Rede

Neue Räumlichkeiten für die Musikschule Freiburg

„Die Freiburger Musikschule verfügt als einzige in einer baden-württembergischen Großstadt über kein eigenes Haus“, so die Stadträtin Annabelle Kalckreuth und führt die daraus resultierenden Schwierigkeiten für die Musikschule selbst aber auch für Lehrer*innen und Schüler*innen aus.

Rede von Stadträtin Annabelle Kalckreuth zu TOP 4 der Gemeinderatssitzung vom 27.06.2023 „Neue Räumlichkeiten für die Musikschule Freiburg“ (interfraktioneller Antrag vom 18.01.2023) (G-23/106)

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Um es einzuordnen: wir reden heute über die Freiburger Musikschule, die im Jahr 3272 Schüler innen auf fast allen erdenklichen Instrumenten unterrichtet hat, in der 455 Schüler*innen in einer von 33 Ensembles, Chören oder Orchestern musizieren, die rege an Jugend musiziert teilnimmt, und dort auch einige erste Plätze belegt. 
Vielleicht sagen die 404 Menschen auf Wartelisten uns, wie begehrt das Angebot der Musikschule ist. Und wie gut die Schule in all ihrer organisatorischen Unzulänglichkeiten doch organisiert ist:  die Freiburger Musikschule verfügt als einzige in einer baden-württembergischen Großstadt über kein eigenes Haus. Zudem agiert sie als Verein und steht nicht in kommunaler Hand. 

Stadträtin Annabelle von Kalckreuth (Bild: Britt Schilling)

Ich denke wir sind uns hier ist alle einig, dass wir am liebsten eine gut zugängliche, sichtbare und barrierefreie Zentrale hätten, die die Innenstadt mit Musik belebt, musikalisches Begegnungszentrum ist und Platz für Lehrer*innen, Verwaltung und Instrumente bietet. Die aktuellen Räume in der Turnseeschule sind in der Tat zu wenige an der Zahl und nicht ideal für das Profil der Schule.

Gleichzeitig wünschen wir uns eine Musikschule für alle, die ausstrahlt in die Stadt und in unseren Kitas, Schulen, Jugendtreffs etcs vor allem die jüngeren Kinder da unterrichtet, wo sie sind. 

Letzteres macht die Musikschule in Zusammenarbeit mit der Stadt vorbildlich und unter grossen Kraftanstrengungen. Die Räume in den Schulen müssen Jahr für Jahr neu verhandelt werden, Instrumente müssen geschleppt, Räume immer wieder hergerichtet werden usw. An dieser Stelle ein grossen Dank an alle Lehrer*innen, die das Hin- und Her mitmachen. 

Die Vorgängerin von Christine Buchheit, Gerda Stuchlick, antwortete in einem ihrer Abschiedsinterviews in der badischen Zeitung auf die Frage, was sie in ihrer langen Amtszeit bereue – folgendermassen: 

Erstens, dass der Tiefbau den Grünbau überwiegt.

Zweitens,  dass die Musikschule damals, trotz fertiger Pläne und Gemeinderatsbeschlusses, nicht ins Lycée Turenne ziehen konnte. Meines Wissens hat die Bürgermeisterbank den Beschluss aus Kostengründen wieder zurückgezogen. 

Heute kann man sagen, dass das ein Fehler mit weitreichenden Folgen war: 
für den Preis werden wir das Lycée Turenne nicht mehr renovieren können, die ständige Raumssuche macht auch niemandem Spass und die Rahmenbedingungen für einen kommunal getragenes Gebäude sind nicht besser geworden.

Heute konkurriert die Musikschule mit ihrem Raumbedarf mit dem der Schulen, die fit für den Ganztag gemacht werden müssen ( hier fehlen Räume und die zu bauen kostet viel Geld); SBBZs, die aus allen Nähten platzen; sanierungsbedürftigen beruflichen Schulen (darüber sprechen wir später noch) etwa.

Wir als Gemeinderat müssen hier, so schwer es uns fällt, priorisieren. 

Andererseits haben wir die städtischen Immobilien, die wie das Lycée Turenne, das Haus zum Herzog, die Karlskaserne etc., die in unserem Besitz sind und schon lange leer stehen oder bald leer stehen werden und für die es keine  Pläne gibt. Das hat die Stadt, muss man so sagen, schlecht geplant.

Der jetzige Weg ist ein Kompromiss, für den wir uns unter den aktuellen Rahmenbedingungen stark gemacht haben: 

es gibt  aufgrund eines interfraktionellen Antrags Geld für die Anmietung von Räumen, unter anderem eine Etage im Ernst Lage Haus. Parallel prüft die Stadt kurzfristig eine Zwischennutzung im Haus zum Herzog. Und parallel nimmt die Stadt langfristig – und auch dafür haben wir uns stark gemacht – unsere Schlüsselimmobilien mit Projektentwicklern unter die Lupe, um Nutzung- und innovative Finanzierungsmöglichkeiten aufzuzeigen.

Ohne klares Konzept und Finanzierung wäre es schlicht populistisch, der Musikschule ein Haus zu versprechen.
Versprechen können wir nur, dass wir dran bleiben. 

Wir unterstützen die Verwaltung aber auch in ihrer Bitte, dass die Musikschule sich konzeptionell Gedanken machen soll, wie der Musikunterricht sich in den Ganztag integrieren liesse. Das macht eine Zentrale nicht unnötig, ist bei Einzelunterricht auch eine echte Herausforderung – böte aber die Chance, noch mehr Leute für Musik zu begeistern und würde die Raumsuche in den Schulen hinfällig machen. 

Herzlichen Dank!