Rede

Sportachse Ost: „Gute Lösung aus gesamtstädtischer Sicht“

Seit Jahren beschäftigt die zukünftige Nutzung des Dreisamstadions und der gesamten Sportachse Ost die Freiburger Kommunalpolitik und insbesondere die betroffenen Sportvereine (siehe dazu unsere aktuelle FAQ) Nachdem Anfang des Jahres mit der Verlängerung des Dreisamstadion-Mietvertrags ein „Zwischenschritt zum Gesamtpaket“ erfolgte, liegt dieses Gesamtpaket nun vor. Der sportpolitische Sprecher Lars Petersen erläutert in seiner Rede, warum wir dies aus gesamtstädtischer Sicht sinnvoll finden und was wir mit einem interfraktionellen Ergänzungsantrag erreichen möchten.

Rede von Lars Petersen zu TOP 17 & 18 der Gemeinderatssitzung vom 28.11.2023 (G-23/224 Zukunft der Sportachse Ost & G-23/226 Verlängerung Mietverhältnis Dreisamstadion)

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren,

27 Tagesordnungspunkte im öffentlichen Teil, zu vielen wird geredet, da schwindet schnell die Aufmerksamkeit. Wie Sie wissen, baue ich daher in meine Reden gerne Zitate ein, gelegentlich sogar von mir selbst – deshalb gibt’s auch heute ein Zitat, allerdings nicht von mir:

„Das Problem ist, dass die Politik den Boden heute wie Joghurt behandelt.“

Was diese Aussage der Schweizer Nationalrätin Jacqueline Badran mit der Sportachse Ost zu tun hat: dazu später mehr.

Dafür spare ich mir die ausführliche Vorgeschichte:

Sie alle hier wissen, dass uns die Zukunft sowohl des Dreisamstadions als auch der gesamten Sportachse Ost seit dem Bau des neuen Stadions am Flughafen umtreibt. Ich erinnere mich an einen Ortstermin vor vier Jahren, kurz nachdem ich in den Gemeinderat gewählt worden war – an dem die Angehörigen dieses Hauses gern teilgenommen hätten, allerdings unerwünscht waren.

Na ja, unsere Fraktion hat sich aber trotz dieser herben Enttäuschung nicht entmutigen lassen und sich stets dafür eingesetzt, dass es zu einem fairen Ausgleich der Interessen aller Vereine entlang der Sportachse Ost kommt.

Der erste Vorschlag der Verwaltung im vergangenen Jahr stellte allerdings nicht nur aus Sicht unserer Fraktion kein zufriedenstellendes Gesamtpaket dar. Wir hatten daher in einem Schreiben an die Stadtspitze gefordert, „dass die Verhandlungen mit den Vereinen zügig, strukturiert und unter Einbezug des Gemeinderates und der weiteren betroffenen Akteur*innen (Universität, ggf. Vermögen und Bau, etc.)“ erfolgen sollte.“

Stadtrat Lars Petersen (Bild: Britt Schilling)

Das ist seither geschehen und aus gesamtstädtischer Sicht – der wir primär verpflichtet sind – hat das Sportreferat eine gute Lösung vorgelegt:

  • Für die Breitensportangebote von PTSV & FT, gerade auch in Randsportarten wie Hockey, Football, Frisbee oder Lacrosse entstehen dringend benötigte weitere Sportplätze.
  • Der SC bekommt eine langfristige Perspektive für das Dreisamstadion und damit insbesondere für die Frauen- und Nachwuchsteams.
  • Damit geht in Erfüllung, was der zuständige Bürgermeister Stefan Breiter einmal in einer Sportausschusssitzung zum Thema sagte: „Jeder muss etwas vom Kuchen abbekommen.“

Die Diskussionen in der Öffentlichkeit und in den Ausschüssen in den vergangenen Wochen haben den Fokus auf die Auswirkungen dieser Lösung für die Universität und Blau-Weiß Wiehre gelegt.

