Rede

Sanierung Bahnhofsgarage: „Fahrradparken auf die Höhe der Zeit bringen“

Die notwendige Sanierung der Bahnhofsgarage hat im Vorfeld der Gemeinderatssitzung für Aufregung gesorgt, denn zurecht wird die Frage gestellt, wie ein hoher Millionenbetrag für die Sanierung einer Autogarage zu unseren Plänen für eine Mobilitätswende passt. Stadtrat Hannes Wagner begründet in seiner Rede, warum wir der Sanierung dennoch zustimmen und wie wir das Thema Fahrradparken am Bahnhof voranbringen wollen.

Rede von Stadtrat Hannes Wagner zu TOP 10 der Gemeinderatssitzung vom 11.07.2023 „Sanierung der Bahnhofsgarage mit Modernisierung der betrieblichen und verkehrstechnischen Anlagen (Brandschutz, Be- und Entlüftung, Elektrifizierung)“ (G-23/126)

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
Liebe Kolleg*innen,
Sehr geehrte Damen und Herren,

der heutige Beschluss ist für uns kein Ende, sondern ein weiterer Schritt in einem Prozess rund um die Mobilitätswende, der uns schon länger beschäftigt. Wir haben in den letzten Monaten zwei Anfragen zur Bahnhofsgarage gestellt, uns die Situation vor Ort angeschaut, viele Gespräche geführt. Und lange in der Fraktion diskutiert, wie wir mit der Sanierung umgehen. Und auch zwischen Verwaltung, Gemeinderat und Verbänden gab es in den letzten Wochen viele Gespräche und sowohl aus dem Gemeinderat als auch von Verbänden konkrete Änderungsvorschläge wie eine Teilnutzung für Fahrräder.

Dazu eine Bemerkung vorweg: Für uns gehört es bei der Debatte zur Ehrlichkeit dazu, dass durch die Sanierung einer Autogarage nicht plötzlich eine Fahrradgarage von ähnlicher Qualität entsteht, wie wir sie z.B. aus Städten in den Niederlanden kennen. Dafür wären schlichtweg ganz andere Baumaßnahmen erforderlich, vor allem wäre aber weit mehr Geld als bisher eingestellt nötig. Und trotzdem kann man aus unserer Sicht die Bahnhofsgarage nicht komplett ausklammern, wenn es einem ein Anliegen ist, das Parken für Fahrräder am Bahnhof zu verbessern.

Stadtrat Hannes Wagner (Bild: Britt Schilling)

Potential dafür ist auf jeden Fall genug vorhanden. Denn trotz unserer allgemein guten Freiburger Fahrradinfrastruktur gibt es im Bereich des Bahnhofs einiges an Nachholbedarf, weil dies einer jener Orte ist, bei dem es noch ein starkes Missverhältnis gibt: wir haben für Autos mehrere Parkgaragen in Bahnhofsnähe verfügbar, mit der Volksbankgarage nochmal eine Erhöhung der Kapazität an Stellplätzen und mit der Bahnhofsgarage einen direktem Zugang zum Gleis. Parkgaragen am Bahnhof sind per se nichts, was wir kritisieren. Im Gegenteil, gerade hier sind Stellplätze wichtig als Umstiegspunkt auf den Zug oder Bus.

Aber was für Autos gilt, trifft in mindestens dem gleichen Maße auf Fahrräder zu. Hier haben wir allerdings die Situation, dass die vorhandenen Stellplätze bei weitem nicht ausreichen, es nur einen schlechten oder sogar keinen Schutz vor Diebstahl gibt, keinen Schutz vor Witterung und keinen direkten Gleiszugang. Stattdessen muss man lange nach einem Platz suchen, an dem man sein Fahrrad halbwegs sicher abstellen kann und wenn man dann zurückkommt ist man froh, wenn das eigene Fahrrad nur zwischen den vielen anderen Rädern eingekeilt und nicht gestohlen ist. Wir machen es den Menschen also aktuell nicht gerade leicht mit dem Fahrrad zum Bahnhof zu fahren.

Um das zu ändern war es uns daher wichtig, dass alle möglichen Optionen fürs Fahrradparken am Bahnhof – oberirdisch wie unterirdisch – genau geprüft werden. Ich glaube: der Bedarf wäre für beides vorhanden. Die bisherigen Antworten der Verwaltung haben uns jedenfalls noch nicht ganz davon überzeugt, dass eine Teilnutzung der Bahnhofsgarage für Räder tatsächlich nicht möglich ist.
Wenn wir in Ihrer Antwort auf unsere letzte Anfrage lesen, dass der Neigungswinkel der Rampe mit 13% zu steil wäre und kurz später davon erfahren, dass die Fahrradgarage an der UB nochmals einige Prozent steiler ist, wirft das für uns Fragen auf, die im weiteren Verlauf noch ausgeräumt werden müssen. Wir freuen uns daher, dass die Verwaltung diesen Punkt nochmal prüfen will.

Und vielleicht noch einen abschließenden Satz zur Bahnhofsgarage: auch wir sind uns durchaus noch unsicher, ob sich eine Nutzung für Fahrräder tatsächlich sinnvoll und sicher umsetzen lässt. Die Garage wurde schließlich vor vielen Jahren mit all Ihrer Infrastruktur und Zuschnitt für Autos und nicht für Fahrräder geplant und genauso wenig wie sie für Fahrräder geplant wurde, wurde sie für eine Doppelnutzung konzipiert. Unser Antrag zielt also vor allem darauf ab, dass wir dazu nochmal mehr Informationen bekommen, um dann eine fundierte Entscheidung treffen zu können.

So unsicher wir uns bezüglich der Bahnhofsgarage noch sind, so sicher sind wir uns allerdings, dass es unabhängig vom weiteren Verlauf der Sanierung oberirdisch für Fahrräder deutliche Verbesserungen braucht und diese vor allem auch umsetzbar, effektiv, sicher und komfortabel sind. Wir sind daher sehr dankbar, dass dieser Punkt – wenn auch nicht von der Tagesordnung gedeckt – von der Verwaltung weiterverfolgt und ebenfalls zur Beratung in den Bauausschuss verwiesen wird. Wir denken, dass wir damit ein Verfahren beschließen können, mit dem wir die Situation für alle Verkehrsteilnehmer*innen am Bahnhof und besonders für das Fahrradparken auf die Höhe der Zeit bringen und stimmen daher der Drucksache gerne zu.

Interfraktioneller Ergänzungsantrag