Rede

Klimaanpassung als soziale Aufgabe

In ihrer Rede erklärt Stadträtin Sophie Schwer, warum wir als Stadt Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel und ein gut aufgestelltes Energiemanagement in Freiburg brauchen.

Rede von Stadträtin Sophie Schwer zu Punkt 7 & 8 der Gemeinderatssitzung vom 25.4.2023: Anpassung an die Folgen des Klimawandels & European Energy Award

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
liebe Dezernentin und Dezernenten,
sehr geehrte Damen und Herren,

Stadträtin Sophie Schwer (Bild: Britt Schilling)

Klimaanpassung zu betreiben, ist ein extrem demotivierendes Geschäft. Stellen Sie sich vor, jemandem läuft zu Hause die Badewanne über und er fängt an geduldig den Boden aufzuwischen – ohne allerdings den Hahn abzudrehen.

Genau so müssen wir als Kommune mit den Folgen des Klimawandels umgehen, obwohl wir uns lieber auf den Klimaschutz konzentrieren würden – also das Zudrehen des Hahns.

Deshalb beschäftigen wir uns nun vermehrt mit Trinkwasser und Bevölkerungsschutz, Stadtgrün an Hitze-Hot-Spots und Schutz vor Extremereignissen. Warum machen wir das anstatt jeden Cent in Klimaschutz zu stecken? Weil die dramatischen Veränderungen des Klimawandels als erstes bei den Schwächsten einschlagen: Hitze ist für alte Menschen, kleine Kinder und Menschen mit Vorerkrankungen am gefährlichsten. Die Wohnungen von Armen sind überall auf der Welt am schlechtesten gegen Extremwetter und Hochwasser gefeit und häufig am stärksten davon betroffen. Außerdem haben sie die wenigsten Ressourcen, um mit privaten Mitteln vorzusorgen und sich und ihre Familien auf eigene Kosten abzusichern oder  sich von diesen Ereignissen zu erholen.

Klimaanpassung ist also nicht nur eine Frage der Biodiversität in der Stadt, sondern vor allem eine große soziale Aufgabe für uns. Wenn wir sie vernachlässigen, wird sie die Gräben in der Gesellschaft in bisher unbekanntem Ausmaß vertiefen. Das sehen wir schon in vielen anderen Ländern, die vom Klimawandel früh und stark betroffen sind.

Dennoch hat man ja das Bedürfnis sich mit den Ursachen für diese Katastrophen näher auseinanderzusetzen: Wir müssen unseren Verbrauch von Energie und Ressourcen drosseln und so den Klimawandel ausbremsen. 

Hier komme ich auf den European Energy Award zu sprechen. Dieses Instrument soll uns unter anderem dabei helfen, als Stadt weniger Energie zu verbrauchen und mehr saubere Energie zu produzieren. 

Die Drucksache heute zeigt den großen Nachholbedarf auf und definiert dabei das Gebäudemangement Freiburg, kurz GMF, als Dreh- und Angelpunkt dafür. 

Hier muss gesagt werden, dass das GMF bei vielen Themen in der Stadt eine zentrale Rolle spielt: Das GMF soll Feuerwachen bauen, die Schulen sanieren und alle Arten von Problemen lösen, zum Beispiel wenn eine Kita abbrennt, eine Turnhalle voll Wasser läuft, irgendwas einsturzgefährdet ist oder (mein Favorit) ein großes Gebäude von einem extrem renitenten Schimmelpilz befallen ist. All dies fällt in den Aufgabenbereich des GMF.

Und nun soll es das Energiemanagement der Stadt Freiburg endlich auf vernünftige Beine stellen und wird dafür mit Personal- und Finanzressourcen ausgestattet. Ich kann jetzt schon sehen, dass das nicht reichen wird und dass das GMF in der großen Flut von Aufgaben schauen muss, wo es die Prioritäten setzt. 

Ich appelliere hiermit an die Verwaltung und insbesondere das GMF, dem Energiemanagement die Priorität einzuräumen, die es braucht. Denn dies ist ein weiterer, aber wichtiger Baustein, unserer eigentlichen Aufgabe nachzukommen: Nämlich nicht nur den Boden aufzuwischen, sondern tatsächlich den Hahn der Badewanne zuzudrehen. 

Vielen Dank!