Quantensprung fürs Car-Sharing

Artikel im Amtsblatt vom 10.10.2014

Freiburg ist erneut Vorreiter in Sachen nachhaltige Mobilität: Als erste deutsche Kommune entwickelt die Stadt einen Bebauungsplan, dessen einziger Zweck darin besteht, eine ausreichende Zahl reservierter Stellplätze für Car-Sharing-Fahrzeuge im öffentlichen Straßenraum bereitzustellen.

Denn Car-Sharing (CS) in Freiburg boomt – 120% Zuwachs in den letzten vier Jahren zeigen dies eindrucksvoll. Für eine weitere positive Entwicklung sind aber fehlende reservierte Stellplätze ein großes Hindernis – und genau hier setzt der CS-Bebauungsplan an.

Ein CS-Fahrzeug ersetzt viele Privat-PKW und senkt den Parkdruck

Das Durchschnittsauto eines Freiburgers steht täglich mehr als 23 Stunden – überwiegend im öffentlichen Straßenraum. Kein Wunder, dass der „Stau“ bei der Parkplatzsuche oft kritischere Ausmaße annimmt als beim fließenden Verkehr. Angesichts dieser oft beklagten Mangelsituation mag es zunächst verwundern, wenn jetzt sukzessive für bis zu 450 CS-Autos feste Stellplätze im Straßenraum reserviert und der allgemeinen Nutzung entzogen werden.

Doch die Praxis zeigt: Jeder zusätzliche CS-Wagen ersetzt im Endeffekt – je nach Studie – zwischen 5 und 12 private PKW, weil bisherige Autobesitzer bei CS-Nutzung entweder ihr Fahrzeug (zumindest den Zweitwagen) abschaffen oder schon von vorneherein auf die Anschaffung eines eigenen Autos verzichtet wird. Nutzen statt Besitzen heißt die Devise.

Überzählige Parkplätze vor allem als Freiraum nutzen

Die Verwaltung rechnet – bei Annahme eines konservativen Ansatzes von 7 entfallenden PKW pro CS-Fahrzeug – in Folge der 450 neuen CS-Stellplätze mittelfristig mit 2.700 „eingesparten“ Autos, das sind fast 5% des privaten PKW-Bestands in Freiburg. Der Parkstreifenbedarf in Freiburg verringert sich damit um bis zu 16 Kilometer, eine Längsparkierung zugrunde gelegt. Da wird also eine Menge Straßenraum frei – für andere Nutzungen als abgestelltes Blech: z.B. als Aufenthalts- und Begegnungsort für die AnwohnerInnen oder für mehr Grün.

Daneben winken natürlich weitere Vorteile von CS: Es ist preiswerter für alle, die weniger als 12-15.000 km jährlich fahren. Um Wartung, Reparatur, TÜV, Winterreifen, Reinigung und Pflege, Steuer, Versicherung kümmern sich andere. Man hat je nach Bedarf eine breite Auswahl – vom Cabrio bis zum Transporter. Und schon bald winkt ja in Freiburg auch noch der reservierte Stellplatz gleich um die Ecke …