Antrag

Ein Haus für die Musikschule ?

In der Freiburger Musikschule werden circa 3.300 Schüler*innen unterrichtet, in zahlreichen Ensembles wird gemeinsam musiziert und konzertiert. Die Raumsituation ist allerdings unbefriedigend: Freiburg ist die einzige große Stadt in Baden-Württemberg, in der die Musikschule kein eigenes Haus hat. 

Die Verwaltung der Musikschule und wenige Unterrichtsräume finden sich in der Turnseeschule. Für weiteren Unterricht werden weitere Räume angemietet, oftmals in Zwischennutzung, wie beispielsweise im Rotteckhaus oder in der Stadthalle. Mit dem Ausbau der Ganztagsbetreuung und dem Wegfall der Zwischennutzungen wird es zunehmend schwerer, Räumlichkeiten zu finden, in denen die Musikschule ihr breites Angebot umsetzen kann. 

Wir finden, dass der Musiker*innenstadt Freiburg ein eigenes Musikschulhaus gut anstünde. So wären nicht nur Verwaltungsabläufe unkomplizierter, auch die Lehrer*innen könnten unkompliziert miteinander kommunizieren, Instrumente müssten weniger geschleppt werden, Ensembles hätten einen festen Probeort und Konzerte könnten in angemessenen Räumlichkeiten stattfinden. Darum prüft die Verwaltung gerade, welche eigenen Räumlichkeiten für die Musikschule zu welchem Preis zur Verfügung stünden. Gleichzeitig bemüht die Musikschule sich, in Ganztagseinrichtungen ihren Platz zu finden.

Wenn wir Klarheit über Möglichkeiten und Kosten haben, können wir im Haushalt über eine mögliche Zukunft der Musikschule entscheiden und kann die Musikschule sich auf die Suche nach weiteren Unterstützer*innen machen. Denn klar ist: ein neues Haus wird die Stadt aktuell nicht allein finanzieren können.

Antrag nach §34 GemO vom 24.6.2022

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

die zeichnenden Fraktionen beauftragen die Verwaltung, das Thema „Neue Räumlichkeiten für die Musikschule Freiburg“ auf die Tagesordnung des Gemeinderates zu setzen.

Die Musikschule ist mit ca. 3 300 Schülerinnen und Schülern die größte Schule in Freiburg. Sie verfügt allerdings nicht über eigene Räumlichkeiten und ist auf externe Anmietungen angewiesen, um den Unterricht durchführen zu können.  Verschärft durch die Corona-Pandemie stehen der Musikschule immer weniger Räume zur Verfügung.  Mit dem Wegfall der Ersatzräume in der Stadthalle und im Rotteckhaus wird die Situation für sie existenzbedrohend.

Die Musikschule benötigt dringend eigene Räume, um ihren Betrieb aufrechtzuerhalten sowie um Kindern und Jugendlichen weiterhin eine wichtige musikalische Bildung zukommen zu lassen.

Die Verwaltung wird daher beauftragt:

  • schriftlich darzustellen, welche Möglichkeiten es in Freiburg gibt, die Musikschule dauerhaft in einem Gebäude mit angemessenen räumlichen Kapazitäten für den Unterricht und die Selbstverwaltung unterzubringen;
  • schriftlich darzustellen, welche Gebäude bisher zur Unterbringung der Musikschule in Betracht gezogen wurden, ob eine Unterbringung in der Karlskaserne sowie im Gebäude des Stadtarchivs geprüft wurde und zu welchen Ergebnissen die Stadtverwaltung dabei gekommen ist;
  • Schritte darzulegen, mit denen geklärt werden kann, in welcher Rechtsform die Musikschule ihrer Arbeit und ihrem Bildungsauftrag am besten nachkommen kann.

