Rede

„Zielgenaue Hilfe für Schwerstabhängige“

Vor knapp einem Jahr haben wir beantragt, die Einrichtung eines Drogenkonsumraums zu diskutieren; vor gut einem halben Jahr fand diese Diskussion statt und nun steht das Ergebnis fest: es wird in Freiburg einen Drogenkonsumraum geben. Warum das viele Verbesserungen mit sich bringt erläutert Stadtrat Hannes Wagner in seiner Rede.

Rede von Stadtrat Hannes Wagner zu TOP 5 der Gemeinderatssitzung vom 16.05.2023 „Einrichtung eines Drogenkonsumraumes (DKR) in den Räumlichkeiten des Kontaktladens, Rosastraße 13“ (G-23/068)

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
Liebe Kolleg*innen,
Sehr geehrte Damen und Herren,

manchmal geht es dann doch sehr schnell – auch in der Politik. Nicht einmal ein Jahr ist es her, dass unsere Fraktion einen Antrag gestellt hat, die Einrichtung eines Drogenkonsumraums im Sozialausschuss zu diskutieren.

Seitdem hat sich viel getan: kurz darauf wurde die Verordnung auf Landesebene geändert, sodass endlich auch Kommunen mit weniger als 300.000 Einwohner*innen die Möglichkeit haben, einen Konsumraum einzurichten. Praktisch zeitgleich hat eine städtische Delegation den Konsumraum in Karlsruhe besichtigt, ein Konzept für Freiburg gemeinsam mit der AWO erarbeitet, dieses mit der obersten Landesgesundheitsbehörde vorabgestimmt, eine Steuergruppe mit dem Amt für öffentliche Ordnung, der Polizei und Staatsanwaltschaft ins Leben gerufen und flankierend dazu auch noch eine Beteiligung der Öffentlichkeit organisiert.

Das ist ganz schön viel in ganz schön kurzer Zeit und erfolgte – ganz im Gegensatz zur Einrichtung des Kontaktladens – überraschend geräuschlos. Für diese tolle Arbeit an alle Beteiligten schon jetzt ein großes Lob!

Hannes Wagner

Möglich war das sicher nur, weil in Freiburg schon vor der Änderung auf Landesebene das Thema immer wieder diskutiert wurde und es bereits seit 2019 einen erster Konzeptentwurf gibt. Und weil sich der Kontaktladen in Freiburg bewährt hat. Genauso wie sich Kontaktläden in anderen Städten bewährt haben und das gerade dann, wenn ein Drogenkonsumraum wie in Karlsruhe angeschlossen ist.

Die Erfahrungen der letzten Jahre und Jahrzehnte zeigen klar, dass die mit der Einrichtung verbundenen Ziele erreicht werden. Das Angebot erreicht zielgenau langjährige Mehrfach- und Schwerstabhängige und bringt viele Verbesserungen. Zum Beispiel eine Anbindung an das Hilfesystem oder eine Verhinderung von Infektionen und Folgeerkrankungen. Vor allem aber verhindert ein Konsumraum effektiv Drogentodesfälle durch Überdosierung. Die Evaluation in Karlsruhe hat dies ein weiteres Mal eindrücklich bewiesen: dort kam es allein im ersten Jahr zu fünf Wiederbelebungen. Hiervon waren alle fünf erfolgreich! Allein das ist für uns als Kommune ein klarer Auftrag einen Konsumraum einzurichten.

Gerade weil sich Befürchtungen wie ein sogenannter „Drogentourismus“, vermehrte Kriminalität oder eine Belastung des öffentlichen Raums nicht bestätigt haben. Ganz im Gegenteil! Konsumräume führen sogar zu einer Entlastung des öffentlichen Raums. Dies ist in Freiburg durch die Umgestaltung des Colombiparks und der Einrichtung des Pergolaplatzes sicher in besonderem Maße der Fall.
Es freut mich daher, dass mit dem Drogenkonsumraum ein zusätzlicher Baustein im Freiburger Hilfesystem hinzukommt. Weitere Ergänzungen wie ein Drug-Checking wären wünschenswert, sind aber leider rechtlich noch nicht möglich.

Wir bedanken uns bei allen die bisher und auch in Zukunft an diesem Gesamtkonzept mitgewirkt haben und stimmen sehr gerne zu!