Rede

Wichtige Lückenschlüsse der Pilotprojekte FR 2 und FR 3

Bild: Florian Forsbach

Mit breiter Mehrheit hat der Gemeinderat die Bebauungspläne der Radvorrangrouten FR 2 und FR 3 angenommen. Damit werden wichtige Lückenschlüsse des 2013 beschlossenen Radkonzepts 2020 beschlossen. Die Grüne Fraktion begrüßt diese Entscheidung und hofft, dass es in punkto Mobilitätswende nun zügig vorangeht. Das Ziel des Konzepts, durch den Ausbau der Radwege mehr Sicherheit auf den Straßen zu erwirken wurde leider verfehlt. Auch für die Co2 Bilanz ist ein massiver Umstieg auf den Umweltverbund dringend nötig.

Rede von Annabelle Kalckreuth zu den Tagesordnungspunkten 36 und 37 der Gemeinderatssitzung vom 27.5.2020 (DRUCKSACHEN G-20/107 &G-20/109)

Sehr geehrte Damen und Herren, 

Am liebsten wäre ich heute, am 27. Mai 2020, über den FR 2  ins Zähringer Bürgerhaus geradelt  und hätte mit Euch und Ihnen die Umsetzung des 2013 verabschiedeten Radkonzeptes 2020 gefeiert. 

Heute, 7 Jahre nach dessen Verabschiedung, sind erst knapp 50% der Radprojekte daraus umgesetzt worden. 

Die bereits umgesetzten Projekte allerdings und allem voran den FR 1 (der so gut genutzt wird, dass man ihn mit Dietenbach eigentlich weiter ausbauen sollte) haben Fahrradfahren in Freiburg attraktiver gemacht.

Danke dafür an Martin Haag, Herrn Ueckermann und deren Team.

Heute beschließen wir  wichtige Lückenschlüsse DER Pilotprojekte des Konzeptes – dem FR 2 und dem FR3.

Beide Radvorrangrouten haben großes Potential, den Verkehr vom Auto auf’s Rad zu verlagern, da sie an die Radschnellwege nach Denzlingen, Emmendingen und Waldkirch angeschlossen werden sollen. Auch die Einpendler*innen aus dem Umland sollen die Möglichkeit haben, sicher mit dem Rad in die Stadt zu kommen! Auch für die Radler*innen und Fußgänger*innen in der Stadt sind die geplanten Lückenschlüsse dringend nötig! Zu Fuß und auf dem Rad fühlt man sich in der Gegend um Uniklinik und Hauptfriedhof in die 80er Jahre versetzt, in denen Radverkehr in der Stadt eine nebengeordnete Rolle spielte. Höchste Eisenbahn, dass die Fuß- und Radwege dort breiter werden und im Zuge der Umbauten auch die Haltestelle am Hauptfriedhof barrierefrei wird!

Nun noch ein paar grundsätzliche Anmerkungen zum Radverkehrkonzept 2020, das es sich zum übergeordneten Ziel gemacht hat, 30% der Freiburger Verkehrsteilnehmer*innen auf’s Rad zu bringen und die Zahl der  Fahrradunfälle zu senken.

Wurde das Ziel, das man sich mit dem Radkonzept 2020 gesteckt hat, erreicht ?  Leider nein.

Laut der im vorletzten Mobilitätsausschuss vorgestellten Studie Mobilität in Deutschland werden 22% der Wege in Freiburg mit dem Rad zurückgelegt (in der Freiburger Statistik sind es 34%, diese bezieht die Pendler*innenbewegungen aber nicht mit ein).

Im vergangen Jahr ereigneten sich in Freiburg 769 Unfälle mit Fahrrädern, das sind 11,5% aller Unfälle in Freiburg. 2013 waren es 9,9%.  Die Anzahl der Unfälle im Verkehrsbereich soll SINKEN, auf unseren Straßen und Trottoirs sollen ALLE sicher unterwegs sein – hier liegt viel Arbeit vor uns.

Unser ambitioniertes Klimaziel ist nun noch inzugekommen. Um Klimaneutralizäz zu erreichen sollte im Alltagsverkehr der CO2 Ausstoß um 30 % reduziert werden. Laut der Studie Mobilität in Deutschland   gelinge dies in Freiburg durch eine Verdoppelung im öffentlichen Verkehr und ein Plus von 50 % im Radverkehr.

Wie kriegen wir das hin? Ganz generell: Strecken, die wir zurücklegen müssen uns individuell einen Nutzen bringen, also angenehm, schön, gute für die Gesundheit, stressfrei, sicher etc sein. 

Der ÖPNV Ausbau ist dafür sehr wichtig, da sind wir dran. Die Radvorrangrouten machen die Fahrt sicher und angenehm, sind also auch ein sehr wichtiger Baustein.

Unsere Wege legen wir oft oft nicht nur mit einem Verkehrsmittel zurück, sondern mit mehreren. Darum müssen wir die Wegeketten multimodal denken und passgenaue Lösungen finden. zB für die Pendlerin, die aus dem Schwarzwald mit dem Auto kommt, in Günterstal parkt und von dort mit einem Frelo – wenn es welche gäbe – zur Arbeit in die Stadt fährt weiterfährt.

Mobil sind wir aber nicht nur mit ÖPNV, Auto und Fahrrad: 27 % der Wege werden zu Fuß zurückgelegt. 44% der Freiburger*innen haben gar kein Auto – vornehmlich die junge Generation. 

Und, wie es Herr Müller gestern bei der Stadtbau-Diskussion so schön sagte: „wir müssen für künftige Generationen bauen“. Auch auf der Straße,  füge ich dem stellvertretend für meine Fraktion hinzu.

Während die Projekte aus dem  Radkonzept 2020 abgearbeitet werden, werden wir die Stadt beauftragen, mit mehr Personal – gerne auch ein paar Frauen- an die Mobilität 2030 zu denken. Wir brauchen jetzt ein Mobilitätzskonzept mit klugen und innovativen Ideen, das alle Verkehrsteilnehmer *innen  und unsere Klimaziele gleichermaßen bedenkt.

Wir wollen, dass der Verkehr in der Stadt co2 neutral und unfallfrei fließt, rollt und geht. Unser Antrag „Fuß- und Radverkehr mit Sicherheitsabstand ermöglichen“ bietet dafür eine Steilvorlage – wir sind gespannt auf die Vorschläge der Verwaltung.

Nun hoffe ich sehr, zum Ende meines Mandates mit Euch und Ihnen eine Abschlussradtour über den FR 2 machen zu können – Chapo wenn der Lückenschluss so angenehm zu radeln sein wird wie der Weg von Haslach in die Uniklinik!

Gemeinderatssitzung vom 27.05.2020

Rede von Annabelle Kalckreuth