Vorschlag der Fachkommission umsetzen 4. November 201627. Dezember 2016 Eine der Strassen, die umbenannt werden soll, benannt nach Stadtrat Renner, der im 16. Jahrhundert für mehrere Hexenverbrennungen mitverantwortlich war. (Bild: Timothy Simms) Artikel von B90/Grüne im Amtsblatt vom 04.11.2016 Immer wieder haben sich in den letzten Jahren Bürgerinnen und Bürger mit dem Wunsch Straßennamen umzubenennen an die Stadt und die Gemeinderatsfraktionen gewandt. So ist es vielen z.B. nicht begreiflich, warum immer noch eine Straße in Freiburg nach Hindenburg benannt ist – dem Weltkriegsgeneral und Reichspräsidenten, der als einer der maßgeblichen Vertreter der Dolchstoßlegende, entscheidend zum Ende der Weimarer Republik beitrug. Die Stadt Freiburg hat eine Fachkommission eingerichtet, um alle Straßenbenennungen systematisch zu überprüfen und anhand des aktuellen Stands der Geschichtswissenschaft zu bewerten. Deren Ergebnisse liegen nun vor. Die Benennung von Straßen ist eine Möglichkeit für eine Stadt, Menschen zu ehren, die besonderes geleistet haben. Mit diesen Ehrungen – aber auch der Rücknahme durch eine Umbenennung – bezieht ein Gemeinwesen Stellung: In welche Tradition will sich eine Stadt stellen? Wen achtet eine Stadt als positiv erinnerungswürdig? Diese Diskussion findet in den letzten Jahren in vielen Städten deutschlandweit statt – auch aufgrund neuerer historischer Erkenntnisse, wie sie nun für Freiburg eine Historikerkommission zusammengefasst hat. Die aktuelle Diskussion um Straßennamen in Freiburg befremdet. Da ist die Rede von einer „Auslöschung der Stadtgeschichte“, da möchten manche einen Schlussstrich ziehen – nach dem Motto, die Umbenennungen zur Zeit der französischen Besatzungszeit wären doch ausreichend. Das wird aber der Geschichte nicht gerecht: Geschichte ist nicht abgeschlossen, die Geschichtswissenschaft fördert immer wieder neue Erkenntnisse zu Tage, die man zur Kenntnis nehmen muss. So auch in Freiburg. Befremdend auch, dass Straßennamen in einen Topf geworfen werden mit Denkmälern. Denkmäler – so z.B. das Siegesdenkmal – lassen sich mit Hinweistafeln o.ä. direkt vor Ort kontextualisieren. Straßennamen hingegen stehen zunächst für sich selbst – ohne Erläuterungen – auf Briefköpfen, Visitenkarten, in Adressverzeichnissen. Zwölf Straßennamen schlägt die Historikerkommission zur Umbenennung vor. Unsere Fraktion unterstützt diesen Vorschlag. Es ist ein Vorschlag mit Augenmaß, der nur dort Umbenennungen vorschlägt, wo zweifelsfrei eine starke Verstrickung z.B. mit dem Nationalsozialismus erwiesen ist. Also Fälle, bei denen klar ist: Es gibt – im Lichte der historischen Erkenntnisse, die man nicht einfach wegdiskutieren kann – keinen Grund, bei der Ehrung durch einen Straßennamen zu bleiben.
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