Messe-Kopfbau der FWTM ohne Nachhaltigkeitsstandards?

Schreiben von B 90/Grüne an FWTM-Geschäftsführer Dr. Dallmann vom 26.06.2015

Messe-Kopfbau der FWTM – Wo bleiben überdurchschnittliche Nachhaltigkeitsstandards?
Vorbild: Embex-Gebäude der Strabag

Sehr geehrter Herr FWTM-Geschäftsführer Dr. Dallmann,

nachfolgend zwei Meldungen in der gestrigen Ausgabe des Stadtkurier auf gegenüberliegenden Seiten, bei denen schon die Überschriften den entscheidenden Unterschied zeigen:

  • Meldung 1 auf S.2: Embex-Haus erhält erst(e) Nachhaltigkeits-Plakette in Freiburg
  • Meldung 2 auf S.3: FWTM baut

Die Strabag erstellt also in Freiburg das erste Büro-Gebäude mit dem Nachhaltigkeitszertifikat in Silber der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB) und weist darauf hin, dass künftig alle ihre Gebäude zertifiziert werden sollen.

Die FWTM dagegen will für 20 Millionen Euro an einem herausgehobenen Standort bei der Messe ein ganz normales Bürogebäude bauen, ohne ambitionierte Nachhaltigkeitsstandards, die über das seitens der Stadt Freiburg an jeden privaten Dritten im Rahmen städtebaulicher Verträge verbindlich vorgegebene Maß hinausgehen.

Und dies, obwohl seitens der GRÜNEN Aufsichtsratsmitglieder nachdrücklich auf die Umsetzung solcher vorbildhafter Standards gedrängt wurde, was auch dem Beitrag unserer Fraktion im städtischen Amtsblatt vom vergangenen Freitag entnommen werden kann.

Leider fanden diese Bemühungen weder die Unterstützung der Geschäftsführung der FWTM noch der Mehrheit des Aufsichtsrates, obwohl hierzu ein konkreter Antrag vorlag.

Dass es auch ganz anders gehen kann, zeigt das äußerst lobenswerte Beispiel der Strabag, bei der wir uns ganz herzlich für dieses vorbildliche Projekt und die angekündigte generelle Zertifizierung ihrer Gebäude bedanken.

Für die FWTM als Repräsentantin und internationale Vermarkterin der Green City Freiburg stellt es m.E. kein gutes Zeugnis dar, wenn private Dritte, die sich ja dem harten Wettbewerb stellen müssen, freiwillig hohe Nachhaltigkeitsstandards samt Zertifizierung einhalten, die FWTM als 100%ige Stadttochter und eigentlich internationales Aushängeschild der Stadt Freiburg für nachhaltige Stadtpolitik es offenbar nicht für nötig erachtet, über allgemein verbindliche Freiburger Standards hinaus zu gehen.

Ich würde es begrüßen, wenn die FWTM die Chance ergreifen würde, bis zur Befassung des Freiburger Gemeinderates mit dem FWTM-Messeneubau noch entsprechende Optimierungen nachzuliefern, würde aber darüber hinaus schon heute der FWTM empfehlen, sich für künftige Projekte bei Strabag zu informieren, wie hohe Standards bei der Nachhaltigkeit von Bürogebäuden auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten und mit welchen positiven Werbeeffekten umsetzbar sind. Ich gehe davon aus, dass Strabag sicherlich mit Freude das dort vorhandene Know-how weiter geben wird.

Vielleicht könnte ja FWTM die Thematik „Nachhaltiges Bauen im gewerblichen und industriellen Bereich“ auch als ein Zukunftsthema im Rahmen ihrer Aufgabe der Wirtschaftsförderung in Zusammenarbeit bspw. mit der IHK, der Handwerkskammer, dem WViB, der Bauwirtschaft und der Architektenkammer aufgreifen – dann könnte aus einer aktuell eher mißlichen Angelegenheit im Endeffekt doch noch eine Erfolgsgeschichte werden.

Ich jedenfalls würde mich sehr darüber freuen.

Mit freundlichen Grüßen

Eckart Friebis
Stadtrat und
langjähriger ehemaliger FWTM-Aufsichtsrat