Begründung:

Die bundesweit hoch angesehene Freiburger Musikschule hat seit ihrer Gründung kein eigenes Gebäude. Durch dieses Defizit fehlt ihr ein Zuhause und eine beständige Verwaltung, die wichtig für einen möglichst reibungslosen Schulbetrieb sind.  Schülern, Eltern und Lehrern fehlt ein fester Anlaufpunkt und die Stadt vermisst einen kulturellen und musikalischen Fixpunkt. Freiburg ist die einzige Stadt in Baden-Württemberg mit einem derartig dauerhaften Provisorium.

Die Unterbringung der Musikschule war von Raumwechseln und Unsicherheiten geprägt. Bis 1992 war ihre Zentrale im Haus der Jugend. Nach der Gründung des Vereines Musikschule Freiburg nutzten das Jugendbildungswerk und die Musikschule das Haus der Jugend gemeinsam. Geplante Ortswechsel ins Lycée Turenne und in der Stadthalle wurden z. T. kurzfristig nicht realisiert. Aufgrund der Renovierung des Haus der Jugend ist die Musikschule seit 2015 in der Turnseeschule untergebracht.

Durch die Versorgung von deutlich mehr Schülerinnen und Schülern und dem enorm gestiegenen Betreuungsbedarf in der Turnseeschule ist diese Raumlösung nicht mehr ausreichend. Die Corona Krise hat die Situation für die Musikschule darüber hinaus dramatisch verschärft, denn ihr war der Zugang zu den Räumen der allgemeinbildenden Schule verwehrt. Da sie kein eigenes Gebäude hat, konnte der Unterricht nur sehr bedingt online, in privaten Studios der Lehrkräfte und in Fremdanmietungen stattfinden.

Kurzfristige Entlastung entstand der Musikschule zwar befristet durch die von der Stadt Freiburg zur Verfügung gestellten Ersatzräumlichkeiten in der Stadthalle und im Rotteckhaus. Doch die Räume des Rotteckhauses können von der Musikschule nur noch bis Juli 2022, die der Stadthalle nur sicher bis 2023 genutzt werden. Mit ihrem Wegfall verschärft sich die Situation für die Musikschule wieder dramatisch, zumal zum September 2022 das Raumproblem auch in den Schulen wieder deutlich zunehmen wird. Durch den wachsenden Eigenbedarf der Schulen werden ihr deutlich weniger Räume zur Verfügung gestellt als in den vergangenen Jahren. Dabei steht die Musikschule sowieso vor dem Problem, dass sie als „Untermieterin“ nicht gleichberechtigt ist und dadurch Planungs- und Rechtsunsicherheiten entstehen.

Als eingetragener Verein darf sie zudem kein Kapital aufbringen, um eigenständig Räumlichkeiten anmieten zu können. Die Musikschule prüft daher aus der aktuellen Not, in welcher Rechtsform sie zukunftsfähig wäre und ihren Bildungsauftrag langfristig nachkommen könnte.

Es muss daher schnellstens gehandelt werden, wenn die Stadt Freiburg Kindern und jungen Menschen auch in Zukunft eine umfassende und professionelle musikalische Bildung zukommen lassen will. Wir bitten die Stadtverwaltung daher, zu Gunsten der Musikschule aktiv zu werden.

Jan Christian Otto, stellv. Fraktionsvorsitzender Bündnis90/Die Grünen

Annabelle von Kalckreuth, Stadträtin Bündnis90/Die Grünen

Irene Vogel, stellv. Fraktionsvorsitzende ESFA

Julien Bender, stellv. Fraktionsvorsitzender SPD/Kult

Dr. Carolin Jenkner, Fraktionsvorsitzende CDU

Sascha Fiek, Fraktionsvorsitzender FDP/BFF

Dr. Johannes Gröger, Fraktionsvorsitzender FW

Dr. Wolf-Dieter Winkler, Stadtrat FL

Emriye Gül, Stadträtin ESFA

Atai Keller, Stadtrat SPD/Kult

Dr. Klaus Schüle, stellv. Fraktionsvorsitzender CDU

Christoph Glück, Stadtrat FDP/BFF

eingereicht am 24.06.2022