Es gab mehrere Anfragen, auch unserer Fraktion, und heute nun auch einen interfraktionellen Änderungsantrag. Zum einen fordern wir von der Stadtverwaltung ein Konzept, wie die Breitensportarbeit von Blau-Weiß auch nach dem Umzug der SC-Damen ins Dreisamstadion und den damit verbundenen finanziellen Einbußen weiterhin ermöglicht werden kann. Zum anderen ist die Verwaltung aufgefordert, auch dem universitären Tennissport eine klare Perspektive zu geben.

Letzteres ist uns deshalb so wichtig, weil insbesondere von Seiten der Universität – sei es durch Mitteilungen des Rektorats, sei es durch eine Unterschriftenaktion von Fachschaften, aber auch im persönlichen Austausch mit unserer Fraktion – der Eindruck entstand, die Universität und Unisport würden nicht berücksichtigt, gar „über-gangen“. Wir haben uns in den vergangenen Wochen intensiv mit dieser Frage beschäftigt und mit allen beteiligten Akteuren gesprochen. Nach allen uns vorliegenden Informationen war die Universität im gesamten Prozess von Beginn an intensiv eingebunden und auch die aktuellen Annahmen zur Belegung des neuen Kunstrasenplatzes sind nach Einschätzung aller Beteiligter eher konservativ gerechnet und für uns absolut plausibel.

Vielen Dank an dieser Stelle auch an Frau Dr. Hegar, der es nicht nur gelang, ein Gesamtpaket zu schnüren, sondern die auch stets Antworten auf unsere vielen An- und Nachfragen hatte. Ich darf auch den Dank der Geschäftsführungen der Freien Turner und des PTSV Jahn an dieser Stelle übermitteln, wo Frau Dr. Hegar „immer freundlich und lösungsorientiert“ wahrgenommen wurde. Das vorliegende Ergebnis sieht man dort als Zeichen, „dass Kommunalpolitik eben doch funktioniert“.

Das Problem liegt an anderer Stelle, und damit sind wir beim eingangs erwähnten Zitat, dessen ersten Teil ich wiederholen und dann vervollständigen darf:

„Wenn die Leute mehr Joghurt essen, was machen dann die Produzenten? Mehr Joghurt. (…) Das ist Markt. Aber Boden? Sie können dieses Gut ja nicht vermehren.“

An vielen Stellen unserer Stadt kommen wir wegen der Begrenztheit der Ressource Boden in Zielkonflikte, so auch bei der Frage der Sportflächen: selbstverständlich wäre es uns am liebsten, wenn die Flächenbedarfe von PTSV, FT & SC abzudecken wären, ohne der Universität die Tennisplätze zu kündigen. Da aber sämtliche anderen geprüften Flächen wie der Ökosportplatz aus guten Gründen nicht in Frage kamen, blieb als Option letztlich nur eine „Eigenbedarfskündigung“ der am Ende eben im städtischen Eigentum stehenden Flächen und die Umwandlung der Tennisplätze in einen Kunstrasenplatz.

Wir können nachvollziehen, dass dies bei Universität, Hochschulsport und Tennisspieler*innen nicht auf Begeisterung stößt – angesichts des Zielkonflikts ist eine Abwägung aber unumgänglich. Und bei aller Sympathie für den Tennissport – hier hat für uns der Breitensport mit Kinder- und Jugendteams Vorrang, gerade auch vor Sportler*innen, die sich bewusst nicht an Vereinsstrukturen binden wollen.

Mit dem interfraktionellen Änderungsantrag geben wir der Verwaltung aber unmissverständlich mit, dass auch der Tennisbetrieb in der Stadt Freiburg eine gute Perspektive braucht.

Vor diesem Hintergrund begrüßen wir das Gesamtpaket „Zukunft Sportachse Ost“ und „Verlängerung des Mietverhältnisses Dreisamstadion zwischen Stadt und SC“ und stimmen beiden Drucksachen gerne zu.

Vielen Dank!

Interfraktioneller Ergänzungsantrag