Rede von Timothy Simms zu TOP 7 der Gemeinderatssitzung am 9.12.2025 „Potenzialanalyse für Clubs und Musikspielstätten in Freiburg – Berücksichtigung der Impulse für zukünftige städtebauliche Entwicklungen“
Sehr geehrter Oberbürgermeister Horn,
sehr geehrter Nachtkulturbürgermeister von Kirchbach,
sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
Dass wir heute diese Drucksache zur Potenzialanalyse hier im Gemeinderat diskutieren und auch erste Schritte zur Umsetzung beschließen, liegt entscheidend an der Vorarbeit einiger ehemaliger und aktiver Gemeinderäte. Ich möchte mich deswegen an dieser Stelle bedanken bei Ex-Stadtrat Simon Waldenspuhl, der die Potentialanalyse mitinitiiert hat. Bedanken möchte ich mich vor allem auch bei Markus Schillberg, der das Thema Nachtkultur schon seit Jahren in verschiedensten Funktionen und Ehrenämtern voranbringt – aktuell bekanntermaßen als Stadtrat.

Nun also gilt es die Potenzialanalyse mit Leben zu füllen. Dazu haben wir mehrere Anträge gestellt. Ein erster Erfolg dieser Potenzialanalyse ist, dass sie Eingang in das Strategiekonzept Innenstadt gefunden hat. Hier beantragen wir, dass mit einem Bebauungsplanverfahren ein Musicclubim Keller des Bakolageländes ermöglichst wird. Diese wurde seinerzeit ausgeschlossen, obwohl an diesem Standort kaum Beeinträchtigungen zu erwarten sind.
Zwar von der Potenzialanalyse nicht thematisiert: Bei einem weiteren Bauabschnitt des RiS sollte man über einen möglichen Clubstandort nachdenken. Dieser wäre verkehrlich gut angebunden – ein Plus für Sicherheit im Nachtleben. Wir freuen uns, wenn diese Idee in Zukunft geprüft wird.
Des Weiteren beantragen wir, dass im Bereich Dietenbach und auch bei möglichen Bebauungsplänen im Bereich der sog. Schwabentorachse die baurechtliche Ermöglichung von Musikclubs geprüft wird.
Die baurechtliche Absicherung von Nachtkulturstätten ist das eine, der wesentlich entscheidendere Punkt ist aber die ökonomische Basis der Nachtkultur. Bei der Konferenz Stadt nacht Acht – an dieser Stelle vielen Dank an Markus Schillberg und die Geschäftsstellen von Kultur/Inklusion und FR4U für die Organisation des gemeinsamen Besuchs in Berlin – wurden Zahlen aus Berlin und Zürich um Clubbesuch vorgestellt. Ich zitiere aus der Studie des Instituts für Kulturelle Teilhabe: „Während 2019 noch mehr als ein Drittel (37 %) der Berliner*innen Clubs und Diskotheken besuchte, war es 2023 und 2025 nur noch ein Viertel (25 %).“ Zahlen aus Zürich zeigen: Clubs werden nicht nur weniger besucht, sondern es auch weniger konsumiert (damit sind in diesem Fall Getränke gemeint).
Fazit: Clubbetrieb ist wirtschaftlich immer schwieriger darstellbar, weil die Leute weniger in Clubs gehen wollen und dort dann auch nicht mehr soviel ausgeben wollen.
Deshalb müssen wir achtgeben, keine falschen Hoffnungen zu wecken: Baurechtlich mögliche Standorte können wir sichern, aber es braucht vor allem auch gute und wirtschaftlich tragfähige Konzepte fürs Nachtleben. Auch eine neue Baunutzungsverordnung, wie sie wohl kommen soll mit Musikspielstätten als eigener Kategorie, wird hieran nichts wesentliches ändern.
Es braucht dazu auch nicht weitere Konzepte und Beschlüsse, dass Nachtleben super wichtig ist. Es braucht dazu vielmehr Menschen, die bereit sind, entsprechende Angebote im Nachtleben zu schaffen und zwar so, dass sie auch wirtschaftlich funktionieren.
Erlauben Sie mir kurz noch einen Satz zur Haslacher Straße zu sagen: Der Übergang des Grundstücks, auf dem bislang der Slow Club beheimatet ist, an einen Investor, der nun eine bauliche Entwicklung anstrebt, wird Folgen haben. Auch andere wichtige Kultureinrichtungen wie KUBUS sind betroffen. Wir verstehen, dass man aktiv werden will, aus unserer Sicht ist das Problem nicht mit einem Bebauungsplan sinnvoll zu lösen. Vergnügungsstätten sind dort auch bislang schon möglich. Wir lehnen daher den entsprechenden Änderungsantrag ab.
