Ja zum Stadion!

Mit dem Beschluss des Bebauungsplans im Gemeinderat ist der Weg frei für das neue Stadion am Wolfswinkel. Unser Stadtrat Vaulont geht in seiner Rede auf die Bedeutung des neuen Stadions für Freiburg ein und kritisiert einige der Stadiongegner*innen scharf: „Wer ohne jegliche Selbstachtung mit den wildesten – und längst widerlegten – Theorien um sich wirft, wer keinerlei Respekt vor anderen, vor deren Arbeit und Meinung hat, wer völlig schamlos die absurdesten Unterstellungen auf öffentlichen Veranstaltungen äußert, der vergiftet die Debatte und verlässt letztlich die Basis einer demokratischen Auseinandersetzung.“

Rede von Stadtrat David Vaulont zu den Tagesordnungspunkten 22-27 der Gemeinderatssitzung vom 24.07.2018: Neubau Fußballstadion am Flugplatz/Wolfwinkel

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
Meine sehr verehrten Damen und Herren,

Stadtrat David Vaulont (Bild: Britt Schilling)

ein Stadion ist ein besonderer Ort. An kaum einem Platz in der Stadt durchleben die Besucher gemeinsam derart viele unterschiedliche Emotionen in kurzer Zeit.

An meinen ersten Stadionbesuch kann ich mich sehr gut erinnern. Das letzte Spiel des SCs in der Bundesliga vor dem ersten Abstieg, am 31. Mai 1997 gegen den KSC. Ich stand damals auf der Nordtribüne, die noch nicht überdacht war, direkt hinter dem Tor. Ganz nah am Spielfeld. Vor mir Jörg Schmadtke in seinem letzten Spiel als Freiburger Torwart.

Wenige Tage nach meinem neunten Geburtstag erlebte ich zum ersten Mal den Frust und die Niedergeschlagenheit eineßs ganzen Stadions, wenn die eigene Mannschaft in Rückstand gerät, die lautstarken Anfeuerungsrufe und den kollektiven Jubel bei einem erlösenden Tor – Diese Emotionen sind etwas besonders. Man vergisst sie nicht, man wird angefixt und hat Lust auf weitere Stadionbesuche.

Mehr als 21 Jahre und zahlreiche Heimspiele später haben wir nun endlich den heutigen Tag. Endlich ist es so weit: Nach vielen Jahren der Diskussion, umfangreichen Planungen und zahlreichen Gutachten beschließen wir nun den Bebauungsplan für das neue SC-Stadion. Endlich, denn mehr als drei Jahre nach dem Bürgerentscheid ist es nun an der Zeit, dass der Bürgerwille nach einem neuen Stadion am Wolfswinkel – neben dem Flugplatz – auch umgesetzt wird.

Allein in den letzten drei Jahren haben wir als Stadt den Betrieb des Freiburger Flugplatzes mit über 800.000 Euro bezuschusst. Wir bezahlen diesen Betrag, damit ein paar Menschen ihrem Hobby nachgehen können und – wie mir eine prominente Vertreterin einmal erklärte – am Wochenende zum Kaffeetrinken an den Bodensee fliegen können. Es mag etwas erstaunen, dass ausgerechnet aus dieser Ecke nun Umwelt- und Naturschutzargumente gegen das Stadion angeführt werden. Ein inhaltlich richtiges Argument wird aber nicht dadurch falsch, dass es die vermeintlich Falschen verwenden. Es ist allenfalls unglaubwürdig.

Es ist die Aufgabe der Politik, Abwägungen zu treffen. Wir müssen entscheiden, welche Aspekte in unseren Augen vorzuziehen sind.

Der Wunsch des SC nach einem neuen Stadion ist nachvollziehbar und wer schon einmal bei einem Auswärtsspiel war, weiß um den vergleichsweise historischen Charme der Freiburger Spielstätte. Mit einem modernen, wettbewerbsfähigen Erstligastadion hat das nichts zu tun.

Doch jeder Neubau bedeutet Eingriffe in bislang unbebaute Natur. Die Versiegelung von Landschaft und der Eingriff in die Artenvielfalt sind in einer wachsenden Stadt ein Problem, dass uns leider an jeder Stelle begegnet.

