studium die Nase vorne, mit Eintritt in den Arbeitsmarkt und vor allem mit Beginn der Familiengründung kommt jedoch der Knick. D.h.: Trotz hervorragender Qualifikation verdienen Frauen immer noch 22% weniger als ihre männlichen Kollegen. Warum? Weil überwiegend Frauen die unbezahlte Pflege- und Betreuungsarbeit zu Hause übernehmen- obwohl sich jede zweite Frau wünscht, mehr Zeit für den Job und jeder zweite Mann sich wünscht, mehr Zeit für die Kindererziehung zu haben. Das bedeutet, wir haben vor allem beim Thema Arbeitsmarkt und Wirtschaft noch viel zu tun, um gleiche Chancen für Frauen und Männer zu schaffen. Die Arbeit der Kontaktstellen ist hierbei enorm wichtig. Denn: Es werden z.B. nicht nur Wiedereinsteigerinnen nach der Familienpause unterstützt und beraten, sondern eben auch Unternehmen, wie sie auf Bedürfnisse von Frauen eingehen können. Klar ist, dass die noch unbefriedigende Integration der Frauen in den Arbeitsmarkt nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit ist, sondern angesichts des Fachkräftemangels auch zunehmend wirtschaftlich relevant wird- auch für die Unternehmen in unserer Region, die den Fachkräftemangel als eines der vordringlichsten Probleme nennen. Die landesweite Evaluation der Kontaktstellen zeigt uns eindrücklich, wie effektiv das Angebot für die Frauen, aber auch die Unternehmen ist: 84% der befragten Nutzerinnen und Nutzer bewerteten das Angebot als sehr gut und 88,6% würden die Kontaktstelle voll und ganz bzw. eher weiterempfehlen. Ich denke, dass unsere Freiburger Kontaktstelle, Frau Gensler und ihr Team, auf dieses Ergebnis wirklich stolz sein können. Was die neuen Förderkonditionen des Landes anbelangt, ist es erfreulich, dass das Land aufgrund der guten Ergebnisse der Evaluation die Förderung von 1,1 Mio. Euro auf 2,4 Mio. Euro pro Jahr erhöht. Erstmals ist es so, dass die Kontaktstellen nicht gegen geplante Streichungen seitens des Landes ankämpfen müssen, sondern sich über eine Erhöhung freuen können. Es ist aus unserer Sicht ebenfalls richtig, dass das Angebot der Kontaktstellen weiter in die Fläche getragen werden soll und bevölkerungsstarke Regionen wie der südliche Oberrhein um eine Personalstelle verstärkt werden sollen. Dass die Freiburger Kontaktstelle mit dieser zusätzlichen Stelle ihr Angebot ausweiten soll, ist im Grundsatz richtig. Wir halten jedoch die Vorgabe des MFW, wonach die Kontaktstelle für die Freiburger Wirtschaftsregion und die Ortenau zuständig sein soll, für überzogen. Denn die Arbeit der Kontaktstelle lebt nicht nur von Einzelberatungen der Frauen, sondern ist auch aufgrund des engen Kontakts zu Unternehmen so effektiv in ihrer Arbeit. Diese Art der Kooperation vor Ort ist für drei zusätzliche LKR auch mit einer weiteren Stelle nicht zu stemmen. Uns ist wichtig, dass die Qualität und Tiefe der Arbeit nicht verloren geht. Wir appellieren hier an das MFW, beim Bewilligungsverfahren die Situation vor Ort anzuschauen, zu berücksichtigen und bei der Ausweitung des Angebots nicht die Qualität der Kontaktstellen zu gefährden. Wir freuen uns, dass der LKR Breisgau-Hochschwarzwald bereits eine Zusammenarbeit zugesagt hat und finden es ausgesprochen schade, dass der Landkreis Emmendingen mit einer sehr knappen Entscheidung im Kreistag eine Ausweitung der Kontaktstellenarbeit auf die gesamte Wirtschaftsregion FR verhindert. Dies heißt für uns aber auch, dass für EM kein Angebot vorgehalten werden kann. Denn immerhin zahlt die Stadt FR bereits 50% der Kosten für die bestehenden 2,75 Stellen und die Beteiligung der LKRs bezieht sich ja lediglich auf 40% der Kosten für die zusätzliche Stelle ab 2016. Also: Ausweitung auf die Wirtschaftsregion Freiburg ja, aber nur mit finanzieller Beteiligung der Landkreise. Dass eine Ausweitung auf die Ortenau wenig zielführend ist, hat die Vorlage deutlich gemacht. Ich wünsche der Kontaktstelle für die anstehenden Beratungen und Neubewerbung viel Erfolg und bedanke mich herzliche bei Frau Gensler und Ihrem Team für Ihren Einsatz in den letzten Jahren!
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