FAQ

Gemeinschaftsschule am Tuniberg – Fragen & Antworten

Grafik: Sprechblase mit Fragezeichen über einem Rathaus

Nach der Schließung der Werkrealschule in Opfingen fehlt am Tuniberg eine weiterführende Schule, während die Zahl an Schülerinnen und Schülern weiter steigt. Mit einem Beteiligungsverfahren möchte die Stadt Freiburg gemeinsam mit Bürger*innen die Entscheidung der Schulform klären – Gemeinschaftsschule oder Gymnasium. Im Folgenden informieren wir über die Gemeinschaftsschule und versuchen, die häufigsten Fragen zu klären.

Eine Schule für den Tuniberg

Rund 13.000 Menschen leben in den vier Tuniberg-Gemeinden – die Größe einer Kleinstadt, mit steigender Tendenz. Jede Ortschaft hat ihre eigene Grundschule nach dem Prinzip: kurze Beine, kurze Wege. Die einzige weiterführende Schule war die Tuniberg-Werkrealschule, die durch fehlende Anmeldungen laut Schulgesetz schließen musste. In der Kernstadt ist das weniger problematisch. Bei Schließung einer Schule ist der Wechsel auf eine andere in kurzer Entfernung machbar. Aber z.B. von Munzingen ist der Weg ins Stadtgebiet bereits 18 km lang. Zu lang, finden wir.

Die Schüler*innenzahl-Prognosen für die Tuniberg-Gemeinden weisen deutlich nach oben. Angesichts dieser Entwicklung ist eine weiterführende Schule am Tuniberg unabdingbar. Eine Gemeinschaftsschule mit gymnasialer Oberstufe bietet hier für alle Kinder eine Lösung – ohne Pendeln, Schulwechsel, Sitzenbleiben. Warum? Weil die Schule alle Bildungsabschlüsse anbietet und Kinder ab der 1. Klasse individuell fördert.

Wirkt sich das Beteiligungsverfahren negativ auf den Zeitplan aus?

Nein. Das Beteiligungsverfahren soll bereits Ende 2021 abgeschlossen sein. Direkt im Anschluss erhält der Gemeinderat die Ergebnisse zur weiteren Beratung. Die Planungen laufen in der Zeit parallel weiter.

Wie kann ich mich beteiligen?

Im Juli 2021 wurde das Beteiligungsverfahren mit zwei Informationsveranstaltungen sowie Workshops eingeleitet und erste Fragen und Anregungen von Teilnehmenden für den weiteren Prozess aufgenommen. Vom 01.-10. Oktober können alle Bürger*innen der Tuniberggemeinden ab 16 Jahre an einem Online-Beteiligungsverfahren teilnehmen. Die Zugänge wurden postalisch zugestellt. Wer keine Möglichkeit hat, online mitzuwirken, kann dies über die Ortsverwaltungen tun. Mehr Informationen gibt es hier.

Die Gemeinschaftsschule – kurz & knapp?

  1. Kinder können im eigenen Lerntempo arbeiten und haben Zugang zu den Bildungsinhalten aller Schulen.
  2. Sie lernen je nach Leistungsvermögen in verschiedenen Fächern im jeweils von ihnen gut zu bewältigendem Schwierigkeitsgrad.
  3. Lehrerinnen und Lehrer aller allgemeinbildenden Schularten begleiten die Schüler*innen intensiv und individuell auf diesem Weg.
  4. Es gibt nach wie vor Leistungsnachweise und Prüfungen. Sitzenbleiben oder ein Wechsel in eine andere Schule entfallen aber, da der Weg zu allen allgemeinbildenden Abschlüssen offen steht.
  5. Vom längeren gemeinsamen Lernen profitieren auch die Freundschaften der Kinder: Niemand verliert die beste Freundin oder den besten Freund nach der Grundschule und zusätzliche Fahrtwege entfallen.
  6. Mit detaillierten Lernentwicklungsberichten und regelmäßigen persönlichen Gesprächen bleiben Eltern stets auf dem Laufenden über den Lernstand ihrer Kinder.
  7. Die Hausaufgaben werden bereits an der Schule erledigt. Das bedeutet freie Abende mit Freund*innen, Familie und dem Lieblingsverein!
  8. Durch die enge Zusammenarbeit mit externen Partnern stärkt die Schule das lokale Vereinsleben und fördert bereits früh das außerschulische Engagement.

Alle Bildungsabschlüsse an einer Schule– wie geht das?

Kinder können an einer Gemeinschaftsschule von der 1. Klasse an gemeinsam bis zu ihrem gewünschten Schulabschluss lernen. An keiner anderen Schulart ist der Wechsel auf die weiterführende Schule so entspannt. Die Bildungspläne, nach denen gelernt wird, sind die gleichen wie an der Hauptschule, der Realschule und dem Gymnasium. Die Schülerinnen und Schüler haben aber jederzeit in jedem Fach Zugriff auf schwierigere oder einfachere Varianten aus diesen Bildungsplänen. Jede und jeder kann dadurch aufholen, aufsteigen, durchstarten. Lehrkräfte aller allgemeinbildenden Schularten bereiten die Kinder so individuell und in ihrem Tempo auf den für sie besten Schulabschluss vor: den Hauptschulabschluss (Kl. 9 oder 10), den Realschulabschluss (Kl. 10) oder das Abitur (Kl. 13, also G9). Kein Kind muss Angst haben, sitzen zu bleiben oder die Schule wechseln zu müssen, denn der Wechsel zwischen allen drei Lernniveaus ist jederzeit möglich.

