Rede

Metzgergrün: Bezahlbarer Wohnraum, verbesserte Kommunikation

Im Stühlinger entwickelt die Freiburger Stadtbau das Projekt Metzgergrün. Entstehen soll ein städtebaulich ansprechendes, nachhaltiges Quartier, in dem außerdem dringend benötigter bezahlbarer Wohnraum angeboten wird. Bei vielen Anwohner*innen sorgt der Entwicklungsprozess aber für Verunsicherung und eine Baumrodung hat vor einem halben Jahr für viel Ärger gesorgt. Anlässlich der Offenlage des Bebauungsplans blick Stadtrat Lars Petersen in seiner Rede auf die Historie des Bauvorhabens und macht deutlich, wie wichtig gute Kommunikation für die Akzeptanz solcher Projekte ist.

Rede zu TOP 13 & 14 der Gemeinderatssitzung vom 05. Oktober 2021: Offenlage Bebauungsplan „Im Metzgergrün“

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

liebe Kolleginnen und Kollegen,

das Bauvorhaben Metzgergrün der Freiburger Stadtbau, über das wir heute beraten, will der „Verknappung von Wohnraum im Stadtgebiet“ durch die Schaffung von „kostengünstigem, öffentlich geförderten Wohnungen auf stadteigenen Flächen“ entgegenwirken, um das „Plangebiet zu stabilisieren“ und den „Stühlinger zu stärken“ – sämtlich Zitate aus der Beschlussvorlage.

Wer kann da etwas gegen haben? Warum ist dieser TOP dann nicht „o.D.“?

Stadtrat Lars Petersen (Bild: Britt Schilling)

Ich halte es für wichtig, dass wir uns die Historie des Bauvorhabens Metzgergrün noch einmal vergegenwärtigen. Bereits 2006 gab es Hinweise darauf, dass von Seiten der Freiburger Stadtbau im Quartier Metzgergrün keine baulichen Veränderungen mehr vorgesehen waren, was mit großer Wahrscheinlichkeit Abriss und Neubau bedeuten würde. Nachdem etwa vier Jahre nicht so wirklich etwas voranging, beschloss der Quartiersrat – also ein Gremium aus dem Viertel – im Jahre 2010 die Beauftragung einer Machbarkeitsstudie, die dann im Herbst 2012 vorlag. Nach Prüfung der Machbarkeitsstudie teilte die FSB mit, dass die Gebäude im Metzgergrün durch die vorgeschlagenen Umbaumaßnahmen ihren Bestandsschutz verlieren würden und in erheblichem Maße in z.B. Lärm- und Brandschutz zu investieren sei. Die Stadtbau bezeichnete dies als wirtschaftlich nicht darstellbar und kündigte an, in den folgenden Jahren im Metzgergrün keine nennenswerten baulichen Maßnahmen mehr durchzuführen. Der Quartiersrat – ich wiederhole: ein Gremium aus dem Viertel – gab daraufhin im Frühjahr 2014 die zweite Machbarkeitsstudie in Auftrag, die ein Jahr später, also im Frühjahr 2015 Neubauten auf dem Wohnmobilstellplatz und längerfristig den Abriss des alten Metzgergrüns und die Errichtung von Neubauten vorsah. Also machten sich Stadtbau und Stadtplanungsamt im Dezember 2016 ans Werk und schrieben eine Mehrfachbeauftragung für 38.000 qm Wohnfläche aus. Der einstimmig und unter Mitwirkung des Quartiersrates gekürte Siegerentwurf wurde dann im April 2017 vorgestellt. Nach allerlei Vorarbeiten soll heute nun die Offenlage des entsprechenden Bebauungsplans beschlossen werden. 

Vorab: wir werden dem natürlich zustimmen. Nach wie vor ist „Wohnen“ die soziale Frage der Zeit, weshalb an einem klugen Mix aus Innenentwicklung und ggf. auch dem Neubau eines ganzen Stadtteils kein Weg vorbeiführt. Und die uns vorliegenden Pläne für den Neubau des Metzgergrüns fügen sich sehr gut in diesen Mix ein.

Also noch einmal: warum die Diskussion zu diesem TOP?

Am 25.02.2021 fanden im Bereich Metzgergrün erste Baumfällungen statt, die der beabsichtigten Verlegung des Runzgewässers in die neu zu schaffende Quartiersmitte dienten. Ich war am Nachmittag des 25. gemeinsam mit anderen Kolleginnen und Kollegen vor Ort und muss zugeben, dass ich eine Schneise der Verwüstung wahrgenommen habe und auf zutiefst verunsicherte und offen verzweifelte Anwohner und Anwohnerinnen traf. Dass dieser Tag zu einem tiefgreifenden Misstrauen von Teilen der Anwohnerschaft gegenüber der Freiburger Stadtbau führte, überrascht nicht. Es spielt in diesem Zusammenhang auch allenfalls eine untergeordnete Rolle, dass die Baumfällungen aufgrund eines sehr engen Zeitfensters von wenigen Tagen zwischen Eingang der entsprechenden wasserrechtlichen Genehmigung und naturschutz-rechtlichen Baumschutzfristen stattfinden mussten. Im Quartier kam lediglich an: 

Bagger rollen und zerstören Privateigentum, obwohl noch nicht mal ein Bebauungsplan vorliegt. 

Der 25.02.2021 war deshalb auch nach meiner Auffassung als Aufsichtsrat der Stadtbau ein kommunikatives Desaster. 

Seit dem ist aber viel passiert. Allein Frau Dr. Szablewska hat 15 Gespräche in den verschiedensten Formaten geführt. Auf Sachbearbeiterebene der Stadtbau haben etwa 70 Gespräche mit Anwohnerinnen und Anwohnern stattgefunden, in 50 Gesprächen davon konnten 35 Haushalte erreicht werden. Die Stadtbau hat mit drei der betroffenen Mieterinnen und Mietern der Baumfällaktion inzwischen Entschädigungsregelungen getroffen und ist guter Dinge, dass dies auch mit den beiden weiteren Betroffenen gelingen wird. 

Sie hat darüber hinaus ihre Informationsinstrumente nachgeschärft – inzwischen ist auch die von uns schon am Tag nach der Baumfällaktion geforderte Homepage mit aktuellen Informationen zum Bauvorhaben Metzgergrün online gegangen. 

Insgesamt hat die Stadtbau den 25.02. also aufgearbeitet und – auch nach eigener Auffassung – als Chance begriffen, mit den Bewohnerinnen und Bewohnern, aber auch mit einer dringend notwendigen qualifizierten Quartiersarbeit dieses städtebaulich wertvolle Quartier gemeinsam zu gestalten, statt einsam zu verwalten. Denn nur so kann es, auch mit Blick auf das nächste kommunikativ sehr anspruchsvolle Bauvorhaben „Am Lindenwäldle/Ahornweg“, gelingen. 

Vielen Dank!

Gemeinderatssitzung vom 05.10.2021

Rede von Lars Petersen