Daher wird es umfangreiche Ausgleichsmaßnahmen geben. Aufwendig wird der Magerrasen verpflanzt. Zudem werden unter anderem Böschungen ökologisch aufgewertet, ein Teil der Landebahn des Flugplatzes in Bremgarten wird entsiegelt und Ackerflächen in extensives Grünland umgewandelt.

Die Ausgleichsmaßnahmen  kosten insgesamt 10,7 Millionen Euro. Das alles federt den Eingriff aber nur ab und mildert die Folgen, es beseitigt diese nicht vollständig.

Im Ergebnis ist für uns Grüne trotz der Eingriffe dieser mit dem Fahrrad und dem ÖPNV gut erreichbare Standort der am besten geeignetste.

Dies ist auch das Ergebnis der umfangreichen Arbeit der Stadtverwaltung, der an dieser Stelle ein großer Dank gebührt. Zahlreiche Gutachten und Ergänzungsgutachten wurden erstellt, unzählige Gesprächstermine durchgeführt und es gab immer wieder Rücksprachen mit dem Regierungspräsidium. Vielen Dank für diese umfangreiche Arbeit, die in den dicken Vorlagen mündete, über die wir heute abstimmen!

Der eine oder die andere hat sich auf dem Weg zu den heutigen Entscheidungen verabschiedet. Sie bogen zwischendurch ab und verrannten sich immer weiter in die eigenen Theorien über die vermeintlichen Hintergründe und die angeblichen, geheimen Absichten der Standortwahl. Dabei bemerkten sie gar nicht, dass sie immer weiter die Basis der Fakten verließen und ihre immer hysterischer werdenden Anschuldigungen und Verschwörungstheorien letztlich nur ihrer eigenen Überzeugungsfähigkeit und Glaubwürdigkeit schaden.

Die Stadiongegner realisierten gar nicht, dass ihre Bedenken, Anmerkungen und Kritik durchaus ernst genommen wurden. Sie wurden von der Stadtverwaltung aufgenommen, sorgfältig und umfassend gutachterlich überprüft. Allerdings ließen sich die hobbygutachterlichen Einschätzungen nicht verifizieren. So schwer es für manche ist, aber ernst genommen zu werden bedeutet nicht, Recht zu bekommen.

Alleine für die Prüfung der sogenannten Spiegelvariante gab die Stadt insgesamt rund hunderttausend Euro aus. Ein Vorschlag, der erst in den Augen der Stadiongegner total ausgereift war und nun nach einer ablehnenden Begutachtung und Überarbeitung durch den Gutachter von diesem eben noch nicht ausreichend optimiert worden sei. Es sind diese mangelnde Stringenz in der eigenen Argumentation gepaart mit einer arroganten Haltung, die wir in den letzten Jahren immer wieder aufs Neue erleben durften.

Zu einer demokratischen Auseinandersetzung gehört der Streit der besseren Argumente. Wer ohne jegliche Selbstachtung mit den wildesten – und längst widerlegten – Theorien um sich wirft, wer keinerlei Respekt vor anderen, vor deren Arbeit und Meinung hat, wer völlig schamlos die absurdesten Unterstellungen auf öffentlichen Veranstaltungen äußert, der vergiftet die Debatte und verlässt letztlich die Basis einer demokratischen Auseinandersetzung.

Mit den heutigen Beschlüssen ziehen wir einen Schlussstrich unter diese langjährige – und in den letzten drei Jahren vor allem unsägliche – Debatte.

Der Bau kann voraussichtlich im Oktober beginnen und im Sommer 2020 wird dann der Ball in dem tollen neuen Stadion rollen. Nach allen Seiten hin geschlossen, mit einer großen, steilen Stehplatztribüne – es wird ein Ort, an dem wir viele Emotionen erleben werden. Wir werden uns über vergebene Chancen ärgern, über Schiedsrichterentscheidungen aufregen und Tore des SC bejubeln. Wir werden mitfiebern, hoffen und uns über Heimsiege freuen. Aber vor allem werden wir den SC lautstark unterstützen.

Und viele Menschen, die ihr erstes Fußballspiel in dem neuen Stadion erleben, werden von diesen Emotionen ergriffen sein, auf den Geschmack kommen und auch in der Zukunft zu Heimspielen unseres SCs kommen.

Vielen Dank!