„In so eine Schule wäre ich auch gerne gegangen…“

Im Stadtteil Dietenbach wird die erste städtische Gemeinschaftsschule mit Oberstufe entstehen. In einem Planungswettbewerb wurden nun 17 Entwürfe unterschiedlicher Architekturbüros bewertet. Unsere Stadträtin Vanessa Carboni – als gelernte Lehrerin die Schulexpertin der Fraktion – war Mitglied des Preisgerichts. Wir haben mit ihr über die geplante Schule und den Planungswettbewerb gesprochen.

Interview mit Vanessa Carboni

Vanessa, das war dein erster Planungs-Wettbewerb, an dem du als Preisrichterin teilgenommen hast. Wie läuft das ab? 

Stadträtin Vanessa Carboni (Bild: Britt Schilling)

Es war sehr spannend! Das Preisgericht hat sich anderthalb Tage getroffen und dort haben wir uns beraten, welches der beste Entwurf für die neue Schule in Dietenbach ist. Im Preisgericht gibt es Fachpreisrichter*innen – das sind z.B. Architekt*innen und Landschaftsplaner*innen – und Fachpreisrichter*innen, das sind z.B. auch Vertreter*innen der größeren Fraktionen, wie zum Beispiel ich. Die Preisrichter*innen stimmen dann am Ende auch über die Entwürfe ab. Darüberhinaus sind weitere Sachverständige ohne Stimmrecht mit dabei. Es war viel Expertise im Preisgericht: Vom Förster, Bildungsexperten bis zur Architektin. Jeder konnte sich einen Überblick über die verschiedenen Entwürfe verschaffen und seine Expertise einbringen. Am Ende haben die Preisrichter*innen dann über die verschiedenen Entwürfe abgestimmt und einen Gewinnerentwurf gekürt. Erst dann wurden auch die Umschläge geöffnet und man erfährt von welchen Architekturbüros die einzelnen Entwürfe sind. Den ersten Preis hat ein Freiburger Büro gewonnen, ein Entwurf, mit dem ich sehr zufrieden bin. 

Was macht denn den Siegerentwurf so gut? 

Ich persönlich habe bei meiner Bewertung auf 3 Punkte geachtet. Zuerst auf die pädagogische Logik des Gebäudes. Wir bauen eine Schule und deshalb hat das Gebäude auch als Schule zu funktionieren. Zum Beispiel ist beim Siegerentwurf die Mensa auf der gleichen Seite angeordnet wie die Grundschule. Die Kleinen müssen dann nicht jedes Mal die Fahrradschnellstraße überqueren, um Essen zu gehen. Außerdem sind die Cluster der Lerngruppen, aus denen die Schule aufgebaut ist, sinnvoll organisiert. Denn in einer Gemeinschaftsschule sind die Räume nicht wie in einer „klassischen“ Schule aufgebaut, mit einem Klassenzimmer, in dem man immer Unterricht hat. Man nutzt auch Flure für Gruppenarbeiten und es gibt Ruhebereiche, in die sich die Schüler*innen zurückziehen können. Da war der Siegerentwurf sehr überzeugend. In so eine Schule wäre ich auch gerne gegangen…

Neben dem Pädagogischen habe ich auf die Ökologie der Bauweise geachtet. Der Siegerentwurf ist mit viel Holz gebaut und viele Photovoltaik-Elemente sind eingebaut. Dass ist mir sehr wichtig, schließlich hat ein Gebäude für Kinder auch zukunftsfähig zu sein. 

Und schließlich war mir der Außenbereich der Schule wichtig. Neben dem, dass es für die Schüler*innen ein schöner Ort sein soll, der sie motiviert, sich draußen aufzuhalten, der auch für den Schulsport gut geeignet ist, war es mir auch wichtig, dass möglichst viele Bäume erhalten werden können. 

Und so hat jeder von den Preisrichtern andere Schwerpunkte und Perspektiven eingebracht. Am Ende eines langen Prozesses sind wir dann zu diesem richtig guten Siegerentwurf gekommen. 

Modell des Siegerentwurfs

Wenn wir hier das Modell vor uns haben – was fällt besonders auf?   

Besonders gut bei dem Siegerentwurf ist, dass es einen verbindenden Durchgang gibt, eine Magistrale, zwischen den verschiedenen Gebäuden der Schule gibt. Das ist aus ganz pragmatischen Gründen wichtig, da man schnell von A nach B kommt. Es ist aber auch aus pädagogischer Sicht wichtig, denn die Schule ist eine Barfuß- und Hausschuhschule. Die Kinder können sich so ganz unkompliziert in der Schule bewegen, ohne jedes Mal ihre Strassenschuhe wieder anzuziehen. Eine Schule ist mehr als eine Lernfabrik, es ist auch ein Lebensort, an dem die Schüler*innen und Schüler sehr viel Zeit verbringen. Und die Schule hat dementsprechend auszusehen. 

Sehr froh bin ich auch über die schönen Lichthöfe. Nichts ist schlimmer als ein dunkles Klassenzimmer und natürliches Licht tut erwiesenermassen der mentalen Gesundheit von Menschen gut. Außerdem haben die Grundschule sowie die weiterführende Schule je einen eigenen Bereich im Schulhof, so gibt es altersbezogene Rückzugsbereiche und weniger Konflikte zwischen jüngeren und älteren Schüler*innen.

Auch ein Jugendzentrum soll ja entstehen. Wo wurde das denn untergebracht im Siegerentwurf? 

Das Jugendzentrum ist an der Seite des Geländes, bei den Sporthallen, vorgesehen. Das ist, wie die Architekten gerne betonen, gut für die „Adressbildung“ – auch so ein neues Wort aus dem Architektendeutsch, das ich beim Wettbewerb gelernt habe. Damit ist gemeint, dass gut erkennbar ist, wo das Jugendzentrum ist und es sozusagen eine eigene Adresse hat.  

Ich bin wirklich sehr froh über diesen Sieger. Er kombiniert alle wichtigen Aspekte am besten, ist pädagogisch durchdacht, hat eine gute ökologische Bauweise und ist hervorragend für das Konzept Gemeinschaftsschule ausgelegt. 

Mehr Infos zum Siegerentwurf auf der Seite der Stadt