Interview

Unsere Schwerpunkte im Bereich Migration und Integration im Doppelhaushalt 2025/26

Wir haben Stadtrat Karim Saleh gefragt.

Karim, weshalb unterstützt ihr Migrantenselbstorganisationen?

Stadtrat Karim Saleh (Photo: Britt Schilling)

Besonders wichtig ist mir, dass wir wieder zu einer sachlichen Diskussion zurückkehren. Derzeit werden viele Themen um Migration in einen Topf geworfen und sehr emotional diskutiert. Themen wie Flucht oder Armut werden in den Mittelpunkt gestellt und unter dem Aspekt der inneren Sicherheit geführt. Das löst vor allem negative Emotionen gegenüber Migrant*innen aus. Migration aber hat viele Seiten. 

Wir möchten daher in Freiburg ein klares Zeichen setzten. Migrant*innen sind auf vielfältige Weise Teil der Freiburger Stadtgesellschaft und gestalten diese mit, oft ehrenamtlich. Wir unterstützen daher Migrantenselbstorganisationen wie CAPOA. Der Verein spielt eine wichtige Rolle für soziale Teilhabe und aktive Gestaltung des Zusammenlebens insbesondere im Stühlinger. Der Verein bietet Beratung, Betreuung Empowerment und Bildungsarbeit an und fungiert als Brückenbauer zwischen Kulturen und in die Stadtgesellschaft hinein.

Es gibt einen ziemlich großen Topf für Sprachförderung. War das bisher nicht Aufgabe der Bundesregierung? 

Das stimmt, das gilt auch weiterhin vor allem für die Integrationskurse (Sprachniveau B1). Leider wurden die Fördermittel auf Bundesebene für alle Sprachkurse stark gekürzt. Auf kommunaler Ebene können und wollen wir dieses Finanzloch nicht ausgleichen. Mit dem Topf für Sprachkurse ist es aber möglich, dass in den nächsten beiden Jahren überhaupt Kurse mit Sprachniveau B2 in Freiburg stattfinden können.  

Uns GRÜNEN ist wichtig, dass sich Migrant*innen in Freiburg angenommen fühlen und eine echte Chance haben, hier leben und arbeiten zu können. Genau das ist dann oftmals der Knackpunkt. Vor allem der Zugang zum Arbeitsmarkt ist schwierig, trotz guter Qualifikationen. Da braucht es gute und ausreichende Sprachkenntnisse. Das wollen wir unterstützen. 

Was hat es mit den Bildungsbegleiter*innen auf sich? 

Über das Nachbarschaftswerk in Weingarten kommen Bildungsbegleiter*innen bereits zum Einsatz. Wir möchten das Angebot verstetigen. Es geht dabei um Unterstützung für Kinder und ihre Familien aus Sinti und Romasiedlungen. Die Bildungsbegleiter*innen kommen dabei selbst aus den Communities, kennen den Alltag der Kinder und mögliche Schwierigkeiten. Die Kinder und Jugendlichen fühlen sich verstanden und lassen sich dadurch auch unterstützen und begleiten. 

Jetzt zu einem anderen Bereich: psychische und physische Gesundheit von Migrant*innen – weshalb findet sich das im DHH wieder?

Es ist wichtig, dass die Menschen, die aus dem eigentlichen Krankenversichungs- und Hilfesystem herausfallen, medizinisch versorgt werden können. MediNetz leistet hier anonyme und kostenlose medizinische Hilfe für Migrant*innen ohne Papiere. Mit dem FRABS e.V. (Freiburger Anonymisierter Behandlungsschein) hat MediNetz eine Struktur geschaffen, mit der über städtische Mittel einem Teil der Klient*innnen anonymisierte Behandlungsscheine ausgestellt werden können. Auch hier sind der Bedarf und die Behandlungskosten gestiegen.