Beispiele aus Skandinavien zeigen schon lange, dass das pädagogische Konzept der Gemeinschaftsschule stimmt und der Lernerfolg gelingt. Die Gemeinschaftsschule ist kein Experiment mit ungewissem Ausgang, sondern ein in vielen Ländern erfolgreich erprobter Weg zu besserer Bildung für alle Kinder.

Wie können Kinder unterschiedlicher Leistungsniveaus zusammen unterrichtet werden?

In der Grundschule gelingt es bereits. Warum nicht auch später? Fast alle Länder, die in den internationalen Vergleichsstudien (PISA, TIMMS) vor uns liegen, unterrichten ihre Schülerinnen und Schüler bis Klasse 9 oder 10 gemeinsam. Das schaffen auch wir – mit der Gemeinschaftsschule: Diese Schulform stellt individuelle Förderung in den Mittelpunkt und ermöglicht offene Bildungswege unter einem Dach! Das heißt konkret: Kein Schulwechsel nach der 5. Klasse. Kein Pendeln für eine bestimmte Schulform nach Freiburg. Kein frühes Festlegen auf einen Bildungsabschluss. Stattdessen motiviert und unterstützt die Gemeinschaftsschule alle Kinder in ihrer differenzierten Persönlichkeitsentwicklung.

Ganztagskonzept: Mehr Zeit für Vereine & Familie!

Die Gemeinschaftsschule ist ab der 5. Klasse eine Ganztagsschule. Das heißt, dass die Schülerinnen und Schüler an 3 oder 4 Tagen jeweils acht Zeitstunden an der Schule verbringen. Das ist kaum länger als an Halbtagsschulen mit Nachmittagsunterricht. Der große Vorteil: Wenn die Kinder nach Hause kommen, haben sie bereits zu Mittag gegessen und ihre Hausaufgaben unter pädagogischer Aufsicht erledigt. So bleibt mehr Zeit für eine Freizeitgestaltung ohne Hausaufgabendruck oder private Nachhilfe. Außerdem pflegen die Schulen Kooperationen mit außerschulischen Partnern. Das können z.B. Sportvereine und Kirchengemeinden sein – so wird das lokale Vereinsleben und Engagement gestärkt.

Mehr Infos für Eltern zum Lernstand ihrer Kinder

An einer Gemeinschaftsschule müssen keine Noten gegeben werden. Auf Wunsch der Eltern – z.B. beim Schulwechsel oder vor einem Abschluss – können die Leistungsstands der Kinder aber in Noten übersetzt werden. Grundsätzlich treten an die Stelle der Noten aussagekräftigere Rückmeldungen über den Leistungsstand, besonders in Form von regelmäßigen persönlichen Gesprächen: Beim Coaching sprechen Schüler*in und Lehrer*in unter vier Augen über individuelle Fortschritte oder auch Probleme beim Lernen, während in Lernentwicklungsgespräche zusätzlich die Eltern einbezogen werden. Die Gesprächsergebnisse und die Bewertung schriftlicher Tests werden in einem Lerntagebuch dokumentiert, an manchen Gemeinschaftsschulen sogar schon digital. Die Eltern bleiben auf diese Weise stets auf dem Laufenden über den Lernstand ihrer Kinder. Zum Schulhalbjahr und Schuljahresende gibt es detaillierte Lernentwicklungsberichte anstatt Zeugnisse und Noten. Sie beschreiben sowohl die individuelle Entwicklung als auch den Leistungsstand des Schülers.

Ist sicher, dass eine Gemeinschaftsschule am Tuniberg auch eine gymnasiale Oberstufe bekommt?

Bislang war die Genehmigung einer gymnasialen Oberstufe abhängig von einem stabilen, längerfristigen Bedarf von mind. 60 Schülerinnen und Schüler für die Klasse 11. Der Bedarf errechnet sich aus den Schülerinnen und Schülern der Klasse 9 auf der eigenen Schule und den umliegenden weiterführenden Schulen. Diesen Bedarf gibt es in Freiburg schon jetzt, mit steigender Tendenz. Um mehr Oberstufen zu ermöglichen, plant die Landesregierung nun, die Genehmigungsvoraussetzungen zu erleichtern. Sollte wider Erwarten der Bedarf an gymnasialen Plätzen in Freiburg zurückgehen, bliebe den Schülerinnen und Schüler vom Tuniberg im schlechtesten Fall ein Anfahrtsweg zur Gemeinschaftsschule mit gymnasialer Oberstufe im neuen Stadtteil Dietenbach.