„Wenn es nach uns Grünen gegangen wäre, hätten wir schon längst ein Tourismuskonzept“ 20. Februar 201821. September 2020 Rede von Stadtrat Timothy Simms zu TOP 9 der Gemeinderatssitzung vom 20.2.2018: „Tourismuskonzept“ Sehr geehrter Oberbürgermeister Dr. Salomon, liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrter Damen und Herren, Wie schon oft habe ich auch diesen Freitag mit Verwunderung den Beitrag der Unabhängigen Listen im Amtsblatt gelesen. Dort heisst es markig: „Was die Tourismuslobby der Stadtverwaltung in die Feder diktiert hat – nicht mit uns!“ Das ist schon bemerkenswert, nicht nur, weil ja auch ein Mitglied ebenjener Unabhängigen Listen im Tourismusbeirat sitzt und das Konzept miterarbeitet hat. Das ist auch bemerkenswert, weil die Unabhängigen Listen in der Vergangenheit keine Probleme damit hatten, dass Handlungskonzepte vorrangig mit und von denen bearbeitet werden, die sich gut auskennen und die davon am stärksten betroffen sind. Denn es handelt sich hier ja mitnichten um einen Masterplan für die ganze Stadt – wie so mancher mutmasst – sondern schlicht um ein Handlungskonzept zur Stärkung einer wichtigen Branche in dieser Stadt. So wie wir das ja auch in anderen wichtigen Bereiche des Stadtlebens haben – ohne gleich so zu tun, als ginge es um einen Masterplan für die ganze Stadt. Ich denke da z.B. an das Kulturkonzept, dass ja auch nicht von der breiten Bürgerschaft sondern im wesentlichen von Vertretern der Kulturszene – nicht wenige davon als Zuschussempfänger der Stadt mit einem gewissen Eigeninteresse versehen – erarbeitet wurde. Seinerzeit war von den Unnashängigen Listen jedenfalls kein Lamentieren zu hören, dass die Kulturszene irgendetwas der Stadtverwaltung in die Feder diktiert hätte… Heute ist ein Guter Tag für die Tourismusstadt Freiburg, denn erstmals wird diese Stadt ein Tourismuskonzept haben. Wir sind – zusammen mit denen, die in dieser Stadt den Tourismus vertreten – froh, dass es endlich dazukommt. Wenn es nach uns Grünen gegangen wäre, hätten wir schon längst ein Tourismuskonzept. Denn unsere Fraktion hat schon 2012 ein Tourismuskonzept gefordert. Dieser Vorstoß wurde seinerzeit leider nicht aufgegriffen. Es ist schon amüsant, dass seinerzeit ausgerechnet die Freien Demokraten es sogar tourismusfeindlich fanden, ein solches Konzept zu erstellen. Durch die Einführung der Bettensteuer war das Verhältnis von Hotellerie und Politik in den letzten Jahren kein einfaches. Umso besser, dass in Folge rasch ein Tourismusbeirat eingerichtet wurde. Wir haben interfraktionell – gegen den Widerstand der FWTM – dafür gesorgt, dass auch Gemeinderäte in diesem Gremium sitzen. Das hat sich bewährt. Ich habe das Gefühl, dass sich das Verhältnis zwischen Hotellerie und Politik so entspannen konnte und der Konfrontation eine konstruktive Zusammenarbeit gefolgt ist. Wertvoll ist das Tourismuskonzept als Bestandsaufnahme aus Sicht des Tourismus. Die Analyse des Ist-Zustandes zeigt, dass es nicht ausreicht, immer nur steigende Übernachtungszahlen zu präsentieren. Ohne Vergleich sind diese beeindruckend – aber das Tourismuskonzept zeigt: Auch andere Städte wie z.B. Mannheim, die einem nicht unbedingt sofort als Tourismusdestination einfällt, haben ähnliche Steigerungsraten. Kein Wunder, denn bislang fehlt in Freiburg ein klares Marketingkonzept mit entsprechenden Strategien, Alleinstellungsmerkmale