Grüne beantragen Diskussion über Insektensterben

Aktueller Sachstand zum Thema Artenschutz/Biodiversität in Freiburg mit Schwerpunkt Insekten/Vögel sowie konkrete zusätzliche Maßnahmen gegen das Insektensterben

h i e r :  Antrag nach § 34 Abs. 1 Satz 4 GemO

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

aktuell wird bundesweit über die Ergebnisse einer Langzeit-Insekten-Studie eines internationalen Forscherteams berichtet, das in mehreren Dutzend deutschen Naturschutzgebieten innerhalb der letzten 27 Jahre einen durchschnittlichen Rückgang der Biomasse geflügelter Insekten (u.a. auch Bienen, Wildbienen und Schmetterlinge) um 76% konstatiert hat.

Dieses seit geraumer Zeit bekannte Insektensterben verursacht auch einen Rückgang der Zahl an Vögeln und sonstiger Tierarten, denen diese Insekten als Nahrungsgrundlage dienen. Neben der Gefährdung ganzer Ökosysteme infolge des Rückgangs bzw. des Aussterbens von Tierarten sind auch enorme wirtschaftliche Schäden zu erwarten, weil viele Insekten für das Bestäuben von (Nutz-) Pflanzen eine wesentliche Bedeutung haben.

Auch wenn die Ergebnisse der Studie vermutlich nicht eins zu eins auf die Situation in der Stadt Freiburg übertragen werden können, dürften aber auch hier vor Ort ähnliche negative Entwicklungen zu verzeichnen sein.

Vor diesem Hintergrund beantragen wir, dass die Verwaltung

  • einen aktuellen Sachstandsbericht über die Aktivitäten der Stadt Freiburg im Bereich kommunale Biodiversität/Biotop- und Artenschutz vor allem in Bezug auf Insekten und Vögel vorlegt
    sowie
  • künftig zusätzlich zu ergreifende Maßnahmen im Zuständigkeitsbereich der Stadt Freiburg aufzeigt, die insbesondere dem beschriebenen Insektensterben entgegen wirken können.

Wir verkennen nicht, dass die Stadt Freiburg in den vergangenen Jahren bereits zahlreiche Maßnahmen im Bereich Biodiversität – vielfach auf Initiative der grünen Gemeinderatsfraktionen – umgesetzt hat, was die (unvollständige) Aufzählung folgender Stichworte belegt:

Pestizidverbot auf städtischen Grünflächen und in Kleingärten;  FSC-Zertifizierung des Stadtwaldes; kommunales Artenschutzkonzept mit Bericht im Umweltausschuss im zweijährigen Turnus; Beitritt zum Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt“; bundesweit unter den Top Ten beim Wettbewerb „Bundeshauptstadt der Biodiversität“ im Jahr 2010; Extensivierung bzw. naturnahe Pflege öffentlicher Grünflächen; Aufgreifen der Thematik über die Medien, im Amtsblatt, über die Ökostation, das Waldhaus sowie in Veranstaltungen u.v.m.

Dennoch verlangt die o.g. dramatische Entwicklung unter dem Schlagwort „Insektensterben“ eine noch intensivere Beschäftigung mit kommunalen Gegenstrategien, die sicherlich auf einer großen Vielzahl verschiedenster Einzelmaßnahmen basieren müssen. Einige wenige Stichworte wie Pestizidverzicht auf bzw. ökologische Bewirtschaftung von verpachteten städtischen Landwirtschaftsflächen, noch mehr Artenvielfalt und naturnahe Bewirtschaftung öffentlicher Grünanlagen, Freiflächen und Straßenbegleit-grün, Information der Bevölkerung über naturnahe und insektenfreundliche Gestaltung von Privatgärten, Balkonbepflanzungen oder über das Aufstellen von Insektenhotels, noch mehr standortgerechte heimische Bäume und Pflanzen, Dach- und Fassadenbegrünungen im Stadtraum mögen genügen.

Die Identifizierung wirkungsvoller Maßnahmen sollte im Dialog der städtischen Fachämter mit Experten aus Wissenschaft, Umwelt- und sonstigen Fachverbänden, der Landwirtschaft sowie den Gremien der Städtevertretungen und des Difu erfolgen.

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, wir bitten die Verwaltung die beantragte Thematik im Rahmen einer Gemeinderatsdrucksache mit Vorberatung in den zuständigen gemeinderätlichen Fachgremien aufzuarbeiten. Entscheidend dabei wird sein, konkrete Handlungsoptionen der Stadt Freiburg aufzuzeigen und zu beschließen, die einen zusätzlichen und wirkungsvollen Beitrag gegen das bedrohliche Ausmaße annehmende Artensterben leisten können. Die hierfür ggfs. erforderlichen personellen und finanziellen Voraussetzungen bitten wir ebenfalls darzustellen.

Mit freundlichen Grüßen

Für die Fraktion B‘90/DIE GRÜNEN

gez. Maria Viethen

Fraktionsvorsitzende

Eckart Friebis

Stadtrat/Fraktionsgeschäftsführer