„Freiburg wächst und die Schulen müssen mitwachsen“

Rede von Stadträtin Birgit Woelki zu  TOP 8 der Gemeinderatssitzung am 10. Juli 2018: Schulentwicklungsbericht 2018, Drucksache G-18/164

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
Frau Bürgermeisterin,
meine Damen und Herren,

zunächst einmal vielen Dank für diesen 100 Seiten starken Blick auf die Zukunft der Freiburger Schullandschaft. Der Schulentwicklungsbericht 2018 (inklusive der Profile jeder einzelnen Freiburger Schule) ist eine gute Arbeitsgrundlage, die im Fachausschuss vor zwei Wochen intensiv gelobt und diskutiert wurde.  

Man könnte den Bericht untertiteln: 

Freiburg wächst und die Schulen müssen mitwachsen. 

Stadträtin Brigit Woelki (Bild: Britt Schilling)

Und das wird nicht billig. 300 Mio. Euro wurden in den letzten Jahren in die Schulen investiert – und auf rund 400 Mio. Euro wird der künftige Investitionsbedarf geschätzt – die Digitalisierung noch nicht einberechnet (denn die wird ohne Zuschüsse von Land und Bund kaum zu stemmen sein). 

Der vorliegende interfraktionelle Antrag befasst sich daher mit der Frage, wie dieses Wachstum gesteuert werden soll: Wo besteht der größte Bedarf, wo muss an-, um- oder neu gebaut werden? Eine systematische Übersicht über die mittel- bis langfristigen Planungen wäre für alle Beteiligten/Betroffenen hilfreich.

Und: Dieses Wachstum muss nicht nur quantitativ, sondern auch im Hinblick auf die Qualität schulischer Bildung stimmen.

So mussten beispielsweise 1.200 Kinder und Jugendliche mit Fluchterfahrung innerhalb kürzester Zeit in den Freiburger Schulen untergebracht werden. Das war und ist nicht nur eine logistische, sondern auch eine pädagogische Mammutaufgabe – und wird es auch bleiben. Denn die Integration ins Bildungssystem ist der Schlüssel für die Zukunft dieser jungen Menschen.

Deshalb möchte ich das Thema durchgängige Sprachbildung noch einmal besonders hervorheben: Wenn rund ein Drittel der Kinder bei der Schuleingangsuntersuchung dringenden Förderbedarf aufweist, dann muss hier gehandelt werden. Sprachförderung ist Teil der frühkindlichen Bildung und muss in den Schulen bis zur beruflichen Bildung weitergehen. 

Bisher gibt es zwei erfolgreiche Pilotprojekte zur durchgängigen Sprachbildung in Landwasser und Zähringen, die von der Pädagogischen Hochschule evaluiert werden und gute Ergebnisse vorweisen. Diese systematische Förderung muss auf andere Quartiere ausgeweitet und verstetigt werden – und zwar dort, wo der dringendste Bedarf besteht.

„Freiburg wächst und die Schulen müssen mitwachsen“ – bedeutet auch, dass die wachsenden Gemeinden am Tuniberg eine weiterführende Schule brauchen. 

In der Gemeinderatssitzung am 14. Februar 2017 hatten wir fraktionsübergreifend für den Erhalt der Sekundarstufe an der Tunibergschule in Opfingen plädiert und die Verwaltung beauftragt, sich beim Kultusministerium dafür einzusetzen. Bekanntlich ohne Erfolg. 

Aber jetzt bietet sich eine neue Chance. 13.000 Menschen leben in den vier Tuniberggemeinden, Tendenz steigend, siehe Perspektivplan. Mit der Ausweisung neuer Baugebiete werden auch junge Familien in die Ortschaften ziehen und die Bewohnerstruktur verändern. 

Und hier ist unserer Meinung nach eine Schule gefragt, die der speziellen Mischung eher ländlich geprägter Ortschaften mit ihren Handwerksbetrieben und den neu zugezogenen jungen Familien alle schulischen Abschlüsse ermöglicht: ob Werkreal- oder Realschulabschluss bis hin zum Abitur – und das alles direkt vor Ort, ohne weite Wege in die Kernstadt. 

Denn bei einer Entscheidung für ein Gymnasium müssen die anderen wieder die obligatorischen 12 km fahren, bei einer Realschule ebenso. Lassen Sie uns also gemeinsam überlegen, was die beste Lösung für eine weiterführende Schule am Tuniberg wäre. Der Fachausschuss war sich bei seiner Debatte am 25. Juni weitgehend einig. Allerdings ist uns klar, dass dieser Vorschlag nicht unumstritten ist und hier sicher noch viel Informations- und Diskussionsbedarf besteht.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.