wurden bislang nicht klar herausgestellt. Die Analyse zeigt also klar: Es gibt einiges zu tun. Umso wichtiger, dass wir mit dem Tourismuskonzept nun künftig unsere Ressourcen zielgerichteter und planvoll einsetzen – weil wir uns erstmals in dieser Detailliertheit Ziele bezüglich des Tourismus setzen und weil wir erstmals einen Plan haben, mit welchen Maßnahmen wir diesen Zielen näher kommen. Stadtrat Timothy Simms (Bild: Britt Schilling) Oberstes Ziel ist eine nachhaltige Tourismusentwicklung, die Wachstum und Verträglichkeit ausbalanciert. Im Zentrum soll ein qualitatives Wachstum stehen, das auf Übernachtungstourismus statt Tagestourismus setzt, die Tourismusströme besser verteilt – sowohl räumlich wie auch saisonal. Freiburg soll ein gesundes und grünes Stadterlebnis bieten mit umweltfreundlicher Mobilität, die Stadt soll sich als „Smart Green Destination“ mit einer gelebten Kultur der Nachhaltigkeit und Entschleunigung präsentieren. Es wird sie nicht überraschen, das wir Grüne diese Ziele gut teilen können. Als einziger Grüner im Tourismusbeirat hat es mich gefreut, dass diese Leitziele und Visionen aus der Branche selbst vorgebracht und stark unterstützt werden. Aus der Vision „Smart Green Destination“ ergibt sich von Selbst: Wenn Freiburg mit gelebter Kultur der Nachhaltigkeit punktet, mit seiner Lebensqualität, dann darf der Tourismus nicht diese Lebensqualität beeinträchtigen. Er sollte stadtverträglich und von der Bürgerschaft akzeptiert sein. Es versteht sich daher von selbst, dass in einem stadtverträglichen Tourismus zahlreiche Maßnahmen der Tourismusförderung nicht nur den Gästen, sondern auch den Freiburgern und Freiburgerinnen selbst zu gute kommen. Das gilt auch für die ersten Maßnahmen, die bereits auf dem Weg sind bzw. demnächst angegangen werden. Bereits von Gemeinderat beschlossen ist ein Fahrradverleihsystem, aktuell wird hierzu die Ausschreibung erarbeitet, in die auch Hinweise des Tourismusbeirats einfließen. Fahrradverleihsysteme gehören fest zum Städtetourismus – aber auch der Freiburger profitiert davon, wenn er mal ein Rad braucht, aber keins zur Hand ist und ein solches System eng mit der VAG verknüpft ist. Auf den Weg gebracht werden soll auch ein Konzept zur Aufwertung des Schlossbergs. Dort gibt es viel zu entdecken: Reste der alten Befestigungsanlagen, Weinbau, ökologisch hochwertige Freiflächen, schöne Ausblicke auf die Stadt, attraktive Wege zum Spazierengehen, Wandern und Biken. Dieser wertvolle Naherholungsraum soll besser erschlossen werden – z.B. durch eine gute Wegbeschilderung und Hinweistafeln. Mit der heutigen Kenntnisnahme des Tourismuskonzeptes und seiner Leitzeile durch den Gemeinderat beginnt die Diskussion über die Umsetzung dieser Leitziele. Das Tourismuskonzept beinhaltet zahlreiche weitere Maßnahmen, die wir nun in den Fachausschüssen diskutieren werden. Am Ende wird ein Maßnahmenplan stehen. Wir freuen uns schon jetzt auf eine spannende Diskussion. Andere Konzepte – ich erinnere an das vorhin erwähnte Kulturkonzept – haben sich mit ihren durchdachten Maßnahmenplänen als erfolgreicher Fahrplan für die Entwicklung der Stadt bewiesen. Immer wieder haben sich auch die Fraktionen auf dieses Konzept bezogen, wenn es um Haushaltsberatungen ging. Wir wünschen uns, dass das Tourismuskonzept eine ähnliche Erfolgsgeschichte wird.
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